Schaltbare Räume sind das Chamäleon der Architektur: Sie behaupten, alles zu können, aber was steckt wirklich dahinter? Zwischen Multifunktionalität, digitaler Steuerung und dem nachhaltigen Traum vom Flächenwunder balancieren Planer, Bauherren und Nutzer auf einem schmalen GratGrat - höchste Stelle auf einem Dach, an der die beiden Dachflächen zusammentreffen zwischen Vision und Pragmatismus. Wie viel Zukunft steckt in diesen wandelbaren Raumkonzepten – und wie viel heiße Luft? Ein Blick auf den Stand der Dinge in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigt: Wer Räume nur als statische Behälter denkt, hat schon verloren.
- Schaltbare Räume sind multifunktionale Flächen, die ihre Nutzung per Technik, Architektur und digitaler Steuerung blitzschnell ändern können.
- Deutschland, Österreich und die Schweiz experimentieren mit flexiblen Raumkonzepten, aber der große Durchbruch steht noch aus.
- Digitale Tools, Sensorik und KI machen Räume intelligent – aber auch komplexer und wartungsintensiver.
- NachhaltigkeitNachhaltigkeit: die Fähigkeit, natürliche Ressourcen so zu nutzen, dass sie langfristig erhalten bleiben und keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt haben. Nachhaltigkeit in der Architektur - Gebäude, die die Umwelt schützen und gleichzeitig Ästhetik und Funktionalität bieten Nachhaltigkeit und Architektur sind zwei Begriffe, die heute mehr denn je miteinander verbunden... ist kein Selbstläufer: Nur wer materialeffizient baut und zyklusgerecht plant, profitiert ökologisch.
- Neue Raumkonzepte fordern Architekten, Bauingenieure und Betreiber technisch und organisatorisch heraus.
- Diskussionen um Kosten, Komfort, Akzeptanz und Standardisierung bestimmen die Debatte.
- Schaltbare Räume spiegeln einen Paradigmenwechsel in der Architektur wider – weg vom Dogma der Dauer, hin zur performativen Flexibilität.
- Globale Vorbilder liefern Inspiration, aber lokale Anforderungen entscheiden über Erfolg oder Flop.
- Das Thema ist ein Brennglas für die Digitalisierung des Bauens – mit allen Chancen und Risiken.
Von der Turnhalle zum Hybridraum: Was schaltbare Räume wirklich sind
Wer bei schaltbaren Räumen nur an klappbare Trennwände oder bewegliche Möblierung denkt, unterschätzt das Potenzial – und die Fallstricke. Der Begriff steht heute für hochgradig adaptierbare Flächen, die sich auf Knopfdruck, per AppAPP: APP steht für "ataktisches Polypropylen" und ist ein Material, das oft bei der Produktion von Bitumen-Abdichtungsbahnen eingesetzt wird. oder automatisiert in völlig unterschiedliche Nutzungsszenarien verwandeln. Da wird aus dem Büro ein Seminarraum, aus dem Foyer eine Eventfläche und aus dem Klassenzimmer ein Co-Working-Space. Möglich machen das nicht nur kluge Grundrisse und mobile Wände, sondern auch Steuerungstechnik, Sensorik, adaptive Beleuchtung und digitale Buchungssysteme. Räume werden zur Hardware, Software und Serviceplattform zugleich. Der Trend kommt nicht von ungefähr: Die Verdichtung der Städte, steigende Immobilienpreise und der Wunsch nach nachhaltiger Flächennutzung treibenTreiben ist ein physikalischer Prozess, bei dem die Luft im Beton gelöst wird, um sicherzustellen, dass der Beton eine homogene Textur hat. Dies hat Auswirkungen auf die Festigkeit und Haltbarkeit des Materials. Planer und Betreiber zur Innovation. Was früher als Notlösung galt, ist heute Teil der architektonischen DNA – zumindest auf dem Papier.
Deutschland, Österreich und die Schweiz experimentieren seit Jahren mit flexiblen Raumkonzepten, aber systematisch umgesetzt werden sie bisher selten. Es mangelt an Mut, aber auch an Know-how, Standards und manchmal schlicht an passenden Bauherrn. Viele Projekte bleiben Insellösungen, Prototypen oder Marketingversprechen. Die klassische Schule setzt auf Fixierung: ein Raum, eine Funktion. Doch die Realität sieht längst anders aus. Schulen, Büros, Kulturzentren – überall steht Flexibilität auf der Wunschliste. Wer heute noch starre Flächen plant, baut die Überalterung gleich mit ein. Die Bauordnungen und Förderprogramme hinken dem Trend allerdings noch hinterher. Die Regularien lieben das Eindeutige und Dauerhafte, während schaltbare Räume das Gegenteil wollen: Offenheit, Wandel, Überraschung.
Technisch betrachtet geht es längst nicht mehr nur um mechanische Lösungen. Elektronische Steuerungen, SensorenSensoren: Bezeichnet alle Geräte, die dazu dienen, Daten über Umweltbedingungen oder Ereignisse zu sammeln. für Raumbelegung, Temperatur und Luftqualität, digitale Buchungsplattformen und KI-gestützte Szenariensteuerung sind Realität – zumindest in Pilotprojekten. Ein Raum weiß heute, wie viele Menschen ihn nutzen, welche Lichtstimmung gefragt ist und ob die Trennwand besser geschlossen bleibt. Das klingt nach Science-Fiction, ist aber Alltag in manchen Vorzeigeobjekten. Doch die Technik bringt auch neue Abhängigkeiten: Wer wartet, wer programmiert, wer zahlt für Updates und Ersatzteile? Die klassischen Rollensind kleine bewegliche Teile, die in Türschlössern verbaut werden, um die Beweglichkeit der Türverriegelung zu verbessern. Sie können in verschiedenen Ausführungen und Materialien vorkommen. im Bauprozess geraten ins Wanken. Architekten werden zu Systemdesignern, Betreiber müssen sich mit IT und Wartungszyklen auskennen. Die Bauwirtschaft steht am Beginn einer digitalen Raumrevolution – und viele wissen noch nicht, was da auf sie zukommt.
Die gesellschaftlichen Erwartungen sind hoch, die Begeisterung oft größer als die tatsächliche Nutzung. Viele schaltbare Räume verstauben ungenutzt, weil Bedienung und Organisation zu komplex sind oder Nutzer schlicht keine Lust auf ständige Veränderung haben. Die Akzeptanzfrage ist ungelöst: Wie viel Flexibilität will der Mensch wirklich? Und wie viel Chaos verträgt eine Organisation? Es zeigt sich: Der Erfolg schaltbarer Räume hängt nicht nur an der Architektur, sondern mindestens ebenso an Prozessen, Schulung und Betrieb. Es ist ein Lernfeld – für alle Beteiligten.
Im globalen Vergleich ist der deutschsprachige Raum kein Vorreiter, aber auch kein Entwicklungsland. Während in Asien und Nordamerika teilweise radikal modulare Gebäude entstehen, bleibt man hierzulande vorsichtig. Die Gründe sind vielschichtig: rechtliche Unsicherheiten, die Angst vor Mehrkosten, ein Hang zur Perfektion und der Wunsch nach Langlebigkeit. Doch der Druck steigt – und mit ihm das Interesse an echten, schaltbaren Lösungen, die mehr sind als eine teure Spielerei.
Digitale Steuerung: Wie KI und Sensorik Räume wirklich smart machen
Die Digitalisierung ist der große Gamechanger für schaltbare Räume. Ohne Sensorik, Aktorik und clevere Steuerungssoftware bleibt jede Flexibilität auf halber Strecke stecken. Die neuen Systeme messen, regeln, analysieren – und lernen sogar dazu. LichtLicht: Licht bezeichnet elektromagnetische Strahlung im sichtbaren Bereich des Spektrums. In der Architektur wird Licht zur Beleuchtung von Räumen oder als Gestaltungselement eingesetzt., Klima, AkustikAkustik bezieht sich auf die Beschaffenheit eines Raumes in Bezug auf Schall und dessen Ausbreitung. In der Architektur wird die Akustik beispielsweise bei der Planung von Konzertsälen oder anderen Veranstaltungsräumen berücksichtigt, um eine optimale Klangqualität zu erreichen., Möblierung, Zugang: Alles lässt sich heute vernetzen und situationsabhängig steuern. Die Zauberworte heißen Internet of ThingsInternet of Things (IoT) bezieht sich auf die Vernetzung von vormals unvernetzten Geräten und Gegenständen, um Daten zu sammeln und zu analysieren, die dann genutzt werden können, um Prozesse zu automatisieren oder neue Anwendungen zu entwickeln., Building Information ModelingBuilding Information Modeling (BIM) bezieht sich auf den Prozess des Erstellens und Verwalten von digitalen Informationen über ein Gebäudeprojekt. Es ermöglicht eine effiziente Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Beteiligten und verbessert die Planung, Konstruktion und Verwaltung von Gebäuden. und künstliche Intelligenz. Wer glaubt, das sei Zukunftsmusik, war noch nicht in den neuen Bürowelten oder Lernzentren von Zürich, Wien oder München. Hier wird der Raum zum Mitdenker – und manchmal zum Besserwisser.
Doch die Technik hat ihre Tücken. Die Integration verschiedenster Systeme ist anspruchsvoll, Schnittstellenprobleme sind an der Tagesordnung. Wer heute einen schaltbaren Raum plant, muss IT-Architektur, Datenschutz und Cybersecurity gleich mitdenken. Die Angst vor dem Blackout, vor Hackerangriffen oder Systemausfällen ist real. Betreiber berichten von massiven Wartungskosten, Planer verzweifeln an proprietären Lösungen und fehlenden Standards. Die Branche ist ein Flickenteppich aus Insellösungen, jeder kocht sein eigenes Süppchen. Das sorgt für Frust – und für eine massive Marktbereinigung in den nächsten Jahren.
Gleichzeitig eröffnen digitale Tools ungeahnte Möglichkeiten für die Nutzungsanalyse und Optimierung. Raumbelegung lässt sich in Echtzeit auswerten, Szenarien können simuliert, Flächen bedarfsgerecht verteilt werden. KI-Algorithmen erkennen Muster und schlagen Verbesserungen vor. Das klingt nach EffizienzEffizienz: Ein Verhältnis zwischen der nützlich erzielten Leistung und der eingesetzten Energie oder dem eingesetzten Material. und Nachhaltigkeit, birgt aber auch Risiken. Wer steuert die Algorithmen, wer kontrolliert die Daten? Die Macht der Technik kann zur Black Box werden, Nutzer verlieren den Überblick oder das Vertrauen. TransparenzTransparenz: Transparenz beschreibt die Durchsichtigkeit von Materialien wie Glas. Eine hohe Transparenz bedeutet, dass das Material für sichtbares Licht durchlässig ist., Nachvollziehbarkeit und Nutzerfreundlichkeit bleiben zentraleZentrale: Eine Zentrale ist eine Einrichtung, die in der Sicherheitstechnik als Steuerungszentrum für verschiedene Alarmvorrichtungen fungiert. Sie empfängt und verarbeitet Signale von Überwachungseinrichtungen und löst bei Bedarf Alarm aus. Herausforderungen – technisch wie ethisch.
Die Rolle der Architekten verändert sich grundlegend. Sie müssen nicht nur räumlich, sondern auch digital denken. Es reicht nicht mehr, einen schönen Grundriss zu entwerfen. Gefragt sind digitale Zwillinge, Simulationen und Programmierkenntnisse. Die Planer werden zu Schnittstellenmanagern zwischen Bau, IT, Betrieb und Nutzer. Wer das nicht beherrscht, wird überrollt – von Softwareanbietern, Facility-Managern oder den eigenen Auftraggebern. Die Ausbildung hinkt hinterher, Fortbildung ist Pflicht. Die digitale Transformation der Bauwelt ist keine Option mehr, sondern Überlebensstrategie.
Auch die Nutzer sind gefordert. Sie müssen lernen, mit den neuen Systemen umzugehen, sie zu akzeptieren – oder ihnen zu widersprechen. Die Angst vor ÜberwachungÜberwachung: Die Überwachung bezeichnet die systematische Kontrolle eines bestimmten Bereichs oder Objekts mithilfe von technischen Sensoren oder menschlichem Personal, um mögliche Gefahren zu erkennen und rechtzeitig zu reagieren., Kontrollverlust oder Komplexität ist groß. Nur wenn die Systeme selbsterklärend, transparentTransparent: Transparent bezeichnet den Zustand von Materialien, die durchsichtig sind und das Durchdringen von Licht zulassen. Glas ist ein typisches Beispiel für transparente Materialien. und verlässlich funktionieren, werden sie angenommen. Sonst bleiben schaltbare Räume schöne Showcases für die Presse – und im Alltag abgeschaltet.
Nachhaltigkeit: Mehr als nur Flächeneffizienz?
Schaltbare Räume werden gern als Nachhaltigkeitswunder verkauft: Mehr Flexibilität, weniger Fläche, weniger Neubau, mehr Nutzung – das klingt nach ökologischer Logik. Doch die Realität ist komplexer. Die Herstellung adaptiver Systeme ist ressourcenintensiv, der Betrieb oft energieaufwändiger als bei klassischen Räumen. Materialvielfalt, VerschleißVerschleiß ist der Abnutzungsprozess eines Materials oder Gegenstands durch Gebrauch und Belastung. Verschleiß kann zu Veränderungen in der Beschaffenheit des Materials führen und sollte bei der Auswahl von Bodenbelägen berücksichtigt werden., WartungWartung: Die Wartung bezeichnet die regelmäßige Inspektion und Instandhaltung von technischen Geräten oder Systemen, um deren Funktionstüchtigkeit und Sicherheit zu gewährleisten. und Ersatzteile erhöhen den ökologischen Fußabdruck. Wer wirklich nachhaltig bauen will, muss die Lebenszyklen der Systeme von Anfang an mitdenken – und nicht nur auf das grüne Label schielen.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es erste Leitfäden und Forschungsprojekte zur ÖkobilanzÖkobilanz - Eine Methodik zur Bewertung von Umweltauswirkungen eines Produkts, Verfahrens oder Dienstleistung im gesamten Lebenszyklus, einschließlich Rohstoffgewinnung, Produktion, Transport, Nutzung und Entsorgung. schaltbarer Räume. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Nur wenn Flexibilität auch tatsächlich genutzt wird, lohnt sich der Mehraufwand ökologisch. Viele Räume bleiben überdimensioniert oder werden trotz aller Technik nur in einer Funktion verwendet. Die Bilanz verschlechtert sich, wenn Technik veraltet, Software nicht mehr unterstützt wird oder Ersatzteile fehlen. Die Kreislaufwirtschaft steckt noch in den Kinderschuhen, die Abfallmengen steigen. Nachhaltigkeit ist kein Selbstläufer, sondern Ergebnis konsequenter Planung, Nutzung und Wartung.
Dennoch gibt es positive Beispiele. Adaptive Raumkonzepte ermöglichen Nachnutzungen, verhindern Leerstand und machen Gebäude zukunftsfähig. Die Reduktion von Neubau und Flächenverbrauch ist ein echter Gewinn – vorausgesetzt, die Räume werden auch wirklich geteilt und umgenutzt. Hier sind neue Geschäftsmodelle gefragt: Flächen-Sharing, temporäre Vermietung, nutzungsübergreifende Konzepte. Die klassische Eigentumslogik wird in Frage gestellt, der Raum wird zur Dienstleistung. Das ist unbequem für viele Akteure, aber zwingend notwendig, wenn Nachhaltigkeit mehr sein soll als ein Marketingbegriff.
Die Politik hinkt der Entwicklung hinterher. Förderprogramme belohnen meist noch den klassischen Neubau oder die energetische Sanierung, nicht aber flexible Nutzungskonzepte. Die Bauordnung kennt kaum Vorgaben oder Anreize für schaltbare Räume. Die Branche ist auf sich allein gestellt – und das bremst Innovation. Wer mutig ist, geht voran, aber die Mehrheit wartet ab. Es fehlt an Experimentierfreude, aber auch an klaren Regeln für Ökobilanzierung, Materialwahl und Rückbau. Hier ist ein Paradigmenwechsel überfällig.
Am Ende entscheidet der Nutzer: Nur wenn die schaltbaren Räume wirklich genutzt, geteilt und gepflegt werden, entsteht ein nachhaltiger Mehrwert. Dazu braucht es Aufklärung, Schulung und vor allem eine andere Haltung zu Raum und Besitz. Die Architektur kann den Rahmen schaffen – die Gesellschaft muss ihn füllen.
Debatten, Visionen und die Zukunft der schaltbaren Räume
Die Diskussion um schaltbare Räume ist ein Spiegelbild der gesellschaftlichen und technologischen Umbrüche. Auf der einen Seite stehen die Visionäre, die von der totalen Flexibilität träumen: Gebäude als lebendige Organismen, die sich ständig neu konfigurieren. Auf der anderen Seite die Skeptiker, die Kontrollverlust, Kostenexplosion und Wartungsfrust befürchten. Die Wahrheit liegt – wie immer – dazwischen. Es gibt gelungene Beispiele, vor allem in Bildungsbauten, Innovationszentren und neuen Arbeitswelten. Aber es gibt auch viele Flops, die zeigen: Nicht jeder Raum will oder kann schaltbar sein.
Die technischen und organisatorischen Herausforderungen sind enorm. Standardisierung, Schnittstellen, Wartung und Betriebskosten sind ungelöste Fragen. Die Gefahr: Schaltbare Räume werden zum teuren Luxus oder bleiben ein Nischenthema für Pilotprojekte. Die Branche muss lernen, Systeme robuster, kostengünstiger und nutzerfreundlicher zu machen. Die Digitalisierung ist Chance und Risiko zugleich. Ohne offene Standards und transparente Steuerung droht die Black Box, in der niemand mehr den Überblick behält.
Die Rolle der Architekten verändert sich radikal. Sie werden zu Prozessgestaltern, Moderatoren und Systemintegratoren. Klassisches Entwerfen reicht nicht mehr, gefragt sind digitale Kompetenzen, Verständnis für Betrieb und Wartung – und die Fähigkeit, komplexe Anforderungen in einfache, funktionierende Lösungen zu übersetzen. Wer diesen Wandel nicht mitmacht, verliert den AnschlussAnschluss: Der Anschluss bezeichnet den Übergang zwischen zwei Bauteilen, z.B. zwischen Dach und Wand.. Die Ausbildung muss nachziehen, Fortbildung ist überlebenswichtig.
Auch gesellschaftlich sind schaltbare Räume ein Reizthema. Sie stellen Besitzkonzepte, Komfortzonen und Hierarchien in Frage. Wer teilt, verliert Kontrolle – gewinnt aber an Möglichkeiten. Die Akzeptanz ist kein Selbstläufer, sondern Ergebnis von Kommunikation, Partizipation und gelebter Erfahrung. Die besten architektonischen Lösungen scheitern, wenn die Nutzer nicht mitziehen. Umgekehrt können einfache, robuste Systeme echte Revolutionen auslösen – wenn sie den Bedürfnissen entsprechen.
Im internationalen Vergleich bleibt der deutschsprachige Raum vorsichtig, aber lernfähig. Inspiration kommt aus Asien, Australien, Nordamerika – aber die lokalen Anforderungen unterscheiden sich massiv. Klima, Kultur, Normen und Nutzergewohnheiten sind entscheidend. Die Zukunft der schaltbaren Räume ist nicht global, sondern lokal geprägt. Aber die Lektion ist klar: Wer statisch denkt, verliert. Wer Wandel gestaltet, gewinnt – zumindest die Option auf Relevanz.
Schaltbare Räume im globalen Kontext: Architektur zwischen Dauer und Performance
Global betrachtet sind schaltbare Räume ein Zeichen des Paradigmenwechsels in der Architektur. Während das 20. Jahrhundert von Dauerhaftigkeit, Monumentalität und klaren Funktionen geprägt war, setzt das 21. Jahrhundert auf Wandel, Prozess, Performance. Gebäude werden nicht mehr für eine Ewigkeit gebaut, sondern für veränderliche Nutzungen, wechselnde Szenarien und unvorhersehbare Anforderungen. Die klassische Trennung zwischen Entwurf und Nutzung, zwischen Planer und Betreiber, zwischen Architektur und Technik löst sich auf – zumindest in der Theorie.
Internationale Beispiele zeigen, was möglich ist: In Singapur entstehen modulare Schulbauten, die sich je nach Tageszeit und Bedarf neu konfigurieren. In Australien werden Bürogebäude gebaut, deren Grundrisse per App in Echtzeit angepasst werden. In den USA experimentieren Start-ups mit temporären, robotergesteuerten Innenausbauten. Doch nicht alles ist Gold, was glänzt: Viele Projekte sind teuer, wartungsintensiv oder scheitern an der Nutzerakzeptanz. Die Lehre: Flexibilität ist kein Selbstzweck, sondern muss zur Kultur, zum Betrieb und zur Organisation passen.
Deutschland, Österreich und die Schweiz nehmen eine abwartende, aber kritische Haltung ein. Die Innovationsbereitschaft wächst, aber die Breitenwirkung fehlt. Gründe sind kulturell, rechtlich und wirtschaftlich. Die Bauordnungen setzen auf Eindeutigkeit, die Nutzer auf Komfort und Sicherheit. Doch die Diskussion ist eröffnet: Wie viel Wandel verträgt die Architektur? Wie viel Technik braucht der Raum – und wie viel Robustheit?
Die Digitalisierung ist der Treiber, aber auch das Risiko. Wer zu viel automatisiert, verliert den Menschen aus dem Blick. Wer zu wenig wagt, bleibt auf der Strecke. Die Kunst liegt im Ausbalancieren: Technik als Enabler, nicht als Diktator. Architektur als Bühne, nicht als Korsett. Nutzer als Akteure, nicht als Störfaktor. Der globale Diskurs ist geprägt von Experimenten, Debatten und – ja, auch Flops. Doch das ist Teil des Fortschritts.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Schaltbare Räume sind kein Allheilmittel, aber ein mächtiges Werkzeug für eine Architektur der Zukunft. Wer sie klug einsetzt, gewinnt an Relevanz, Nachhaltigkeit und Nutzerorientierung. Wer sie als Spielerei abtut, verpasst den Wandel – und wird von der Realität eingeholt.
Fazit: Wer nicht schaltet, bleibt stehen
Schaltbare Räume sind mehr als ein modischer Slogan. Sie sind Ausdruck eines grundlegenden Umbruchs in der Architektur, getrieben von Digitalisierung, Nachhaltigkeitsdruck und gesellschaftlichem Wandel. Die Technik ist da, die Herausforderungen sind groß, die Chancen enorm. Wer Räume heute noch statisch denkt, baut die Zukunft von gestern. Die Branche braucht Mut, Know-how und einen langen Atem – denn der Weg vom Prototyp zur Alltagstauglichkeit ist steinig. Aber eines ist sicher: Wer nicht schaltenSchalten - Unter schalten versteht man das Ein- oder Ausschalten von elektrischen Verbrauchern oder Geräten. kann, bleibt stehen. Und das ist in einer Welt des permanenten Wandels keine Option.
