Nun ist der dritte Monat schon vorbei. Meine Zeit im Büro von Juergen Mayer H. geht leider sehr schnell vorüber. Umso glücklicher bin ich, dass ich jeden Tag neue Erfahrungen sammle. Insbesondere erlerne ich fachspezifische Kenntnisse, wie zum Beispiel den richtigen Umgang und die Kooperation mit Fachplanern. Mir werden die Herausforderungen während des bauplanerischen Prozesses aber auch die während der ersten Entwurfsphase sehr bewusst. Bei großen Projekten wird es immer schwieriger den Entwurfsgedanken nicht aus den Augen zu verlieren. Denn schon in Leistungsphase 2 und 3 spielen oft die Technik und Finanzierung eine so große Rolle, dass wenig Zeit für kreative Ideen und künstlerische Diskussionen bleibt. Dennoch braucht eine gute Architektur ein Konzept, einen Leitfaden, der sich vom äußeren Erscheinungsbild bis in die kleinsten Details des Inneren durch das Gebäude zieht. Diese konzeptionelle Stärke äußert sich in allen Gebäuden von Juergen Mayer H. – zurzeit erkenne ich, wie viel Aufwand und Durchsetzungsvermögen dahinter steckt.

Letzte Woche habe ich einen Artikel im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gelesen: „Architektur – Alt ist gut“. Darin wird auf eine Forsa – Umfrage geantwortet, in der nur sechzehn Prozent der Bürger der Auffassung sind, dass viele aktuelle Bauwerke aufgrund ihrer architektonischen Qualität oder Bedeutung noch in fünfzig oder hundert Jahren geschätzt werden.

Es freut mich, dass in diesem Bericht die Frage gestellt wird, was „moderne Architektur“ überhaupt bedeutet! In der Umfrage wurden keine Gebäudebeispiele genannt. Zählen wir also auch die unsäglichen Wohnbauten mit Wärmedämmverbundsystem dazu, die inzwischen nicht nur von der Fachpresse als Umweltbelastung und Sicherheitsrisiko eingeschätzt werden?

Außerdem stellt sich die Frage, ab wann ein Gebäude überhaupt historisch ist? Die Gebäude der klassischen Moderne des Bauhaus (1919 – 1935) verkörpern heute noch den Inbegriff moderner Architektur, obwohl sie schon fast 100 Jahre alt sind. Der Artikel macht darauf aufmerksam, dass zeitgenössische Architektur oft zuerst Kritik findet und erst nach einiger Zeit von Bürgern wertgeschätzt wird. Anders als in dem Artikel der FAZ würde ich nicht behaupten, dass der Aussagewert der Umfrage gegen Null geht. Das Ergebnis zeigt Architekten und Stadtplanern, dass moderne und gute Architektur auf die bestehende Umgebung reagieren muss, sich einbinden sollte und Antworten auf heutige, sowie zukünftige Probleme geben sollte. Sie muss zeitlos sein, auch wenn das ein schwer zu fassender Begriff ist. Aber nur so wird das Gebäude längere Zeit bestehen, wertgeschätzt werden und irgendwann Teil des historischen Stadtbildes werden.

Gerade diese Kontraste zwischen vermeintlich „historischen“ und „modernen“ Gebäuden fallen in Berlin besonders auf. Man begegnet an jeder Kreuzung einem Gebäude oder einem Platz mit einer beträchtlichen geschichtlichen Bedeutung. An Mahnmalen wie dem Mauerpark oder der East Side Gallery wird dem Betrachter die Geschichte natürlich besonders verdeutlicht. Aber als Bewohner der Stadt spürt man die Historie in jeder noch so kleinen Gasse und vor jedem noch so modernen Gebäude. Berlin hat sich schließlich zu einer pulsierenden, dynamischen Metropole entwickelt. Insbesondere in Kreuzberg und Prenzlauer Berg erkennt man die neue, multikulturelle Lebendigkeit der Stadt. Hier gibt es unzählige Straßencafés, kleine schmucke Läden und viele Ideenschmieden, in denen die Trends der nächsten Jahre geschaffen werden. Wohnen in Berlin ist natürlich, wie auch in vielen anderen Städten Deutschlands eine Geldfrage – Ziel der Planer sollte es sein, günstigen Wohnraum zu schaffen, der sowohl für die Bewohner, als auch für die Stadt Qualitäten aufweist. Einige Wohnbauten sind mir auf meinen Spaziergängen besonders aufgefallen, egal ob „gut“ oder „schlecht“ – sie sind Teil von Berlin!

Natürlich weihnachtet es auch hier schon sehr. Der erste Schnee ist gefallen und auch schnell wieder verschwunden. Fotos von den schönsten Weihnachtsmärkten Berlins, Glühwein und was sonst noch dazu gehört folgen in der nächsten Mail!

Die Baumeister Academy wird unterstützt von Graphisoft und der BAU 2017

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