30.09.2020

Öffentlich

Eine Schule von Felt Architekten

Bildungsbauten

Foto: Stijn Bollaert

Im belgischen Dorf Zarren haben Felt Architekten aus Gent eine Grundschule errichtet, die der hochgelobten flandrischen Gegenwartsarchitektur einen ganz neuen Spin verleiht. Farbe und Materialität spielen dabei tragende Rollen.

Es war ein Auftakt nach Maß für die beiden jungen Architekten Jasper Stevens und Karel Verstraeten: 2014 gründeten sie ihr Büro Felt im belgischen Gent und noch im gleichen Jahr konnten sie den Wettbewerb für den Neubau einer Grundschule im Dorf Zarren in Westflandern für sich entscheiden. Der inzwischen fertiggestellte Bau hat inzwischen für viel Aufmerksamkeit gesorgt, denn Stevens und Verstraeten haben es verstanden, zwei Qualitäten zu vereinen: Zum einen stehen sie ganz unverkennbar in der Tradition der neueren Flandrischen Architektur, die für die Selbstverständlichkeit ihrer Erscheinung viel Anerkennung in der Fachwelt gefunden hat. „Normcore“ betitelte die Arch+ 2015 ihr Heft über diese Bauschule, „Supernormal“ könnte man sie auch in Anlehnung an einen Begriff des Designers Jasper Morrison nennen.

Foto: Stijn Bollaert
Foto: Stijn Bollaert
Foto: Stijn Bollaert
Foto: Stijn Bollaert
Foto: Stijn Bollaert
Illustration: Felt
Foto: Stijn Bollaert

Streng in der Form, vielfältig im Material

Wer sich den Gebäudekomplex der Grundschule in Zarren anschaut, erkennt sofort, was gemeint ist. Die simplen Volumen der aneinandergereihten Baukörper mit ihren rotgedeckten Satteldächern verdichten die Nachkriegsbebauung der Umgebung zu einem Archetypus. Allerdings, und daran merkt man, dass hier die junge Generation am Werk ist, verbinden Felt Architekten diese – scheinbare –  Simplizität mit einer ausgeprägten Lust an Farben und Materialien. Hohe Sockel aus blassrotgefärbtem Beton treffen bei dem Bauteil, der die Klassenräume aufnimmt auf sandfarbene Verblender. Ein Wandstreifen aus hellem Beton übernimmt die Funktion eines Gesimses. Bei dem Volumen, das die Sporthalle der Schule beherbergt, ist der Beton des Sockels dagegen ungefärbt. Oberhalb der Sockelzone wird diese Farbigkeit von einer grauen Schindelverkleidung fortgeführt. Sie erhält ihre besondere Note dadurch, dass die Schindeln diagonal zu den Hauskanten verlegt sind. Zwei große Tore aus rostfreiem Stahl vervollständigen die Grautöne zum Akkord.

Foto: Stijn Bollaert
Foto: Stijn Bollaert

Doppelte Satteldächer, offene Dachstühle

Im Innern der Schule setzen die Architekten geschickt die Negativformen der Satteldächer ein, um den Räumen einen unverwechselbaren Charakter zu verleihen. Die Turnhalle etwa erhält durch den offenen Doppeldachstuhl und die durchfensterten Dachflächen Luft und Leichtigkeit. Eine bemerkenswerte Idee ist die zur Halle offene Empore oberhalb der Umkleiden, die die Cafeteria der Schule aufnimmt. Auch in hier ist der Dachstuhl geöffnet. Da sich dieser Bauteil aber bereits unter einem angrenzenden Satteldach befindet, verläuft hier die Firstrichtung quer zu den beiden Firsten des Turnhallendachs.

Wie die Turnhalle wird auch der Trakt mit den Klassenzimmern von zwei parallelen Satteldächern mit offenem Dachstuhl abgeschlossen, so dass die Unterrichtsräume im Obergeschoss eine äußerst wohltuende Höhe besitzen. In den Mittelgang zwischen den Klassen schneidet dagegen die Traufe zwischen den Dächern v-förmig ein und verleiht dadurch der Decke ein überraschend dekoratives Moment.

Foto: Stijn Bollaert
Foto: Stijn Bollaert

Mut zur Farbe

Im ganzen Haus arbeiten die Architekten geschickt mit dem Kontrast von kräftigen Farben, die bei den Böden und an den Wänden zum Einsatz kommen, Betonflächen, hellen Holzeinbauten sowie weißen Decken und Dachschrägen. Optisch sticht das Haupttreppenhaus heraus, dass sowohl die oberen Klassenräume als auch die Cafeteria erschließt. Hier setzten Felt Architekten wiederum blassrosa gefärbten Beton sowohl für den elegant geschwungenen Treppenlauf, als auch für die Zwischendecke zum Obergeschoss ein. Auch im Obergeschoss selbst bleibt der farbige Beton als Boden sichtbar und bindet dort Treppenhaus und Cafeteria optisch zusammen.

Foto: Stijn Bollaert
Foto: Stijn Bollaert
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