Im Rahmen der 19. Internationalen Architekturausstellung in Venedig präsentiert Spanien unter dem Titel „Internalities: Architectures for Territorial Equilibrium“ einen bemerkenswerten Beitrag zur aktuellen Klimadebatte. Das von den Architekten Roi Salgueiro und Manuel Bouzas kuratierte Projekt erforscht, wie Architektur die mit Produktionsprozessen verbundenen Umweltexternalitäten reduzieren kann, um die DekarbonisierungDekarbonisierung: Dieses Fachmagazin beschäftigt sich mit dem Thema der Verringerung des Kohlenstoffdioxidausstoßes, insbesondere in der Industrie und im Transportsektor, um die globale Erderwärmung zu bekämpfen und den Übergang zu erneuerbaren Energien und kohlenstofffreien Technologien zu beschleunigen. der spanischen Baubranche voranzutreiben.

Eine neue Begrifflichkeit als konzeptioneller Rahmen
Der spanische Pavillon ist um einen Begriff konstruiert, der bislang nicht existierte: „Internalities“. Dieser Neologismus steht im direkten Kontrast zum etablierten Begriff der „Externality“ (Externalität), der 1920 vom britischen Ökonomen Arthur Pigou geprägt wurde und „indirekte Kosten, die Menschen und Territorien betreffen, die nicht mit der Produktion eines Produkts zusammenhängen“ beschreibt. Externalitäten umfassen also die nicht quantifizierten Auswirkungen, Nebenprodukte, Rückstände, Emissionen und Abfälle, die alltäglichen Produktionsprozessen zugrunde liegen – darunter auch dem Bauprozess, der für 37% der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich ist.
„Internalities“ hingegen schlägt eine Architektur vor, die auf diese Umweltexternalitäten reagiert und sie umkehrt. Das Projekt untersucht, wie Architekten nicht vom interkontinentalen Ressourcenfluss abhängig sein müssen, sondern vielmehr intern die Beziehungen zwischen Ökologien und Ökonomien ausgleichen können.
Ein Beitrag zum übergreifenden Thema der Biennale
Der spanische Pavillon antwortet direkt auf das vom Biennale-Kurator Carlo Ratti vorgegebene Thema „Intelligens. Natural. Artificial. Collective“, das verschiedene Formen der Intelligenz hervorheben will, die zur Bekämpfung der Klimakrise entwickelt werden. Der spanische Beitrag wurde durch eine offene Ausschreibung ausgewählt und unterstreicht die Arbeit einer neuen Generation spanischer Architekten, die rigoros und radikal untersuchen, wie Architektur als Mediator zwischen Ökologie und Ökonomie fungieren kann.
Aufbau der Ausstellung
Die Ausstellung ist um einen zentralen Raum mit dem Titel „Balance“ strukturiert, der als Einführung dient und 16 architektonische Projekte verschiedener Studios präsentiert, die durch eine Ausschreibung ausgewählt wurden. Jedes Projekt wird durch zwei Modelle dargestellt, insgesamt also 32. Die ausgestellten Gebäude verwenden verschiedene Arten von Stein (Granit, Kalkstein, Sandstein und Schiefer), nutzen Holzarten (Kiefer, Tanne, Kork, Teak), die an die in jeder Region verfügbaren Arten angepasst sind, verwenden Materialien, die aus dem Boden selbst stammen (Ton, verdichtete Erde oder Ziegel), integrieren natürliche Fasern und Dämmstoffe oder entwickeln Techniken des „Urban Mining“.
Die Beziehung und das Gleichgewicht zwischen diesen Materialien und den Territorien, aus denen sie stammen, wird durch 16 Waagen verdeutlicht, eine pro Projekt. Auf jeder Waagschale befinden sich Modelle, die die zwei Maßstäbe des jeweiligen Projekts darstellen: zum einen die Konstruktionssysteme, gefertigt aus dem Material, das das Gebäude am ambitioniertesten internalisiert hat; zum anderen der territoriale Maßstab, der die Herkunftsgebiete dieser Materialien und die zu ihrer Gewinnung eingesetzten Prozesse zeigt.
Fünf Forschungsachsen
Fünf Seitenräume ergänzen den zentralen Bereich und präsentieren die Ergebnisse der Forschungsteams zu fünf Hauptthemen der DekarbonisierungDekarbonisierung: Dieses Fachmagazin beschäftigt sich mit dem Thema der Verringerung des Kohlenstoffdioxidausstoßes, insbesondere in der Industrie und im Transportsektor, um die globale Erderwärmung zu bekämpfen und den Übergang zu erneuerbaren Energien und kohlenstofffreien Technologien zu beschleunigen. der Architektur in Spanien:
- Materialien: Dieser Bereich analysiert die Wertschöpfungsketten natürlicher und regenerativer Materialien an der kantabrischen Küste, von forstwirtschaftlichen Praktiken bis zur Holzindustrie. Die Forschung wurde von den Architekten und Forschern Daniel Ibáñez und Carla Ferrer sowie der Fotografin María Azkarate durchgeführt.
- EnergieEnergie: die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten oder Wärme zu erzeugen.: Dieser Raum untersucht die Energiewende und ihre landschaftlichen Auswirkungen mit Fokus auf Wind- und Wasserkrafterzeugung an der nordwestlichen Atlantikküste Spaniens. Aurora Armental und Stefano Ciurlo vom Architekturbüro Estar haben zusammen mit dem Fotografen Luis Díaz Díaz einen Ansatz erarbeitet, der die Energiewende als Landschaftsprojekt im territorialen Maßstab begreift.
- Handwerk: Die Forscher Anna und Eugeni Bach haben gemeinsam mit der Fotografin Caterina Barjau untersucht, wie die Abhängigkeit von globalen Technologien verringert werden kann, um lokale konstruktive Intelligenzen im Zusammenhang mit der Verwendung von Erde im Mittelmeerraum wiederzugewinnen.
- Abfälle: Lucas Muñoz und die Fotografin Ana Amado erforschen Strategien zur Rückgewinnung, zum RecyclingRecycling – Das Verfahren, bei dem Materialien wiederverwendet werden, um Ressourcen zu sparen und Abfall zu reduzieren. und zur Wiederverwendung von Materialien, die im Ballungsraum Madrid beim Bauen entsorgt werden.
- Emissionen: Dieser Raum befasst sich mit dem vollständigen CO₂-Zyklus während der gesamten Lebensdauer eines Gebäudes, von der Extraktion bis zum Abriss, mit Beispielen für Emissionsreduzierungen auf den Balearen. Die Forschung wurde von Carles Oliver und David Mayol zusammen mit der Fotografin Milena Villalba durchgeführt.
Der spanische Pavillon wird von der spanischen Regierung durch das Generalsekretariat für Städtische Agenda, Wohnungsbau und Architektur des Ministeriums für Wohnungsbau und Städtische Agenda (MIVAU) in Zusammenarbeit mit Spanish Cultural Action (Acción Cultural Española – AC/E) und der Spanischen Agentur für Internationale Entwicklungszusammenarbeit (AECID) gefördert. Das Projekt wird zudem offiziell von FINSA gesponsert.
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