Der Alltag in Tokyo macht dauerhaft krank, daher ist es eine erfreuliche Abwechslung hier und da Zeit zu finden, der Megametropole zu entkommen und andere Eindrucke von Japan zu sammeln. Nach meinem Besuch der Stadt Nikko und der Besteigung des Mount Fuji, hatte ich mir den Touristen-Hotspot Miajima zum Ziel gesetzt.

Miajima ist eine Insel vor der Stadt Hiroshima, diese liegt circa dreizehn Stunden Busfahrt von Tokyo entfernt. Dreizehn Stunden zusammengepfercht in sogenannten Relax-Sesseln, welche dank meiner Körpergröße jedoch keinerlei Entspannung, geschweige denn Schlaf boten.

Nachdem ich die Insel Miajima mit der Fähre erreichte, kämpfte ich mich durch die Touristenmenge, vorbei an verlockend riechenden Imbisswagen und Souvenirshops, welche jeglichen Ramsch im Angebot hatten, vorbei an in Samurai Anzug verkleideten Japanern und an den traditionellen Rikschas, bis hin zu dem berühmten Tori Gate, dem Wahrzeichen der Insel. Diese sollte jedoch nicht so spektakulär sein wie der angrenzende „Toyokuni Shrine“, ein buddhistischer Tempel, der einst geplant wurde, eine Bibliothek zu beinhalten. Der Ort hatte eine beruhigende Ausstrahlung, welche ich bei keinem Gebäude je empfunden habe. Der Detailreichtum der filigranen Dachkonstruktion, welches den hohen Dachraum mit Schatten füllt. Der durch die Jahrhunderte glatt gelaufene Dielenboden, der das Tageslicht auf eine natürliche Art in das Gebäude reflektiert. Die Großzügigkeit der Öffnungen und die damit zusammenhangende Verbundenheit zur umliegenden Natur. Die Achsensymmetrie der rauen, von Holzwürmern durchfressenen Baumstammen, die das Dach stützen. Nur einige Aspekte, welche diese Architektur so einzigartig macht und von welchen man in heutiger Zeit viel lernen kann.

Der zweite Tag war im Gegensatz zum vorherigem ziemlich verregnet und vernebelt, was der Atmosphäre des Ortes allerdings etwas Erhabenes und Geheimnisvolles gab. Der Ausblick vom Gipfel des Berges Mount Misen, der im japanischem Glaube heilig ist, war beindruckend. Der Dunst stieg über den bewaldeten umliegenden Bergen auf und das Meer spiegelte in der Ferne das Sonnenlicht, dabei blies ein mäßiger, nach Meer duftender Wind.

Hiroshima hingegen ist ein nicht gerader attraktiver Ort, aber wie kann man es der Stadt verübeln, ist sie doch noch so jung. Das Bild wird geprägt von der Industrie. Die Straßen sind überfüllt und der Fluss, welcher sich durch die Stadt schlängelt, macht auch nicht gerade einen gesunden Eindruck. Trotzdem spielt dieser Ort eine wichtige Rolle in der japanischen Geschichte, welches sich durch zahlreichen dem Frieden gewidmeten Gebäuden und Denkmälern bemerkbar macht. Zu erwähnen sind die „Memorial Cathedral of World Peace“, der weltbekannte „Hiroshima Peace Memorial“ (A Bomb Dome), das „Hiroshima Peace Memorial Museum“, die „Hiroshima National Peace Memorial Hall“, die „Peace Flame“, die „Gates of Peace“, das „Hiroshima Pound of Peace“, die „Peace Bells“ und die „Kids Peace Station“. Die immense Anzahl der Bauwerke scheint übertrieben, die Tatsache jedoch, dass dort ein Ereignis stattgefunden hat, was Schätzungen zufolge bis zu 166.000 Menschen das Leben gekostet hat, scheint mir wichtig daran zu erinnern. Besonders das Museum, entworfen vom japanischem Architekt Kenzo Tange, zeigt auf eine sehr sachliche und gleichzeitig emotionale Weise, welche Folgen der Abwurf der Atombombe auf Hiroshima hatte.

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