08.08.2018

Öffentlich

Renaissance des Stampfbeton

k9-Architekten-Leopold-Piribauer

Eingang Kirchplatz zum neuen Gemeindezentrum

K9 Architekten entwarfen ein neues Gemeindehaus mit Stampfbetonfassade. Das Material soll eine Verbindung zur bestehenden Friedhofsmauer bilden – und sich als Ensemble der barocken Kirche unterordnen.

Der neue Gemeindesaal befindet sich zwischen der Straße und der barocken Kirche der Gemeinde Herbolzheim in Baden-Württemberg. Um sich den Dimensionen der historischen Kirchenmauer anzupassen, verwirklichten K9 Architekten einen eingeschossigen Bau, der die Höhe der Mauer aufnimmt.

Lageplan
Greundriss EG

Neubau und Sanierung

Das Projekt geht aus einem Wettbewerb hervor, welchen das Freiburger Büro 2013 gewann. Gefordert war ein Instandsetzungskonzept, ausgelobt von der katholischen Kirchengemeinde St. Alexius: Zu den Baumaßnahmen gehörte die Errichtung des neuen Gemeindesaals sowie die Sanierung eines denkmalgeschützten Altbaus.

Im Neubau befinden sich der Gemeindesaal, Funktionsräume, eine Küche sowie das Foyer, welches zum Kirchplatz ausgerichtet ist. Der Neubau gliedert das Grundstück: Mit dem Foyer zur Straßenseite soll sich das Haus zum Kirchplatz öffnen, rückseitig entstand ein neuer Kirchhof. Dieser ist über Stufen an den bestehenden Kirchgarten angeschlossen.

Bei dem Bestand handelt es sich um ein ehemaliges Schulgebäude von 1791, das umgebaut und saniert wurde. In dem denkmalgeschützten Bau wurden das Pfarramt, ein Mehrzweckraum mit integrierter Bibliothek und zwei Wohnungen untergebracht. Darum wurden lediglich die Decke des obersten Geschosses und der Boden des Erdgeschosses gedämmt: Alt- und Neubau werden über ein Mikro-Blockheizkraftwerk im Bestandsgebäude versorgt.

Lageplan
Greundriss EG

Ausdrucksstarker Stampfbeton

Die Architekten wählten Stampfbeton wegen seiner Gestaltungsmöglichkeiten: „Da Neubau, barocke Kirche und denkmalgeschützter Altbau ein stimmiges Ensemble bilden sollen, war uns eine Fassade wichtig, die mit ihrer warmen Farbgebung zurückhaltend wirkt, aber gleichzeitig eine gewisse Ausdrucksstärke besitzt“, erklärt der Geschäftsführer Marc Lösch. „Das ergibt eine lebendige und natürliche Struktur, die mit der historischen Mauer harmoniert.“

Das Material wurde auf der Baustelle angemischt: In erdfeuchter Konsistenz wurde der Baustoff schichtweise in Schalungen eingebracht. Marc Lösch erklärt: „Am Ende erhält man eine sehr dauerhafte und druckfeste Konstruktion mit einer markanten Oberfläche, bei der die Schichten ablesbar bleiben.“

Rot pigmentierter Stahlbeton

Während der Bauarbeiten wurden archäologische Funde freigelegt. Darunter befand sich eine Wehrmauer, welche im Außenbelag sichtbar gemacht wurde. Als Referenz an die roten Erdschichten, welche während der archäologischen Grabungen freigelegt wurden, erhielt die Stahlbetonwand im Saal eine rote Pigmentierung.

Als Kontrast dazu sind die Decken in hellem weiß gehalten, wie beispielsweise die weiß lasierte Akustikdecke im Gemeindesaal. Die weiteren Wände des Saals sowie die Wände im Foyer sind mit Birkenholz verkleidet, alle weiteren Wände im Innenraum in Sichtbeton ausgeführt.

 

 

 

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