30.12.2016

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Neujahrsgrüße vom Chefredakteur

Als wir im Verlag beschlossen, chefredakteurielle Neujahrsgrüße zu schreiben, war der Terror uns allen noch etwas ferner. Oder es schien zumindest so. Nun hat sich in Berlin gezeigt: Auch unsere Innenstädte sind nicht sicher. Wenn der Terror sich eine so plumpe Zerstörungslogik sucht wie auf dem Breitscheidplatz, dann ist niemand komplett geschützt.

Was soll man also schreiben angesichts des fürchterlichen Attentats? Was den Lesern wünschen bei einer derart gesteigerten Bedrohungslage? Eine Mischung aus Wachsamkeit und Gelassenheit vielleicht. Ich halte jedenfalls nichts davon, mit dem Hinweis, dass es absolute Sicherheit nicht gebe, in Fatalismus zu verfallen. Dies gilt auch für die Architektur und Stadtplanung. Wir müssen schon Antworten finden auf die Herausforderungen unserer Zeit. Der Terror ist eine solche Herausforderung. Und es lohnt sich, darüber nachzudenken, ob diese Antworten nicht auch räumlicher Natur sein können. Wenn wir als Architekten und Architekturbetrachter die demonstrative Hochsicherheitsstadt nicht wollen, müssen wir Alternativen liefern.

Es geht letztlich immer um die Frage: Was ist unsere Vision von einer lebenswerten, offenen, kulturell produktiven Stadt im nicht mehr ganz frischen 21. Jahrhundert? Auch wir beim Baumeister und im Callwey-Verlag denken darüber nach. Wir tun dies durch unsere Medien – neben dem Baumeister etwa auch mit den Zeitschriften Topos sowie Garten + Landschaft. Und wir tun es auch durch besondere Formate, die sich vor allem auch dem Diskurs mit unseren Lesern öffnen.

Ein paar Highlights aus 2016 möchte ich in diesem Kontext erwähnen. In unserem Format „Baumeister nach 8“ diskutieren wir gemeinsam mit unserem Partner Steelcase in Architekturbüros regelmäßig neue Ideen für die Arbeitswelt von morgen. Bereits im dritten Jahr läuft die „Baumeister Academy“, die wir gemeinsam mit Graphisoft, der Messe BAU 2017 und Schöck Bauteile veranstalten. Die Lust auf Praktika in spannenden Büros scheint bei Architekturstudenten ungebrochen, ebenso wie auf die Möglichkeit, für baumeister.de zu schreiben und damit auch den eigenen Schaffensprozess als (junger) Architekt reflektierend zu begleiten.

Der Reflexion architektonischer Praxis dient immer auch die Architekturbiennale in Venedig. Ich habe mich gefreut, dass wir in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Architekturmuseum zur diesjährigen Biennale ein Spezialheft auflegen konnten, in dem wir deren radikales Konzept für den Deutschen Pavillon behandelten. Sie erinnern sich, der Pavillon wurde quasi aufgebrochen und entwickelte damit eine ganz andere, luftige Atmosphäre. Und auch wenn der Pavillon inzwischen wieder „zu“ ist – der Input, den die Frankfurter lieferten, wirkt bis heute weiter nach.

Ein weiteres Highlight war für mich die gastkuratierte Baumeister-Ausgabe aus der Feder David Chipperfields. Ich finde, das Büro Chipperfield hat ein tolles Heft hingelegt. Besonders freue ich mich über die englischsprachige Ausgabe, die wir gleich mit produziert haben. Denn auch wir müssen als Medienmarke zunehmend global denken. Unsere Leser tun das auch. Und ich darf Ihnen versprechen – das war nicht das letzte Mal, dass der Baumeister auf Englisch publiziert hat. Vielleicht tut sich hier ja auch im kommenden Jahr etwas.

Insgesamt werden wir auch weiterhin versuchen, Sie mit aktuellen Architektur-Informationen und diskursiven Inputs zu versorgen. Ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass wir erneut einen Baumeister aus Architektenhand planen. Auch andere Überraschungen hat meine Redaktion in petto.

Und wie immer freuen wir uns nicht zuletzt auf den Austausch mit Ihnen. Wir sind eine kleine Redaktion. Dennoch versuchen wir, so viel wie möglich draußen zu sein und mit unseren Lesern zu sprechen. Besuchen Sie vielleicht die BAU 2017? Dann sehen wir uns eventuell. Dort veranstalten wir nämlich erneut gemeinsam mit dem Bundesverband Altbauerneuerung einen „Baumeister Student Day“.

In diesem Sinne wünsche ich all unseren Lesern, Followern, Usern und Freunden, also Ihnen und Euch allen, einen tollen Start ins kommende Jahr!

Ihr und Euer Alexander Gutzmer

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