Liberty in Trastevere von STUDIOTAMAT befindet sich in Rom und zeigt wie Alt und Neu miteinander gehen. Foto: Serena Eller

Im Herzen von Rom, im Viertel Trastevere hat das Architekturbüro STUDIOTAMAT einen zurückgezogenen, historisch geprägten Bau neu interpretiert: ein verborgenes Villino Liberty, das gegen Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Der ehemalige Hausmeisterwohnsitz – laut anderer Quelle eine Praxis eines Arztes – liegt im Innenhof eines größeren Gebäudes an der belebten Viale di Trastevere. Das Ziel der Sanierung: Transformation zu einem städtischen Rückzugsort auf nur 80 Quadratmetern Innenfläche und 30 Quadratmetern Außenraum.


Sanierung mit Respekt vor Bestand und Struktur

Die Planer von STUDIOTAMAT (Tommaso Amato, Matteo Soddu und Valentina Paiola) entschieden sich für einen behutsamen Umgang mit der historischen Bausubstanz. Besonders prägnant ist die Restaurierung der vorgesetzten Veranda mit Kathedralglas in zarten Farbtönen. Das ursprüngliche Gestaltungsmuster wurde mit modernen Materialien wie Stahl und Sonnenschutzglas neu interpretiert. Durch den Rückbau einer ehemaligen Trennwand zum Innenraum verschmilzt die Veranda nun mit dem Wohnbereich, wodurch eine größere Raumtiefe entsteht und wechselndes Tageslicht zum gestalterischen Element wird.


Neustrukturierung des Innenraums auf drei Ebenen

Das Interieur war vor der Sanierung durch eine enge Wendeltreppe fragmentiert. STUDIOTAMAT organisierte die Raumabfolge grundlegend. Die neue Lösung sieht eine raumsparende, versetzte Treppe aus Kastanienholz vor, deren erster Trittblock aus Verde-Alpi-Marmor zugleich als Sockel für ein maßgefertigtes Bücherregal dient. In direkter Nähe befindet sich ein Stauraum mit Spiegelfronten, der die Waschmaschine aufnimmt und gleichzeitig zur optischen Weitung des Raums beiträgt.

Die neue Raumabfolge setzt auf visuelle Achsen und klare Materialhierarchien. Ein doppelhohes Fenster bringt Licht ins Innere und lenkt den Blick in den begrünten Innenhof. Die offene Küche ist bewusst frei von Oberschränken gestaltet. Die Arbeitsfläche besteht ebenfalls aus Verde-Alpi-Marmor, die Schubladen changieren farblich zwischen Schwarz und Terrakotta – ein Verweis auf den erhaltenen Originalboden aus Terrakottafliesen.


Farbblöcke und Raumverbindungen

Ein zentrales, tiefblaues Volumen gliedert die Funktionen im Erdgeschoss – Kühlschrank, Speisekammer und Gäste-WC sind darin integriert. Dieser kubische Eingriff zieht sich vertikal durch alle Ebenen und definiert das Badezimmer im Obergeschoss. Dort treffen Armaturen von Quadro Design (Formafantasma) auf Fliesen von Patricia Urquiola (Mutina). Der Eingriff ist modern, aber nicht dominant – vielmehr sucht er die Balance zwischen Neu und Alt.

Um zusätzliche Offenheit zu schaffen, wurde der Zwischenboden teilweise geöffnet. Glaspaneele im Boden und Spiegelpaneele an den Decken ermöglichen visuelle Bezüge zwischen den Ebenen. Der Bodenbelag – Forêt von Oscar Ono Paris – spielt mit dem Thema des „Endholzes“ und stellt gestalterisch eine Verbindung zwischen römischen Kieselstraßen und Pariser Stadtbild her.

Foto: Serena Eller
Foto: Serena Eller
Foto: Serena Eller
Foto: Serena Eller
Foto: Serena Eller
Foto: Serena Eller

Materialien und Details

Das Schlafzimmermöbel ist ebenfalls maßgefertigt, mit einem Farbverlauf, der das Farbschema der Küche aufgreift. Eine zweite Wendeltreppe aus unbehandeltem Eisen mit Stufen aus Kirschholz führt zum obersten Geschoss. Dort befindet sich ein Studio mit direktem Zugang zur Dachterrasse. Ein Glas-Trennelement – rhythmisch gegliedert in klare und gerippte Segmente – trennt das Bad ab. Die Dusche integriert sich in die Struktur durch ein Doppelfunktionselement: Die Glastür dient gleichzeitig als Duschwand. Auch hier dominiert Verde-Alpi-Marmor.

Die Terrasse schließlich ist mit verdichtetem Naturstein in zwei Grüntönen belegt. Die Farbgebung korrespondiert mit der umliegenden Vegetation und schließt den Entwurf inhaltlich ab.


Funktionale Transformation mit stringenter Architektursprache

Das Projekt wurde von März 2023 bis Mai 2024 realisiert. Trotz der begrenzten Fläche gelang STUDIOTAMAT eine bemerkenswerte Neuordnung der Funktionen und räumlichen Beziehungen. Die Architekt:innen verzichten bewusst auf ikonografische Statements zugunsten eines durchdachten, auf das Wesentliche reduzierten Gestaltungsansatzes.

Co-Gründer Matteo Soddu beschreibt den Gestaltungsansatz als „subtraktiv“ – mit dem Ziel, räumliche Entfaltung trotz kompakter Struktur zu ermöglichen. Die Verwendung von Spiegeln, durchlässigen Elementen und farblich definierten Volumina steht exemplarisch für eine Architektur, die mit begrenzten Mitteln eine starke Wirkung erzielt.

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