20.01.2021

Gewerbe

Eine runde Kantensache: IGZ Campus Falkenberg

Weder technisches Knowhow noch innovative Architektur verbindet man im ersten Moment mit Dörfern der Oberpfalz. Doch die ländliche Gemeinde Falkenberg zeigt, dass beides durchaus dort seinen Platz findet: Seit Oktober 2020 schmückt sich der Ort mit dem neuen IGZ Campus des Berliner Architekturbüros J. Mayer H.

Das vor 20 Jahren gegründete Unternehmen setzt bewusst auf die Stärken des ländlichen Raums – von der Naherholung bis hin zur Vertrautheit des sozialen Gefüges. Foto: David Franck
Das planerische Konzept für den neuen Campus existiert gewissermaßen seit Firmenbeginn: Der Neubau trägt auch den Namen „Softwarescheune 5.0“. Foto: David Franck

 

Das Softwareunternehmen IGZ, Ingenieurgesellschaft für logistische Informationssysteme mbH, entwickelt technische Softwarelösungen für Produktion und Logistik für Unternehmen in ganz Europa. Mit rund 500 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ist das Unternehmen ein wichtiger wirtschaftlicher Bestandteil der Region. Das vor 20 Jahren gegründete Unternehmen setzt bewusst auf die Stärken des ländlichen Raums – von der Naherholung bis hin zur Vertrautheit des sozialen Gefüges.

Das planerische Konzept für den neuen IGZ Campus existiert gewissermaßen seit Firmenbeginn: 1999 gründeten die Ingenieure Wolfgang Gropengiesser und Johann Zrenner in einer ehemaligen Scheune ihr Unternehmen. Seither ist der Name „Softwarescheune“ für die Firmengebäude Programm. Mit dem Erfolg kam die erste räumliche Erweiterung 2005 durch Brückner & Brückner Architekten. In den nächsten Jahren folgten weitere Neubauten auf dem Firmengelände. Jede dieser Architekturen knüpfte an den Vorgänger an, integrierte sich in das Ensemble und den Logistikweg. Auch J. Mayer H. Architekten greifen mit ihrem Entwurf für den IGZ Campus die bestehenden Bauten der IGZ Falkenberg auf. Dabei ist ihr Neubau, die „Softwarescheune 5.0“, das erste Gebäude eines erweiterten Masterplans – Betriebsrestaurant, Innovationszentrum und weitere Bürogebäude sind geplant.

Die Fassadenstruktur offenbart von außen die Einteilung im Innern: Drei bis fünf Geschosse stapeln sich übereinander, der Eingangsbereich hat die doppelte Etagenhöhe. Foto: David Franck
Der 120 Meter lange Bau ist deutlich länger, schmaler und höher als die Bestandsbauten – aber auch dynamischer. Foto: David Franck
Rahmen und Streben bilden ein Stahlbetonskelett aus Sichtbeton und grau lasiertem Holz. Hinter dem Skelett ist der Bau in Glas gehüllt. Foto: David Franck
Rund ein Fünftel des Baukörpers ist auf Diagonalstreben aufgeständert. Foto: David Franck

IGZ Campus – ein verbindendes Konzept

 

Als Hauptgebäude nimmt der Neubau den höchsten Punkt des Firmengeländes ein. Während sich die Farb- und Materialsprache der Bestandsgebäude fortsetzt, fällt eines sofort auf: Der Neubau richtet sich nicht parallel zu den anderen aus, sondern positioniert sich in einem 90-Grad-Winkel zu ihnen. Der 120 Meter lange Bau ist zudem deutlich länger, schmaler und höher als die Bestandsbauten. Aber auch dynamischer: Die Fassade wird – angepasst an die Etagen und Büroräume – durch rechteckige Rahmen gegliedert, die durch diagonale Streben erweitert und oder durchbrochen sind. Diese Streben haben zwar einen gleichbleibenden Winkel, jedoch variieren sie in ihrer Länge sowie Laufrichtung und durchkreuzen oder ergänzen sich parallel. Rahmen und Streben bilden ein Stahlbetonskelett aus Sichtbeton und grau lasiertem Holz. Hinter dem Skelett ist der Bau in Glas gehüllt. Besonders ist, dass rund ein Fünftel des Baukörpers auf Diagonalstreben aufgeständert ist.

IGZ Campus, Schnitt AA © J. Mayer H. Architekten
IGZ Campus, Schnitt BB © J. Mayer H. Architekten
IGZ Campus, EG © J. Mayer H. Architekten
IGZ Campus, 1. OG © J. Mayer H. Architekten
IGZ Campus, 2. OG © J. Mayer H. Architekten
IGZ Campus, Lageplan © J. Mayer H. Architekten

Fokus Zukunft

 

Die Fassadenstruktur offenbart von außen die Einteilung im Innern des IGZ Campus: Drei bis fünf Geschosse stapeln sich übereinander, der Eingangsbereich hat die doppelte Etagenhöhe. Was von außen sichtbar, aber erst im Innern begreifbar wird, ist der Verbindungsgang: Er verläuft durch alle Gebäude auf dem Gelände. Im Neubau durchmisst das Erdgeschoss der Länge nach auf der Mittelachse. Die Erschließung der darüberliegenden Etagen erfolgt ebenfalls durch Mittelgänge. Durchgängige Lichtleisten an der Decke betonen diese zentralen Wege im Gebäude.

Neben dem sich im Innenraum wiederholenden Stahlbetonskelett strukturieren Sichtbeton, helles Holz und Glas die 8.000 Quadratmeter Bürofläche der Architektur.
Nichttragenden Trennwände und Einbaumöbel sowie Mobiliar auf Rollen ermöglichen sowohl eine flexible Nutzung der Räume als auch einen schnellen Umbau. Diese Struktur ermöglicht es, dass für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der IGZ Falkenberg während der Covid-19-Pandemie problemlos Optionen zur Distanzierung und räumlichen Trennung geschaffen werden konnten.

Nichttragenden Trennwände und Einbaumöbel sowie Mobiliar auf Rollen ermöglichen sowohl eine flexible Nutzung der Räume als auch einen schnellen Umbau der 8.000 Quadratmeter Bürofläche. Foto: David Franck
Neben dem sich im Innenraum wiederholenden Stahlbetonskelett strukturieren Sichtbeton, helles Holz und Glas die Architektur. Foto: David Franck
Blickfang im Foyer und den Sonderbereichen sind große, skulpturale Holzeinbauten wie die Treppe. Foto: David Franck

 

Blickfang im Foyer und den Sonderbereichen sind große, skulpturale Holzeinbauten: Raumgreifende Tische und Sitzgelegenheiten aus runden Formen bilden einen Kontrast zum gradlinigen Skelett. Die vielfach abknickende, von Lichtleisten inszenierte Haupttreppe greift das formale Hauptthema des Baus auf.

Die vielfach abknickende, von Lichtleisten inszenierte Haupttreppe greift das formale Hauptthema des Baus auf. Foto: David Franck
Raumgreifende Tische und Sitzgelegenheiten aus runden Formen bilden einen Kontrast zum gradlinigen Skelett. Foto: David Franck

 

Ein besonderer Fokus des Neubaus liegt auf den Themen Innovation und Nachhaltigkeit. Die Planer verwendeten heimische Materialien wie Granit und Holz. Regenerative Energieversorgung durch Geothermie und Photovoltaik sowie passive Temperierung vervollständigen das nachhaltige Konzept. Die passive Temperierung ist in Form von Betonkerntemperierung zum Heizen und Kühlen in die Stahlbetondecken integriert. Insgesamt 60 je 100 Meter tiefe Geothermiepfähle erzeugen die dafür notwendige Energie.

Foto: David Franck
Foto: David Franck
Foto: David Franck
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