04.05.2016

Gewerbe

Nachhaltige Geometrie

Der Neubau für die Ulmer Sparkasse überzeugt durch kluge Materialwahl und die Liebe zum Detail. Damit reiht sich der Bau in das Œuvre der Stuttgarter Architekten Lederer Ragnarsdóttir Oei ein. Hinter dem Konzept steht eine kritische Auseinandersetzung mit der Bedeutung des nachhaltigen Bauens.

LRO greifen auf bewährte Motive ihres Schaffens zurück
Zickzackfenster prägen die Fassade des Ziegelbaus...
...in den Innenräumen sorgen sie für mehr Licht und einen engen Bezug zum Bestand
Die Innenräume leben von feinen Details

Wer den Entwurfsansatz des neuen Sparkassengebäudes in Ulm von Lederer Ragnarsdottir Oei verstehen will, muss den Neubau von seiner Westseite her betrachten. Über der „Großen Blau“, die sich durch das malerische Fischerviertel schlängelt, erhebt sich der archaisch anmutende Ziegelbau, der aus den alten Backsteinmauern des angrenzenden Gebäudes herauszuwachsen scheint. Das Ensemble ergibt eine interessante Schnittfigur: Auf der einen Seite der sogenannte „Neue Bau“, ein wuchtiger ehemaliger Kornspeicher aus der Ulmer Spätrenaissance mit Spitzdach und fünfeckigem Grundriss, auf der anderen Seite der schmale siebengeschossige Verwaltungsbau, der dem natürlichen Geländeverlauf folgend nach Süden hin um ein Geschoss abfällt. Den Architekten war es wichtig, die westliche Einfahrt in die Stadt durch eine neue Torsituation zu definieren. „Auf beiden Seiten der Neuen Straße stehen nun stabile Häuser, so dass du merkst, dass du in die Stadt hereinkommst. Das hat etwas mit der Materialität zu tun und damit, wie das Haus steht“, erklärt Arno Lederer.

Zugleich wirkt das Ziegelensemble aus Neubau und historischer Bausubstanz wie ein Stück reparierte Stadt innerhalb der fragmentierten Altstadt, durch die in den 1950er-Jahren ohne Rücksicht auf das vormalige Straßennetz und die historische Bebauungsstruktur die Neue Straße als vierspurige Verkehrsschneise angelegt wurde. Erst Jahre später erfuhr die Diskussion um die Stadterneuerung durch die Auseinandersetzung mit Richard Meiers strahlend weißem Stadthaus am Münstermarkt einen wichtigen Impuls, der dazu führte, dass die Neue Straße Ende der 90er-Jahre zurückgebaut wurde. Eine große Tiefgarage verläuft heute unter der Straße und entlastet die Innenstadt. Auf den freigelegten Grundstücken darüber bilden zahlreiche Neubauten auf keilförmigen Grundstücken die sogenannte Neue Mitte: die Kunsthalle von Wolfram Wöhr, das Kaufhaus Münstertor von Stephan Braunfels und schließlich die beiden neuen Sparkassengebäude, wovon eines aus der Feder des Stuttgarter Büros stammt, die den Wettbewerb 2007 gewonnen hatten.

Mehr dazu finden Sie im Baumeister 5/2016

Fotos: Roland Halbe

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