Industriearchitektur in Dresden

In den letzten vier Monaten hat Ansgar Stadler Industriebauten in Leipzig besichtigt. Diesen Monat hat er sich auf den Weg nach Dresden gemacht, um zu entdecken, welches industrielles Erbe sich dort versteckt. 

„In Chemnitz wird gearbeitet, in Leipzig wird gehandelt und in Dresden wird alles wieder verbraucht“- so lautet ein altes sächsisches Sprichwort. Begibt man sich in die Landeshauptstadt merkt man aber schnell: Außerhalb von Dresdens repräsentativer Altstadt mit Frauenkirche oder Semperoper gibt es auch hier ein reiches, industrielles Erbe.

Ähnlich wie in Leipzig entwickelte sich hier ab Mitte des 19. Jahrhunderts eine produzierende Industrie. Durch die Weltkriege und die anschließende Mangelwirschaft der DDR geschwächt, brachen die meisten Betriebe um 1990 zusammen. Doch auch in Dresden fand man Wege die funktionslos gewordenen Gebäude neu zu nutzen. Beispielhaft für eine Vielzahl von ungenutzten Industriebauten folgen nun drei gelungene Umnutzungen:

Heizkraftwerk Mitte: Kraftwerk Mitte (Umnutzung: Theather)

In direkter Nähe zur Innenstadt hatten ab 1838 verschiedene Kraftwerke die Stadt mit Strom versorgt. Eines davon war das Heizkraftwerk Mitte. Dieses wurde jedoch 1993 stillgelegt und damit verloren über 40.000 Quadratmeter ihre Funktion. Erst 2006 einigte sich die Politik, wie man das Areal umnutzen wollte. Die Dresdner Kulturinstitutionen Staatsoperette und das Theater Junge Generation sollten hier einen gemeinsamen Standort finden.

Dafür sanierte man den Bestand aufwendig. An das denkmalgeschützte Maschinenhaus von 1890 schließt der von pfp Architekten geplante Neubau an. Dessen fensterlose, mit Klinker verkleideten Türme beinhalten die neuen Bühnen. Heute befinden sich neben den beiden Theatern eine Vielzahl weiterer Nutzungen auf dem Areal wie beispielsweise der Club Kraftwerk Mitte, Coworking spaces oder die Hochschule für Musik. Sie alle machen das Kraftwerk Mitte zu einem neuen Kulturzentrum in der Mitte von Dresden.

Montagehalle der VEB Strömungsmaschinen: Zeitenströmung
(Umnutzung: Gewerbezentrum mit Ausstellungsflächen)

Auf dem Gebiet des ehemaligen Garnisonsstandortes Albertstadt im Norden Dresdens entstand in den 1950er Jahren ein Verwaltungsbau mit Großmontagehalle des VEB Strömungsmaschinenwerks Dresden. Dort entwickelte das Unternehmen in der Halle unter anderem Strahlturbinen für die Verkehrsflugzeuge der DDR.

Heute beheimatet das 2005 sanierte Areal unter dem Namen Zeitenströmung verschiedene kleine Unternehmen wie Autorestauratoren, Bootsbauer oder Gastronomie.
Die denkmalgeschützte Großmontagehalle kann für Veranstaltungen und Ausstellungen gemietet werden. In naher Zukunft soll eine weitere Umnutzung des 128 Meter langen und 12 Meter hohen Baus zu Handels- und Büroflächen stattfinden.

Ernemannwerke: Technische Sammlung Dresden: Museum für Wissenschaft und Technik
(Umnutzung: Museum)

1923 erweiterte der Kaufmann und Kameraproduzent Heinrich Ernemann seine Kamerafabrik im sachlichen Stil des deutschen Werkbundes. Hier produzierten die Mitarbeiter weltbekannte Kameras der Hersteller Ernemann, Zeiss Ikon und Pentacon. Der Plan, ein besonders werbewirksames Fabrikgebäude zu bauen, ging auf: Bis heute ist der 48 Meter hohe Turm Wahrzeichen der einstmaligen fotographischen Industrie Dresdens.
Heute beheimatet das Gebäude – passend zur ursprünglichen Nutzung – die Technische Sammlung Dresden. Das Museum bietet neben klassischen Ausstellungen auch Platz für Veranstaltungen und Erlebniswerkstätten. Im Turm des Gebäudes befindet sich ein Café mit Aussichtsplattform.

Alle Bilder: Ansgar Stadler

Die Baumeister Academy ist ein Praktikumsprojekt des Architekturmagazins Baumeister und wird unterstützt von GRAPHISOFT und der BAU 2019.

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