Am 12. November 2024 entschied sich das Finale um den International Hochhaus Preis 2024/25: Das mixed-use Hochhaus CapitaSpring in Singapur von BIG und Carlo Ratti Associati gewinnt. Damit trägt das Projekt den Titel des weltweit innovativsten Hochhauses.
Seit 2003 vergibt das Deutsche Architekturmuseum gemeinsam mit der Stadt Frankfurt am Main und der DekaBank alle zwei Jahre den Internationalen Hochhaus Preis. Für die diesjährige Ausgabe hatte das Architekturmuseum aus den über 1.000 Hochhäusern, die in den letzten zwei Jahren weltweit fertiggestellt wurden, 31 herausragende Gebäude aus 13 Ländern nominiert. Die internationale Jury bestand aus Expertinnen und Experten aus Architektur- und Ingenieurpraxis sowie den Partnern des Preises unter der Leitung von Kim Herforth Nielsen (Architekt 3XN, Kopenhagen). Aus den fünf Finalisten wählte die Jury mit CapitaSpring den Preisträger aus. Vom 14. November 2024 bis zum 12. Januar werden alle nominierten Projekte sowie die Preisträger und Finalisten im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main gezeigt.
Der soziale Wert von Hochhäusern
In der Ausstellung „Best High-Rises 2024-25“ in Frankfurt am Main sind alle nominierten Projekte des Internationalen Hochhaus Preises 2024/25 zu sehen. Diese müssen mindestens 100 Meter hoch sein und innerhalb der letzten zwei Jahre fertiggestellt worden sein.
Das Siegerprojekt, CapitaSpring in Singapur, stammt von den Architekturbüros BIG – Bjarke Ingels Group und Carlo Ratti Associati. Sie erhielten einen Preis in Höhe von 50.000 Euro sowie eine Statuette des international renommierten Künstlers Thomas Demand.
Vier Finalisten
Bei der feierlichen Preisverleihung am 12. November 2024 nahmen die Architekten Brian Yang von BIG sowie Gregory Chua für den Bauherrn CapitaLand den Preis in der Frankfurter Paulskirche entgegen. Mike Josef, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, sowie Dr. Matthias Danne, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der DekaBank und Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums, vergaben die Auszeichnung.
Geehrt wurden auch die anderen vier Finalisten:
- IQON Residences, Quito, Ecuador Architektur: BIG-Bjarke Ingels Group, Kopenhagen, Dänemark / New York, USA
- Shenzhen Women & Children’s Center, Shenzhen, China Architektur: MVRDV, Rotterdam, Niederlande
- Valley, Amsterdam, Niederlande Architektur: MVRDV, Rotterdam, Niederlande
- Bunker Tower, Eindhoven, Niederlande Architektur: Powerhouse Company, Rotterdam, Niederlande
Einstimmig zum Gewinner gewählt
Die Jury war sich einig, dass BegrünungBegrünung: Die Begrünung von Dächern oder Fassaden mit Pflanzen und Gräsern hat sowohl ökologische als auch ästhetische Vorteile, da sie z.B. zu einer besseren Luftqualität beitragen und eine optisch ansprechende Gestaltung ermöglichen., Verdichtung und maximale Nutzung des Vorhandenen die wichtigsten Herausforderungen im Hochhausbau sind. Entsprechend wurden die nominierten Projekte nach ihrem ästhetischen und technischen, aber vor allem auch nach ihrem sozialen Wert bewertet. CapitaSpring wurde einstimmig zum Gewinner gewählt.
Fortschritt für die Hochhaus-Typologie
Das Hochhaus in Singapur ist 280 Meter hoch. Es befindet sich auf einem Grundstück, das lange brachlag und nur als Parkhaus und als Markt für Streetfood genutzt wurde. Der Wolkenkratzer symbolisiert die Verknüpfung zwischen dem Öffentlichen und dem Privaten, indem im unteren Bereich ein zweigeschossiger Food Court zu finden ist. Zwischen den Wohnungen und den Büros im oberen Teil des Gebäudes liegt eine luftige, natürlich durchlüftete Grünzone. Hinzu kommt ein Dachgarten, der ebenso wie die Grünzone frei zugänglich ist.
Das Projekt ist deshalb Teil der Stadt, weil es inklusiv bleibt. Laut der Jury ist CapitaSpring deshalb so gut gelungen, weil es „mitgestaltet wurde“: Anhand der städtebaulichen Vorgaben Singapurs sowie dank der Vision der Bauherrschaft ist das Bürogebäude zu einem vertikalen öffentlichen Raum geworden.
Damit bringt CapitaSpring die Typologie Hochhaus einen wichtigen Schritt voran und zeigt, wie sie im Interesse der Zukunft der Stadt agieren kann. Die teils offenen FassadenFassaden sind die Außenwände von Gebäuden, die zur Straße hin sichtbar sind. sind speziell auf das tropische Klima der Stadt zugeschnitten. Aber die Grundidee der offenen Stadt in der Stadt, gefördert durch die Zusammenarbeit zwischen Behörden und Bauherrschaft, lässt sich überall auf der Welt umsetzen.
Kooperation zwischen Stadt und Bauherren
Als zweithöchster Wolkenkratzer von Singapur lässt sich CapitaSpring über geschützte Fußwege erreichen, die in einer 18 Meter hohen, offenen Lobby – dem City Room – münden. Dadurch wird der öffentliche Raum erweitert. Besuchende können an 56 Ständen verschiedenes Streetfood im Sockelgebäude entdecken, während Bewohner Zugang zu Services wie einem Pool, einer Laufstrecke, Fitnessräumen, einer Gemeinschaftsküche und Grillplätzen haben.
Die Green Oasis stellt das Herz des Gebäudes dar. Sie liegt über den Wohnetagen und erstreckt sich über vier Stockwerke. Die Landschaft lädt zum Verweilen, zu Spaziergänge und zum Sport ein. Ein durchgängiger Fußweg windet sich schraubenartig vom 17. bis zum 20. Stockwerk um den Gebäudekern und führt dabei an verschiedenen Aussichtspunkten, Sitzgelegenheiten sowie größeren Platzsituationen vorbei.
Angenehmes Mikroklima in der Stadt
Gemeinsam mit der ebenfalls öffentlichen Grünfläche auf dem Dach des Gebäudes sorgen insgesamt 80.000 Pflanzen für ein angenehmes Mikroklima inmitten der dicht bebauten Umgebung. Bereits jetzt sind die beiden Grünräume bei Einheimischen und Besuchenden überaus beliebt. Die eigentliche Hauptnutzung des Gebäudes, die Büroetagen, beginnt erst über der Green Oasis.
„Wir würdigen die Stadt dafür, dass sie dem Bauherrn die richtigen Anreize gegeben hat, den Bauherrn, dass er die Initiative ergriffen hat, und die Architekt*innen, dass sie eine innovative Lösung für all das gefunden haben. Dies alles spiegelt sich in der Qualität der Architektur wider. CapitaSpring hätte zum jetzigen Zeitpunkt an keinem anderen Ort gebaut werden können. Andere Städte können zweifellos davon lernen“, so die Jury.