20.08.2021

Gewerbe

LOQI Europazentrale: Arbeits-Spielplatz pur

Innenarchitektur
Ein von der Decke hängender Vorhang trennt die bunten Arbeitsinseln voneinander. Foto: Nicoló Lanfranchi
Ein von der Decke hängender Vorhang trennt die bunten Arbeitsinseln voneinander. Foto: Nicoló Lanfranchi

Studio Aisslinger hat für das Berliner Taschenlabel Loqi eine Bürolandschaft entworfen, bei der Veränderung Teil des Konzepts ist. Knallige Farben und Retroformen bringen Spaß in die ehemalige Industriehalle. 

Foto: Nicoló Lanfranchi
Die Bürlolandschaft bietet vielfältige Plätze zum Arbeiten. Fotos: Nicoló Lanfranchi
Foto: Nicoló Lanfranchi

Die neue Europazentrale des Berliner Taschenlabels Loqi ist ein Experimentierfeld. Das Interieur der 1.000 Quadratmeter großen ehemaligen Industriehalle haben die Designer Werner Aisslinger und Tina Bunyaprasit von Studio Aisslinger als einen Raum in permanenter Veränderung entworfen. Gleichzeitig setzt sich die neuartige Arbeitslandschaft für den Hersteller Loqi mit den wichtigsten Themen und Herausforderungen des heutigen Office-Interiors auseinander: „New Work“ und „Activity-Based Work“, „Post Pandemic Office“ und Nachhaltigkeit. Studio Aisslinger hat Antworten auf diese Fragestellungen aus dem für das Büro charakteristischen Collagekonzept entwickelt.

Foto: Nicoló Lanfranchi
Das Büro ist in den für Studio Aisslinger typischen kräftigen Farben gestaltet. Fotos: Nicoló Lanfranchi
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Aisslingers spielerische Farbe für LOQI

Auf den ersten Blick meint man, in der Halle sei ein Freizeitpark aufgebaut. Denn die bunten Sitz- und Arbeitsinseln sind in loser Gruppierung auf dem grauen Estrichboden verteilt. Es scheint so, dass nichts einen festen Platz habe – oder benötige. Deswegen wirkt auch alles so, als könne es mit wenigen Handgriffen umgestellt werden. Beispielsweise trennt die runden Besprechungstische ein von der Decke herabhängender Vorhang von ihrer Umgebung. Außerdem gibt es treppenförmige Sitzelemente, Stauraum in Form kleiner Container, Arbeits- und Stehtische mit integrierten Leuchten und eine lange Theke, die für informelle Besprechungen genutzt werden kann. Viele dieser Elemente sind in die für Studio Aisslinger typischen kräftigen Farben getaucht: rot und rosé, blau, grün, türkis – beruhigt durch grau und schwarz. Diese Farbigkeit unterstreicht den spielerischen Charakter der Einrichtung zusätzlich.

Foto: Nicoló Lanfranchi
Die „Working Capsules“ dienen als Rückzugsorte zum Arbeiten. Fotos: Nicoló Lanfranchi
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Charakterzüge von Verner Panton, Joe Colombo und Luigi Colani

Einen besonderen Blickfang stellen die „Working Capsules“ dar, die Aisslinger und Bunyaprasit entworfen haben. Es sind farbenfrohe Rückzugsorte, kompakte Arbeitsplätze, die einen Raum im Raum bilden. In die unregelmäßig geformten Kabinen gelangt man durch einen Türausschnitt, der mit einer aufgerollten Textilbahn verschlossen werden kann. Im Innern finden ein Schreibtisch, eine kleine Sitzbank und ein Regal Platz. Hauptgestaltungselement ist aber das Bullaugenfenster über dem Schreibtisch, das mit einer Glaskuppel verschlossen ist. Hier erweisen Werner Aisslinger und Tina Bunyaprasit dem Space Age Design der Sechziger- und Siebzigerjahre Referenz. Man denkt unwillkürlich an Namen wie Verner Panton, Joe Colombo oder auch Luigi Colani.

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Grau und Schwarz bilden einen Ausgleich zu den ansonsten knalligen Farbtönen. Fotos: Nicoló Lanfranchi
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Arbeits-Spielplatz in stetiger Veränderung

Studio Aisslinger haben bereits bei ihrem Interieur für das 25hours Hotel The Circle in Köln auf diese Epoche Bezug genommen. Die Einrichtung dort wirkte jedoch statischer, die Arrangements sind kalkulierter. Hier nun steht das Informelle, Stehgreifartige im Mittelpunkt. Dadurch bietet die Arbeitslandschaft jederzeit die Möglichkeit, Veränderungen jeder Art unmittelbar nachzuvollziehen. „Social Distancing“, wie Corona es erforderlich machte, kann hier im Grunde genommen durch eine einfache Umräumaktion realisiert werden.

Nachhaltigkeit spielte beim Entwurf eine zentrale Rolle. Das führte aber nicht allein zur Verwendung kreislauffähiger und nachhaltig produzierter Materialien. Es zeigt sich auch im „Weniger“, dass die Einrichtung auszeichnet: weniger Material, weniger Eingriff in den Bestandsbau, weniger Ressourcenverschwendung. Das Kunststück, das Studio Aisslinger hier vollbringt, ist diese Sparsamkeit nicht ärmlich oder freundlos, nicht improvisiert oder unfertig wirken zu lassen. Stattdessen haben sie einen fröhlichen Arbeits-Spielplatz entworfen, der sich immer wieder verändern kann.

Lust auf weitere Farbakzente, diesmal im Außenraum? Hier zeigen wir Ihnen die neue Esperance Bridge, die Moxon Architekten im Londoner Boomquartier King’s Cross gebaut haben.

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