Museumsforum statt MD-Papierfabrik in Dachau

Die Stadt und der Landkreis Dachau sowie der Bezirk Oberbayern wollen gemeinsam ein Museumsforum auf dem Gelände der ehemaligen MD Papierfabrik in Dachau realisieren.

Mehr als 140 Jahre lang prägte das Fabrikgelände der MD Papierfabrik die Stadt Dachau und das Umland. Die Gründung der Firma erfolgte am 29. September 1862, als die München-Dachauer-Aktiengesellschaft für Maschinen-Papierfabrikation nach erhaltener Betriebserlaubnis von König Maximilian II. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich das Unternehmen zu den größten Papierfabriken Deutschlands. Unter anderem das Papier für die bekannte Münchner Satirezeitung „Simplicissimus“ stammte von dort. Zwei Weltkriege überstand die Firma. Täglich 100 Tonnen Papier liefen dann in den Wirtschaftswunderjahren vom Band. Mehr als 2.700 Menschen waren dort zu Hochzeiten beschäftigt.

1951 kam der Wasserturm dazu, drei Jahre später firmeneigene Kraftwerke. Jahrzehntelange gehören die drei Schornsteine dabei zur Silhouette der Stadt Dachau. 2007 wird die traditionsreiche MD-Papierfabrik aufgrund der zunehmend verschlechterten Auftragslage stillgelegt. Zehn Jahre später erwirbt das Münchner Projektentwicklungsunternehmen Isaria das Gelände und entwickelt auf dem Areal ein urbanes Stadtquartier.

Heute soll nun dort, wo einst Papier produziert wurde, auf einer Fläche von rund 20 Fußballfeldern dringend benötigter Wohnraum – von dem Teile sozial gefördert werden – entstehen sowie Büro- und Gewerbeflächen, Kitas aber auch Bereiche für Kunst, Kultur und Erholung mit Museumsforum. Teile des Areals stehen unter Denkmalschutz und werden voraussichtlich in das neue Nutzungskonzept integriert. So ist in den ehemaligen Papierhallen ist die Unterbringung eines Jugendkulturzentrums sowie eines Museums mit Veranstaltungslocation geplant. Die Isaria soll bereits eine architektonische Studie vorgelegt haben, wie der Museumskomplex auf dem Papierfabrikgelände aussehen könnte.

Schon lange gibt es die Diskussion über die Idee für ein Museum zur Arbeiter- und Industriekultur in Oberbayern. 2007 gab der Bezirk Oberbayern dazu schon ein Buch heraus. Für das Projekt liegen auch diverse Studien und Voruntersuchungen vor. 2015 erarbeitete eine Vorstudie, ein derartiges Museum als „dynamisch, innovativ und identitätsstiftend“ anzusehen, eine museumsfachliche Machbarkeitsstudie im Jahr darauf fiel ebenfalls positiv aus und ein aktuelles Gutachten aus dem Jahr 2020 des Münchner Ateliers Hammerl & Dannenberg bestätigt „das Alleinstellungsmerkmal“.

Die Stadt und der Landkreis Dachau sowie der Bezirk Oberbayern wollen gemeinsam das Projekt Museumsforum gemeinsam schultern, das an der Schnittstelle zur Altstadt liegt und gleichzeitig identitätsstiftend für das neue Stadtviertel wirken soll. In diesem Jahr soll nun ein Gründungsdirektorium zum Museumsforum Dachau die Arbeit aufnehmen, denn dort könnten sich künftig unter einem Dach auch noch das Bezirksmuseum, die Gemäldegalerie, eine Druckwerkstatt der Künstlervereinigung Dachau plus Papiermuseum ansiedeln. Das Gremium soll nun im nächsten Step das Konzept des Museumsforums entwickeln sowie belastbare Kosten eruieren. Aktuell wird in einem Arbeitsentwurf die Rolle der Gründungsdirektion und die Schaffung eines wissenschaftlichen Beirats beschrieben. Die nächste Beschlussdokumentation zum Museumsforum Dachau folgt Ende April 2023.

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