17.04.2020

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„Wir spucken niemanden an, wir hinterfragen“

LAMA: Das Lösungsorientierte Architekturmagazin (Foto: LAMA)


Schnittstelle zwischen Architekturpraktizierenden und “Rest der Gesellschaft”

Warum ist die Architekturlehre nicht mehr gesellschaftsbildend? Diese Frage stellen vier Grazer Architekturstudierende in ihrem neuen Projekt „LAMA | Das lösungsorientierte Architekturmagazin“. Die Publikation erscheint heute erstmalig und soll in insgesamt neun Ausgaben die Architekturdisziplin in Lehre, Praxis und ihrem gesellschaftlichen Stellenwert diskutieren. Die erste Ausgabe widmet sich den aktuellen Anforderungen und Fragen der universitären Architektur-Ausbildung. Mit verantwortlich für das Projekt ist Baumeister Academy Alumnus Andreas Maierhofer. Wir haben uns mit ihm über LAMA unterhalten.

Andreas, was habt ihr mit LAMA vor?

Wir wollen über die nächsten drei Jahre hinweg die Themen Architekturlehre, -praxis und -diskurs hinsichtlich ihrer gesellschaftsbildenden Verantwortung mit je drei Ausgaben beleuchten, anschneiden und durcharbeiten. Im ersten Durchgang stellen wir in jedem der drei Themenfelder kritisch den Ist-Zustand dar. Der zweite Durchgang beschreibt dann den Wunsch-/Soll-Zustand und der letzte Durchgang markiert Lösungsvorschläge für den Weg dorthin. Im Idealfall entsteht aus den gesammelten Erkenntnissen anschließend ein Handbuch für eine „gesellschaftsbildende Architekturkommunikation“.

Was unterscheidet euch deiner Meinung nach von anderen Publikationen?

Grundsätzlich wollen wir Leuten, die sonst nicht so gehört werden, eine Plattform bieten. Das sind insbesondere Studierende, junge Praktizierende und Architekturlaien. In den sogenannten LAMA Spits kommen sie mit Kurz-Statements zum jeweiligen Heftthema zu Wort. Wir wollen außerdem als Schnittstelle zwischen Architekturpraktizierenden und dem „Rest der Gesellschaft“ fungieren und die Kommunikation hier verbessern.

Wer steht hinter LAMA?

Hinter dem Konzept und der Idee für LAMA steht seit 2019 ein kleines Redaktionsteam, das aus Vera Schabbon, Philipp Glanzner, Felix Obermair und mir besteht. Anfang dieses Jahres durften wir uns mit Christina Blümel und Anna Müller zudem über zusätzliche Unterstützung im LAMA-Team freuen. Im Hintergrund unterstützend dabei waren außerdem unsere Freundinnen und Freunde vom Haus der Architektur (HDA) und vom Forum Stadtpark Graz.

“Wir wollen einfach ‘drüber reden’.”

Wie finanziert ihr euch?

Im Vergleich zu unserem Vorgängermagazin „SCHAURAUM.“ – einem studentischen Projekt – wollen wir nicht mehr nur unsere Grazer Bubble ansprechen, sondern den gesamten deutschsprachigen Raum. Dabei wird ein Versandpartner wahrscheinlich unumgänglich sein. Um das finanziell stemmen zu können, haben wir einen 22-Seiten-schweren Businessplan verfasst, die sogenannte LAMA-Wanderroute. Den Druck der ersten Ausgabe wird noch mit den Resten der SCHAURAUM.-Kasse finanziert, da unsere bisherigen Förderanträge noch in Bearbeitung sind. 

Euer Slogan heißt „unabhängig. unbequem. ungeniert.“ Wie unbequem ist LAMA?

Wir wollen niemanden anspucken, wie es ein LAMA vielleicht hin und wieder tun würde. Wir wollen aber auch bestimmte Zustände nicht ohne kritisches Hinterfragen hinnehmen. LAMA soll dazu beitragen, dass es nicht so angenehm ist, sich auf bestehenden Strukturen auszuruhen und im schlimmsten Fall durch Faulheit Stillstand herbeizuführen. Im Endeffekt wollen wir einfach „drüber reden“ – über bestehende Strukturen in der Architektur, ihrer Praxis und Lehre.

Gesucht: Architektur & Gesellschaft in der aktuellen und zukünftigen „neuen Normalität“

Deswegen macht ihr auch eigene LAMA-Talks?

Genau. Wir hören immer wieder: „Architektur-Studierende sind unkommunikativ, unartikuliert, unselbstständig, unwissend.“ Damit geht auch der Vorwurf einher, dass das Architekturstudium keine für den gesellschaftlichen Diskurs genügend ausgebildete Personen mehr hervorbringt. Mit den Talks wollen wir a) herausfinden, ob das stimmt und b) einen Beitrag leisten und diesem Missstand zumindest entgegenwirken.

Wir sind gespannt, wie es weitergeht. Wie kommt man an euer Heft?

Ab sofort kann LAMA 1|9 zum Sonderpreis nach Hause bestellt werden! Dazu einfach diesem Link zu unserer Homepage folgen, dort findet sich eine Anleitung zum Bestellvorgang. Das Heft und seine Inhalte werden am 29. April um 18 Uhr in einer Live-Release auf Facebook präsentiert.

Außerdem widmen wir uns in einer LAMA-Sonderausgabe der Architekturdisziplin in Zeiten von Corona und danach. Wie reagiert die Architekturszene auf die aktuellen Einschränkungen? Wirkt sich die Krise auch langfristig auf unsere Disziplin aus? LAMA sucht ab sofort nach Beiträgen, die Architektur & Gesellschaft in der aktuellen und zukünftigen „neuen Normalität“ kritisch beleuchten. Den detaillierten Aufruf findet ihr hier.
Wir bedanken uns schon jetzt bei allen, die mit uns in diesen außergewöhnlichen Zeiten diskutieren wollen und mit ihren Bestellungen unser Projekt für eine kommunikative und interdisziplinäre Architektur weiter ermöglichen.

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