13.08.2014

Wohnen

Kunstvolle Verzahnung

„Weiterbauen“ lautete das Motto für die Erweiterung einer Doppelhaushälfte in Aachen. Mit einem feinen Gespür für das Vorhandene hat das Architekturbüro Amunt einen Anbau geschaffen, der auf kunstvolle Weise das Alte mit dem Neuen verbindet.

Das kleine Häuschen, das in einer Arbeitersiedlung am nördlichen Stadtrand von Aachen steht, wurde 2010 von einer 3-köpfigen Familie erworben. Da sich die Nutzfläche von 70 Quadratmetern als zu gering erwies, stand von Anfang an fest, dass eine Erweiterung vorgenommen werden musste. Die Lösung war ein zweigeschossiger Anbau, der geschickt die Kubatur des Bestandsgebäudes aufgreift und gleichzeitig einen offenen, eigenständigen Baukörper generiert.

Das architektonisches Thema der Verzahnung zieht sich als roter Faden durch das Gebäude. Sowohl die Ausformung des Volumens als auch die räumliche Organisation folgen diesem Prinzip. Während der Anbau im Erdgeschoss durch das sichtbar gelassene Betonskelett deutlich als neuer Gebäudeteil erkennbar ist, greift er im Obergeschoss die Dachform des Bestands auf und erzeugt eine polygonale Dachskulptur, die Alt und Neu miteinander verknüpft.

Analog dazu funktioniert der Grundriss. Das hinzugewonnene Wohn- und Esszimmer ist als offener „Gartenraum“ ausgebildet. Die großflächige Verglasung gibt den Blick auf den Garten frei, während die Klinkerfassade des Bestands zur Innenwand wird. Im darüber liegenden Geschoss sind vier Schlafzimmer untergebracht, zwei davon im Anbau. Durch die räumliche Überlagerung am Schnittpunkt der Dachflächen, kann das innen liegende Badezimmer über einen Lichtschacht natürlich belichtet werden. Gleichzeitig dient seine Decke als Schlafempore für das angrenzende Kinderzimmer. Eine besondere Bedeutung kommt dem Treppenhaus zu, das eine Übergangszone bildet. Es wurde um einen Luftraum erweitert, wodurch die im Obergeschoss sichtbar gelassene Holzbalkendecke des Anbaus ebenso ablesbar ist, wie die Klinkerwand des Bestands.

Am deutlichsten wird das Thema der Verzahnung in der Fassade. Der unverputzte Bims-Leichtbeton-Mauerstein des Anbaus geht am Ortgang in den Klinkerstein des Bestands über. Beide Gebäudeteile verschmelzen zu einer Einheit, sind aber gleichzeitig durch die entstandene „Naht“ voneinander zu unterscheiden.

Die Architekten wollten dem Gebäude das „harte Neue“ nehmen und den Charakter der Siedlung in ihrem Entwurf aufgreifen. Dank präziser Eingriffe ist ihnen das gelungen. Sie haben einen homogenen Baukörper geschaffen, dessen Geschichte ablesbar bleibt.

Fotos: Filip Dujardin

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