24.02.2025

Öffentlich

Olympische Winterspiele in Mailand 2026

Kultur
Für die Olympischen Winterspiele in Mailand werden 85 Prozent der Austragungsorte neu saniert. Credits: CTS Eventim // Onirism Studio, Diorama, Populous

In einem Jahr ist es wieder soweit: Die Olympischen Winterspiele werden am 6. Februar 2026 in San-Miro, Mailand, eröffnet. Ähnlich wie die letzten Sommerspiele steht auch dieses Mal die Nachhaltigkeit im Vordergrund, wobei 85 Prozent der Austragungsorte bereits bestehende Anlagen sind.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Olympischen Spiele werden die nächsten Winterspiele von zwei Städten gemeinsam ausgerichtet, nämlich von Mailand und Cortina d’Ampezzo, einem Skiort in den Dolomiten, der ungefähr fünf Autostunden nordöstlich von Mailand liegt. Schon vor 70 Jahren beherbergte Cortina d’Ampezzo einmal Winterspiele. Seitdem ist der Ort nicht nur für sein Sportangebot, sondern auch als Urlaubsort von Stars wie Sophia Loren sowie als Filmkulisse, etwa für James Bond und House of Gucci, bekannt.

Ähnlich wie bei den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris steht auch bei den kommenden Winterspielen die Nachhaltigkeit im Vordergrund: 85 Prozent aller Austragungsorte sind bereits bestehende Anlagen, größtenteils sogenannte Legacy Venues der Cortina-Spiele von 1956. Insgesamt sollen sich die Spiele über 22.000 Quadratkilometer in Norditalien erstrecken und die bestehende Infrastruktur nutzen, inklusive römischer Amphitheater, umgenutzter Messegelände und Berg-Arenen. Aber auch einige neue Sportstätten werden errichtet, wie etwa die Arena Santa Giulia und das Olympische Dorf.


Eine moderne, römisch inspirierte Arena

Für die Olympischen Winterspiele 2026 werden David Chipperfield Architects und Arup gemeinsam die Arena Santa Giulia errichten. Diese entsteht eigens für die Großveranstaltung und ist als große, elliptisch geformte Arena für 16.000 Zuschauer*innen geplant. Mit dieser Form spielt die Arena auf das frühere römische Amphitheater der Stadt an. Umgeben ist das Konstrukt von drei Metallringen auf unterschiedlichen Höhen, versehen mit LED-Lichtern und unterbrochen von Glasbändern. Sie verleihen der Arena ihre dynamische Form. Die Arena öffnet sich zu einer Piazza hin und erhebt sich auf einem Podium, unter dem sich eine Parkgarage verbirgt. Auf der Piazza mit ihren über 10.000 Quadratmetern ist Platz für Veranstaltungen und Outdoor-Events.

Rund 4.000 Photovoltaikanlagen auf dem Dach der Arena werden einen Großteil des Energieverbrauchs decken. Zudem orientiert sich das Design an den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft und geht somit über die CO2-Reduktion hinaus. Es berücksichtigt den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes, das entsprechend aus modularen, vorgefertigten Bauteilen besteht, um Abfällen auf der Baustelle zu reduzieren. In Zukunft ist eine Demontage mit Wiederverwendung der Teile möglich.

Credits: CTS Eventim // Onirism Studio, Diorama, Populous
Credits: CTS Eventim // Onirism Studio, Diorama, Populous
Credits: CTS Eventim // Onirism Studio, Diorama, Populous

Olympiadorf als nachhaltige Bereicherung für die Stadt

Die Santa Giulia Arena soll in Zukunft ein Zentrum für den neu entwickelten, gleichnamigen Stadtteil im Südosten von Mailand darstellen, der bis 2034 entsteht. Zusammen mit dem neuen Olympischen Dorf ist die Arena Teil eines größeren städtischen Regenerationsprojekts, um das Industriegebiet zu einer gemischt genutzten Gegend mit Wohn-, Gewerbe-, Büro-, Einzelhandels- und Freizeitflächen zu entwickeln.

Ebenso wie die Arena hat auch das Olympische Dorf für Mailand-Cortina das Ziel, umweltfreundlich und nachhaltig zu werden. Das US-amerikanische Architekturbüro Skidmore, Owings & Merrill (SOM) hat sich gegen 70 andere Studios durchgesetzt und wird das Großvorhaben leiten. Das Ziel ist eine Anlage mit minimalen Auswirkungen auf die Umwelt, die zugleich dem Mailänder Bahnhofsgelände Porta Romana ein neues Zentrum geben wird.

Das Projekt von SOM ist Teil des aktualisierten Masterplans für den Stadtteil Porta Romana und wird von COIMA SGR, Covivio und Prada Holding entwickelt. Es soll weit mehr als eine Sportler*innen-Unterkunft werden, sondern vielmehr die Stadt nachhaltig bereichern und globales Interesse auf den Standort lenken. Das attraktive neue Stadtquartier mit seinen öffentlichen Grünflächen, sechs neuen Wohnbauten und zwei umgestalteten, historischen Gebäuden werden nach den Spielen zu günstigen Wohnungen für Studierende. Die Gebäude werden die „Nearly Zero Energy Building“-Vorgaben der EU erfüllen. Und die „Olympic Village Plaza“ mit ihren Geschäften, Bars, Restaurants und Cafés auf Straßenniveau sollen während und nach den Spielen zu einem beliebten Treffpunkt werden


Bangen um die Eisbahn

Rund um die Eisbahn für die Olympischen Winterspiele 2026 gab es bereits Kontroversen: Die Wettbewerbe im Rennrodeln, Bobsport und Skeleton waren auf der Kunsteisbahn Pista olimpica Eugenio Monti in Cortina d’Ampezzo geplant. Diese hatte im Jahr 2008 geschlossen und sollte im Zuge der Olympiavergabe an Italien reaktiviert werden. Dafür begann im März 2023 der Abriss, um Platz für einen Neubau zu schaffen. Dessen Neubau war in der Olympiabewerbung 2018 mit Kosten von 41,8 Millionen Euro angegeben, aber Schätzungen lagen im Jahr 2023 bereits bei knapp 100 Millionen Euro. Zudem war unklar, ob die Bahn nach der Großveranstaltung rentabel weiterbetrieben werden könnte.

Im Juli 2023 waren die Abbrucharbeiten 2023 abgeschlossen und es folgte eine öffentliche Ausschreibung für die Vergabe des Neubaus. Jedoch wurden keine Angebote abgegeben und auch die direkte Kontaktaufnahme mit Baufirmen führte zu keinem Erfolg. Denn aufgrund der stark angestiegenen Energie- und Materialkosten wäre es schwierig für Baufirmen, das Projekt rentabel zu gestalten.

So wurde der Bau einer neuen Eisbahn in Cortina im Oktober 2023 verworfen. Derzeit gibt es keinen wettbewerbsfähigen Eiskanal in Italien. Ein Konflikt zwischen der italienischen Regierung und dem Internationalen Olympischen Komitee um die Frage, ob eine stillgelegte Olympiabahn in Cesana Pariol wieder in Betrieb genommen werden sollte oder ob die Nutzung einer ausländischen Eisbahn in Frage käme. Letztendlich setzte sich die italienische Regierung durch und begann im Frühjahr 2024 damit, die Eisbahn in Cortina d’Ampezzo wieder aufzubauen. Prüfung und Freigabe der Strecke sind für den März 2025 vorgesehen.


„Legacy Venues“ als Ziel

Trotz der Wiederverwertung vieler Gebäude werden die Olympischen Winterspiele 2026 teuer, was zu einem großen Teil an der neuen Eisbahn liegt. Das IOC hat das Organisationsteam bereits darum gebeten, einen Ersatzplan für den Fall von Bauverzögerungen zu erstellen. Es sagte auch, dass das Neubauprojekt nicht nachhaltig sei und dass Fragen der Nachnutzung offen blieben. Unklar ist auch, ob das Projekt die technischen Anforderungen an einen olympischen Eiskanal erfüllen wird. Dennoch beharrt die italienische Regierung darauf, die Schlittenwettbewerbe im eigenen Land auszutragen.

In der multifunktionalen neuen Arena von Mailand wird es zumindest eine Eishalle geben, die temporär Platz für Eishockey-Wettbewerbe bietet. Und auch nach den Spielen dient die Arena weiterhin als Ort der kollektiven Unterhaltung für bis zu 16.000 Menschen, etwa bei Konzerten, Sportevents und Festivals. Da bleibt zu hoffen, dass auch die Eisbahn noch die Kurve bekommt und ebenfalls einmal zu einem „Legacy Venue“ wird.

Übrigens: Mehr über das nachhaltige Erbe der Olympischen Spiele 2024 in Paris erfahren Sie hier

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