02.04.2019

Academy Portrait

„Spitzenarchitektur ist mit Nine-to-five nicht zu schaffen“

Schulz und Schulz Architekten aus Leipzig

Schulz und Schulz Architekten – Ansgar und Benedikt Schulz. Bild: Valentina Seidel

Vier Studenten, drei Städte, vier Büros – Jedes Jahr schickt die Baumeister-Academy talentierte Architekturstudenten in namenhafte Büros. Doch wer steckt eigentlich dahinter und was haben die Architekten von unserem Programm? Wir fragen nach: dieses Mal bei Schulz und Schulz Architekten, die 2019 zum ersten Mal an der Baumeister Academy teilnehmen. Der 24-jährige Ansgar Stadler steht schon in den Startlöchern, sein sechsmonatiges Praktikum in Leipzig beginnt am 1. April. Wir haben seinen Namensvetter und zukünftigen Chef Ansgar Schulz getroffen und uns mit ihm über seine Arbeit und die nächste Generation von Architekten unterhalten.

Starten wir mit Eigenlob: Warum lohnt es sich bei Schulz und Schulz zu arbeiten?
Die Arbeit bei uns ist extrem abwechslungsreich. Das heißt, wir bearbeiten alle Aufgaben im Architekturberuf vom Wettbewerb bis zum Abschluss einer Baustelle. Wir sind ein junges Team mit Leuten, die von vielen verschiedenen Hochschulen zu uns gekommen sind, und schließlich arbeiten wir in einer super interessanten Stadt an einem wirklich schönen Standort.

Für Schulz und Schulz ist das das erste Mal bei der Baumeister Academy. Warum macht ihr mit?
Wir sind in unserem Beruf immer aufgeschlossen für Neues, für Experimentelles und für Dinge, die wir noch gar nicht richtig einschätzen können. Das gilt auch für alle neuen Formen von Arbeitsverhältnissen oder Kooperationen untereinander.


“Blutige Anfänger haben immer einen gewissen Mut.”

Euer größter Erfolg?
Unser größter Erfolg ist sicherlich, das Büro über all die langen Jahre mit immer wieder interessanten und nicht alltäglichen Aufträgen attraktiv gehalten zu haben. Ein großer Erfolg ist aber auch, dass trotz der vorhandenen Fluktuation, die auch wir haben, viele unserer Mitarbeiter schon sehr lange in unserem Team sind.

Jetzt mal ehrlich: Können die blutigen Anfänger etwas, die, die gerade von der Uni kommen und in eurem Büro anfangen? Was fehlt ihnen?
Blutige Anfänger haben immer einen gewissen Mut, haben eine Inspiration, die sie in das Büro einbringen können, kommen mit sehr viel Fantasie und Enthusiasmus. Was ihnen fehlt, ist meist die Routine. Aber das ist auch gut so, denn das kommt in diesem Beruf sowieso später von selbst.

Was ist das Schlimmste, das ihr mal in einem Bewerbungsgespräch erlebt habt?
Bewerbungsgespräche können eigentlich nie schlimm sein, weil sich ja immer zwei Parteien aufeinander einlassen und aufeinander zu bewegen müssen. Das ist eher interessant als schlimm. Was ich allerdings nicht in Bewerbungsgesprächen leiden kann, sind Bewerber, die sich mit fremden Federn schmücken, das heißt, mit Renderings oder Zeichnungen, die sie gar nicht selbst gemacht haben, sondern jemand anderes. Das gibt oft leider ein falsches Bild über die tatsächlichen Fähigkeiten des Bewerbers.

“Benedikt und ich würden noch öfter während des Studiums ins Ausland gehen.”

Wenn ihr nochmal in der Zeit ins Studium zurückspringen könntet. Was würdet ihr anders machen?
Benedikt und ich würden noch öfter während des Studiums ins Ausland gehen, obwohl wir ja schon in Spanien und Paraguay waren. Aber wir würden bestimmt noch andere Stellen auf dieser Welt besuchen. Auslandsaufenthalte erweitern den Horizont ungemein, denn die Deutsche Architekturszene ist einfach zu limitiert. Und die Schweizer Szene, die auch oft hoch gelobt wird, ist auch nur eine, wie sie die Deutschen gerne hätten, eben mit größeren finanziellen Möglichkeiten und mit besseren Handwerkern. Also: hinaus in die Welt!

Was machen die Studenten von heute oft falsch?
Spitzenarchitektur ist als „Nine-to-Five-Job“ nicht zu schaffen. Das muss einem klar sein. Der Beruf besitzt eine extrem hohe Komplexität und eine große Verantwortung. Ständig muss man mindestes 150 % geben, um überhaupt 90 % von dem, was man sich vorstellt, zu erhalten. Man muss hart arbeiten – ähnlich wie im Leistungssport. Dieses harte Arbeiten sollte man allerdings bereits im Studium trainieren. Dazu sind heutzutage leider nicht mehr alle bereit.

“Der wichtigste Tipp ist wohl, zu Beginn des Studiums das Basiswissen bedingungslos zu pauken.”

Euer Tipp an angehende Architekten?
Der wichtigste Tipp ist wohl, zu Beginn des Studiums das Basiswissen bedingungslos zu pauken. Das heißt, sich in den ersten Semestern ein umfängliches Wissen über Baukonstruktion, Tragkonstruktionen und Bauphysik anzueignen. Man kann das schon ähnlichsehen, wie bei Studierenden der Medizin, die sich zu Beginn ihres Studiums erst mal mehrere Semester mit Anatomie beschäftigen müssen, bevor sie tatsächlich auf Patienten und auf die praktischen Fälle der Medizin losgelassen werden. Nach dem Erlangen des oben genannten Basiswissens sollte man sich dann öffnen – dies aber richtig. Das heißt, viele Büros, viele Leute, viele Fakultäten kennenlernen, auch außerhalb von Deutschland.

Die Baumeister Academy ist ein Praktikumsprojekt des Architekturmagazins Baumeister und wird unterstützt von GRAPHISOFT und der BAU 2019.

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