19.09.2017

Hotel

Paris, Jugendherberge Yves Robert

Eine architektonische Entdeckung: Die Jugendherberge Yves Robert in Paris ist ein einfacher Containerbau, der in eine alte Industriehalle gestellt wurde. Das von der französischen Architektin Françoise-Hélène Jourdan entworfene Gebäude schafft dadurch auch 
Platz für einen kleinen Stadtteilpark.

Wenn man an der Gare de l’Est oder an dr Gare du Nord ankommt und nach Nordosten weitergeht, dann lernt man das orientalische Paris kennen: Im Quartier de la Chapelle taucht man durch ein Gewimmel von Menschen aller Haut- und Kleiderfarben hindurch, es gibt bunte Saris in den Schaufenstern und Berge von Südfrüchten auf provisorischen Marktständen zu entdecken. Auch Tausende von Flüchtlingen finden hier ihre erste Aufnahme. Da sie oft auf der Straße schlafen, bietet das gewaltige Dach der „Halle Pajol“, eine ehemaligen Zollhalle, Schutz bei Regen. Dort können sie einen Schlafplatz finden und ihre Matratzen auslegen. Das Architekturbüro JAP von Françoise-Hélène Jourda hat die Halle vor vier Jahren zu einer Jugendherberge umgebaut und die Hälfte der Fläche unter dem riesigen Dach für einen kleinen Park frei gelassen. Der Grünstreifen schafft so Distanz zu den angrenzenden Bahngleisen.

 

 

Wie man sich denken kann, ist die Ausstattung im Inneren eher schlicht: stählerne, schwarz lackierte Stockbetten, ein Linoleumboden und MDF-Möbel. Trotzdem gibt es in jedem Zimmer ein Bad und Holzfenster mit tiefen Laibungen. Die Räumhöhen sind luftig und die Flure so breit, dass man ganze Schulklassen durchschleusen kann. Der holzverkleidete Containerbau dient nicht nur als Unterkunft mit angrenzendem Grünraum, es gibt dort auch eine Stadtteilbibliothek, ein Auditorium und mehrere Seminarräume. Die Attraktion des Projekts ist und bleibt aber das alte Stahlgerüst der Lagerhalle. Das wurde sorgsam restauriert und gibt der Jugendherberge und dem dazugehörigen Park einen schützenden Rahmen. Das Dach der Halle ist durchgehend mit Solarpaneelen gedeckt, dessen täglicher Energieeintrag auf einem Bildschirm im Innern der Jugendherberge abgelesen werden kann. Nachhaltigkeit war für Françoise-Hélène Jourda keine leere Formel, sondern „eine Philosophie, eine Ethik – nicht bloß eine technologische Lösung“. Sie war eine der wegweisenden Vordenkerinnen des nachhaltigen Bauens in Frankreich. Vor zwei Jahren ist sie gestorben.

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Adresse

20 Rue Pajol
75018 Paris
Frankreich
www.hifrance.org

Fotos: 11h45

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