Reis zum Frühstück, schweigendes Hineinquetschen in die U-Bahn zur Arbeit. Im Büro dann stilles konzentriertes Arbeiten und erhöhter Teekonsum. Nach der Arbeit, Button mashing in den Spiele-Acarden, schwimmen im Tokyo-Gymnasium oder sich einfach in eine der unzähligen Bars niederlassen. Auch wenn hier und da immer wieder neue Skurrilitäten auftauchen, versuche ich meinen Alltag der Kultur anzupassen, um dadurch den größtmöglichen Einblick in Japan zu bekommen.

Das Projekt im Büro Nikken Sekkei nimmt mehr und mehr Form an, doch vor allem merke ich zunehmend welche Ehre mir zu Teil wird unter Mr. Yamanashi zu arbeiten. Als ich bei der Firmenfeier, welche eine arbeitsfreie Woche einleitete, versuchte mich mit Mitarbeitern zu unterhalten, wurden die Augen groß bei Erwähnung des Chefdesigners. Er scheint eine Bürolegende zu sein, was neben seinen Entwürfen, seiner Bescheidenheit und Freundlichkeit zu verdanken sein muss.

Die arbeitsfreie Woche bot viele Möglichkeiten zum Verreisen. Die eigentlichen Ziele, Kioto, Hiroshima und Osaka, waren aufgrund der gestiegenen Preise während der Ferienzeit leider nicht wahrzunehmen. Also habe ich meine freie Woche mit kleineren Rundreisen rund um Tokyo vollgestopft.

Den Anfang machte die kleine Stadt Nikko, welche zwei Zugstunden entfernt nördlich von Tokyo liegt. Die Stadt liegt in den Bergen und beinhaltet neben vielen historisch wertvollen Schreinen und Denkmälern, welche teilweise als Unesco-Weltkulturerbe anerkannt sind, auch viele Wanderrouten durch den Nationalpark.

Hauptziel meiner freien Woche war jedoch die Besteigung des heiligen Berges Fuji. Mit 3.776 Metern ist er der höchste Berg Japans, doch vor allem der mit Abstand höchste Berg, den ich je bestiegen habe. Mein philippinischer Mitbewohner und ich waren alles andere als vorbereitet und auch unser Equipment ließ zu wünschen übrig, dennoch erklommen wir den Berg bei Nacht innerhalb von zwölf Stunden. Alle Schmerzen und Beschwerden schienen verschwunden beim Bewundern des Sonnenaufgangs. Der Abstieg nahm sechs Stunden in Anspruch, was meinem Körper den Rest gab und mich die Rückfahrt nach Tokyo in Ruhe durchschliefen ließ. Nicht ganz so ruhig war allerdings die Ankunft in Tokyo, eine der lautesten, hellsten und dicht bevölkerten Städte der Welt. Japan ist eben ein Land der Gegensätze, eben noch Stille, Ruhe und Gelassenheit, im nächsten Moment – Tokyo.

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