„Meine Karte halte ich verkehrt herum, auf dem Pfad der Dämmerung.“ *

Neulich im Speisewagen nach Zürich traf ich einen Kolumnisten des Schweizer Revolverblattes Blick. Einen deutschen Bestseller-Autoren, wie sich herausstellen sollte, den Verfasser des Buches „Scheisskerle“. Ich meinte noch zu ihm, als er von seiner täglichen Kolumne respektive seinem Brief an den Leser erzählte, dann sind Sie ja der Franz Josef Wagner der Schweiz! Wir unterhielten uns nur ganz kurz über Architektur – und über die diesbezügliche Wahrnehmung von Laien. Er fragte bei der Fahrt durchs Allgäu, warum wir beide uns sofort auf die Schönheit des einfachsten Schuppens – selbst eines neu erbauten – dort draußen in der Landschaft einigen könnten? Und warum wir aber ebenso schnell Einigkeit über die Hässlichkeit der mit größter Mühe von den entsprechenden Laien erbauten Wohnhäuser neueren Datums herzustellen vermögen? Und warum es am Ende dann doch so schwer ist, eben diese Laien von unseren „bildungsbürgerlichen“ Grundfesten des „guten“ Geschmacks zu überzeugen? Und ja, ich musste ihm durchaus Recht geben, dass ein akademischer Diskurs das denkbar ungeeigneteste Werkzeug für derlei „Aufklärungsarbeit“ sein würde. (Wie er selbst wohnt, habe ich ihn allerdings und leider gar nicht mehr gefragt! Vielleicht hätten wir da bereits den Pfad der Einigkeit auch schnell wieder verlassen – wer weiß.)

Schön jedenfalls, dass man bei den Lesern des Baumeisters von höchster Vorbildung ausgehen kann. Ob sich aber auch noch jemand findet, in dessen Bücherregal neben den aktuellen Werken wie „Haus und Auto“, „Traumhäuser am Wasser“ oder „Wohnen mit Blumen“ auch noch frühere aus dem Buchprogramm des Baumeister-Verlages stehen? Beispielsweise die schmalen Bändchen „Ornament – heute“ von Josef Wiedemann oder „Räume – Räume“ von Hans Döllgast oder „Die Gegenwärtigkeit überlieferter Kunst“ von Steen Eiler Rasmussen stehen, erschienen 1972 und 1974 im Verlag Georg D.W. Callwey München? An die Tradition dieser Texte jedenfalls soll diese Kolumne anknüpfen – in aller Unbescheidenheit, versteht sich. Aber davon beim nächsten Mal mehr… Fortsetzung folgt…

„Der Teufel sagt, der Teufel sagt, der Teufel sagt, du musst es tun auf dem Pfad der Dämmerung.“ **

*) **) Tocotronic – „Auf dem Pfad der Dämmerung“, aus dem Album „Wie wir leben wollen“, 2013

Foto: © Filip Dujardin, Reihe „Sheds“

Vorheriger Artikel

Nächster Artikel

das könnte Ihnen auch gefallen

Scroll to Top