Selbst nach all den Wochen in der zweitgrößten Stadt Australiens versetzt es mich immer noch regelmäßig ins Staunen, wie eine so junge Stadt so lebendig und architektonisch vielschichtig sein kann. Ein Haus, das vor 100 Jahren erbaut wurde, gilt hier schon als alt. Im Vergleich zu manch anderer Metropole dieser Welt scheint Melbourne deshalb wie gerade erst aus dem Ei geschlüpft, dennoch lässt das Straßenbild die bewegte Geschichte der Stadt erahnen.
Das Herzstück Melbournes ist das Central Business District (CBD). Auf dieser Fläche, die nur einen winzigen Teil der gesamten Stadt ausmacht, konzentriert sich das städtische Leben. Es überlagern sich alle nur vorstellbaren Nutzungen. Auf den orthogonal angeordneten Straßen, die gesäumt sind von bunten Geschäften und Cafés, herrscht zu jeder Tages- und Nachtzeit reges Treiben. Ihre architektonische Energie schöpft die Stadt ohne Zweifel aus dem, was zwischen dem Alten und dem Neuen, dem Großen und dem Kleinen passiert. So stehen hohe Wolkenkratzer dicht an dicht neben kleinen verschnörkelten Gebäuden aus der Zeit des viktorianischen Goldrausches und die großen Hauptstraßen sind durch kleine, verborgene Gassen, gennant Laneways, verbunden. Die Laneways dienten ursprünglich nur als Hintereingänge der herrschaftlichen Gebäude an den Hauptstraßen. Heute haben sich diese Hinterhöfe zu überdachten Arkaden und engen Gassen gewandelt, mit Streetart, schrillen Galerien, niedlichen Cafés und gemütlichen Kneipen. Es passiert zwar häufig, dass man aufgrund der flachen Topografie und der rasterartigen Struktur ein wenig die Orientierung verliert, dennoch erfüllt es die Stadt mit einem geordneten und in sich geschlossenem Gefühl.