Maxi Graber verbringt ein Semester als Praktikant bei MVRDV in Rotterdam (Foto: Maxi Graber)

Als einer von vier Gewinnern der Baumeister Academy 2017 ist Maximilian Graber, Architekturstudent der TU München, seit Anfang März 2017 als Praktikant bei MVRDV tätig. Sechs Monate lang wird er Teil der MVRDV-Community sein, ein Leben in der niederländischen Metropole Rotterdam führen. Hier berichtet er von seinen ersten Tagen.

Maxi Graber verbringt ein Semester als Praktikant bei MVRDV in Rotterdam (Foto: Maxi Graber)
Gleich am dritten Tag nimmt Jacob van Rijs die Praktikanten mit nach Eindhoven, zur 2005 fertiggestellten Konzerthalle Effenaar (Foto: Maxi Graber)
Die Baumeister Academy wird unterstützt von GRAPHISOFT, der BAU 2019 und der Schöck Bauteile GmbH.

Internationales Begrüßungskomitee

Rotterdam. Ein Ort voller Gegensätze und kontroverser Architektur. Doch eben das ist es, was den Charme der Stadt ausmacht. Ganz selbstverständlich überspannen Piet Bloms gelbe Kubushäuser eine mehrspurige, vielbefahrene Rotterdamer Verkehrsachse und bilden zusammen mit dem Blaakturm ein einzigartiges Ensemble. Direkt gegenüber ragt die hufeisenförmige Martkhal 40 Meter in die Höhe, bevor sich wenige Schritte weiter der Turm der gotischen Laurenskerk in den Glasfassaden der zahlreichen Innenstadt-Neubauten spiegelt. Doch neben historischen Bauten und moderner, hochrangiger Architektur findet man bei Erkundungstouren durch die Stadt immer wieder kleine, unaufgeregte Momente. Sei es eine kleine Brücke, ein schöner Ausblick oder ein besonderes Detail. Hier werde ich das nächste halbe Jahr arbeiten, wohnen, lernen – leben? Es ist nicht schwierig, sich mit dem Gedanken anzufreunden.

Für meinen ersten Arbeitstag mache ich mich pünktlich auf den Weg ins MVRDV-Büro. Untypisch für den niederländischen Standard: zu Fuß. Ich hatte a) bisher keine Zeit einen adäquaten fahrbaren Untersatz zu finden und b) Glück bei der Wohnungssuche – ich wohne nur Gehminuten vom Büro entfernt. Dort angekommen, nimmt mich die Office Managerin mit zwölf anderen Neuankömmlingen aus Italien, Polen, China, Dänemark und den Niederlanden in Empfang. Sie führt uns durch das Büro. Derzeit sind bei MVRDV rund 160 Mitarbeiter tätig – Tendenz steigend. Wir brauchen den Vormittag um alle Departments, Teams und diverse Projekte kennen zu lernen. Anschließend werden wir Praktikanten je nach Herkunft, Muttersprache und Kernkompetenz unseren Teams zugeteilt. Mein neuer Arbeitsplatz befindet sich im neu gegründeten deutschen Department. Für mich bedeutet das: Ich darf das erste Mal an deutschen Projekten mitarbeiten und kann ohne sprachliche Kompromisse in die Materie eintauchen.

Die Mittagspause bei MVRDV ist ein Highlight. Sie findet jeden Tag an einer langen Tafel im Büro statt, ein meterlanger, endlos scheinender Tisch mit Bänken als Stuhlersatz. Für mich ein Symbol für die Philosophie von MVRDV: Es ist ein lockeres und herzliches Miteinander, ohne Sitzordnung oder feste Plätze. Jeden Tag begegnet man am Mittagstisch neuen interessanten Menschen. Neben all der Individualität gibt es aber eine Konstante: Salat mit Brot.

So baut MVRDV in Eindhoven

Nach zwei Tagen erstem Eintauchen in die Projektarbeit geht es für einige von uns mit dem Bus in das rund 100 Kilometer entfernte Eindhoven. Genauer gesagt: in die Effenaar Konzerthalle, designed by MVRDV. Gemeinsam mit Jacob van Rijs, Mitgründer von MVRDV und den Verantwortlichen des Effenaars bekommen wir Einblick hinter die Kulissen. Aus erster Hand lernen wir das Projekt kennen, inklusive aller Neuerungen seit seiner Fertigstellung im Jahr 2005.

Eine davon ist ein Virtual Reality Lab. Da das Gebäude primär abends bespielt wird, verwandelt sich der Werk- und Lagerraum tagsüber in einen Arbeitsplatz für junge Start-Up Unternehmen. Ihre Arbeiten fließen unter anderem in das digitale Bühnenbild künftiger Konzerte ein.

Unverändert bleibt der ausgeprägte vertikale Charakter des Effenaars, der durch die steilen außenliegenden Treppen zusätzlich betont wird. Im Inneren befinden sich zwei Konzerträume. Sie fassen entweder 400 oder 1200 Menschen. Beide Säle sind flexibel: Sie werden je nach Nutzung individuell abgetrennt oder erweitert. Alle Räume haben aus logistischen und akustischen Gründen eine spezielle Größe und Position im Gesamtkonstrukt. Sie sind parallel zu einer Achse orientiert und wie Schiffscontainer um den Hauptsaal aufgestapelt. Diese Struktur ist als eine Art Querschnitt in der Fassade ablesbar und darüber hinaus durch zahlreiche Niveauvorsprünge im Inneren zu spüren. Ein Konzert darf bei unserer Besichtigung natürlich nicht fehlen. Mit der britischen Band „The Orb“ feiern wir unseren Praktikums-Einstand. Um Mitternacht geht es zurück in die neue Heimat Rotterdam. Ich bin gespannt was mich in den kommenden Wochen so alles erwartet. Mich haben die Stadt und auch die Menschen mit ihrer offenen Art jetzt schon in ihren Bann gezogen.

Die Baumeister Academy wird unterstützt von GRAPHISOFT, der BAU 2019 und der Schöck Bauteile GmbH.

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