09.11.2024

Architektur Urban Wohnen

Space Encounters baut Wohnkomplex in Oostenburg

Für ihr Projekt in Osteenburg entwarfen Space Encounters drei Volumen in unterschiedlicher Höhe und mit variierenden Fassaden. © Marcel van der Burg

Oostenburg im Herzen Amsterdams ist ein Stadtteil in Transformation. 2023 entstand hier der Wohnkomplex De Gieter und De Slijper von Space Encounters. Wie die Architekten urbane Dichte und industrielle Historie verbinden, lesen Sie hier.

Ursprünglich war das Viertel Oostenburg, östlich des Stadtzentrum in Amsterdam gelegen, ein wichtiges Industriegebiet. Im 17. Jahrhundert beherbergte es Werften und Lagerhäuser der Niederländischen Ostindien-Kompanie und spielte damit eine Schlüsselrolle in der maritimen Handels- und Industriegeschichte Amsterdams. In den letzten Jahren hat sich Oostenburg nach und nach zu einem lebendigen Stadtteil entwickelt, in dem die alten Industriegebäude zu modernen Wohnräumen, kreativen Arbeitsplätzen und kulturellen Zentren umgestaltet werden. Heute zeichnet sich das Viertel durch eine Mischung aus moderner Architektur, renovierten Industriebauten und Blicken auf die Kanäle aus. Durch die zentrale Lage ist es zwar gut erreichbar, bietet aber im Vergleich zu belebteren, von Tourist*innen frequentierten Vierteln eine ruhigere, mehr wohnliche Atmosphäre. In diesem Umfeld entstand der innerstädtischer Wohnkomplex De Gieter & de Slijper von Space Encounters.


Kontext von Oostenburg als Chance

Das Büro Space Encounters aus Amsterdam arbeitete für das Projekt mit OZ, Workshop Architects und BETA zusammen. Aus der Kollaboration entstand ein markanter Wohnkomplex als Teil eines großen Gebäudeblocks, der die historische Werkspoorhal im Herzen des Gebiets umgibt. Dabei war den Planer*innen ein bewusster Umgang mit dem vielgestaltigen Kontext und den Einflüssen aus Historie und Moderne wichtig. So fügt sich das Gebäude von Space Encounters in das gemischte städtischer Umfeld ein, welches sich durch Gebäude, die in Maßstab und Größe variieren, einladende Sockel haben oder sich in der Gestaltung ihrer Dachlinie unterscheiden. „The Oostenburg project by Space Encounters was shaped with these parameters in mind to provide high-quality high-density living“, beschreiben die Architekt*innen den Ansatz. So entstand ein Entwurf der den Gebäudekomplex in mehrere Volumen aufteilt, die sich nicht nur in der Fassadengestaltung und Höhe, sondern auch in den Grundrissen der Wohnungen unterscheiden. Mit der umliegenden abwechslungsreichen Stadtstruktur als Vorbild, wirkt das neue Projekt in Osteenburg trotz großer Grundfläche wenig monolithisch wirkt.

Die Dachform von De Gieter verweist auf die Sheddächer der ehemaligen industriellen Lagerhäuser auf dem Gelände. © Marcel van der Burg
Die Fassade von De Slijper wird von weißen Fliesen und blauen Balkongeländern dominiert. © Marcel van der Burg
Der belebte Sockel schafft einen Übergang zum Außenraum. © Marcel van der Burg

Space Encounters entwirft Drei Volumen

Das Gebäude besteht aus zwei seitlichen Volumen, die dem Projekt auch ihren Namen geben: De Gieter und De Slijper. Sie beinhalten jeweils eine vielfältige typologische Mischung von Wohnungen. De Gieter erstreckt sich über sechs Geschosse, während De Slijper sogar sieben Stockwerke umfasst. Dabei haben die Wohnungen im Erdgeschoss eine großzügige Deckenhöhe und einen gegenüber dem Straßenniveau leicht erhöhten Fußboden, der ihnen in der dicht bebauten Nachbarschaft einen Übergangsraum im Freien bietet. Zwischen den beiden Baukörpern ist ein drittes, schmales, angehobenes Volumen eingespannt, in dem die Erschließungsräume untergebracht sind. Es wird von einer transparenten Metallnetzstruktur umhüllt, die Sichtverbindungen zur Umgebung ermöglicht und dem Gebäude zwischen den beiden Wohnblöcken eine leichte und luftige Anmutung verleiht. Auch die weitere Außenwirkung ist detailreich geplant. So sind die Häuservolumen und der Sockel mit einer reichen Materialpalette versehen.

Detail 03 von Space Encounters.
Detail 02 von Space Encounters.
Detail 01 von Space Encounters.
Das dritte Stockwerk von Space Encounters.
Erdgeschoss von Space Encounters.
Schnitt von Space Encounters.

Nicht nur ausgefallene Fassadengestaltung

Dabei unterscheiden sich die Fassaden der beiden Gebäudeteile und machen eine Adressbildung eindeutig. De Gieter wurde mit grobkörnigen, grün-grauen Betonelementen versehen, die außen rau und innen glatt sind. Die geometrische Strenge wird durch die Reflexion der Sonnenstrahlen auf den groben Oberflächen in den Fenster kontrastiert. Die straßenseitige Fassade besteht dabei aus einer massiven Gitterfassade mit drei Fensterflügeln, die auf abstrakte Weise an die typischen Amsterdamer Grachtenhäuser erinnert. Im Gegensatz dazu ist die Seitenfassade offen und transparent und enthält die privaten Außenbereiche der Wohnungen. Die Dachform dieser Fassade verweist auf die Sheddächer der ehemaligen industriellen Lagerhäuser auf dem Gelände. Eine weitere Bereicherung der Fassade von De Gieter sind die rauen, taktilen Außenflächen der Elemente. Diese Mondlandschaft aus Beton spielt auffällig mit Regen und Sonne.

De Slijper wird hingegen von weißen Fliesen und blauen Balkongeländern dominiert. „The bright white tiles with blue joints and fences endow the building with a joyful appearance“, beschreibt Space Encounters die Außenwirkung.  Die der Straße zugewandte Fassade von De Slijper hat außerdem eine starke horizontale Neigung, die mit der angrenzenden Werkspoorhal kontrastieren soll. Ein begrünter Innenhof in der Mitte des Projekts verbindet sich mit den angrenzenden grünen Außenflächen. Für die Gestaltung der Freiräume arbeitete Space Encounters mit LOLA Landscape Architects aus Rotterdam zusammen. Durch eine aktive Bespielung des Sockelgeschosses, der aus Geschäftsräumen, Atelierwohnungen und der Eingangslobby besteht, entsteht ein öffentlicher Raum, der durch große Türen zugänglich ist. Das Gebäude wird von einem gemeinsamen Dachgarten gekrönt, der allen Bewohner*innen zusätzliche Außenräume und einen herrlichen Blick über die Stadt bietet.


Space Encounters Vision

Das Gebäudeensemble wurde 2023 fertiggestellt. Es ist eines von vielen außergewöhnlichen Projekten im Portfolio von Space Encounters. Das international tätige Architekturbüro, das von den Brüdern Gijs und Joost Baks geleitet wird, wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach für seine Arbeit ausgezeichnet. „We approach each project as an invitation to find an answer to the question: what is the very best this project can be? , beschreiben die Architekt*innen ihre Herangehensweisen. In Oostenburg lautete die Antwort, ein neues hybrides Gebäude zwischen Alt und Neu zu schaffen, das eine hohe Dichte und gleichsam Lebensqualität bietet.

Scroll to Top