11.06.2025

Architektur Gewerbe

i4 Bürogebäude im Werksviertel München

München
Das i4 im Münchner Werksviertel von LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei GmbH & Co. KG. Foto: R&S Immobilienmanagement GmbH, München; Fotograf: Yohan Zerdoun Photography, Freiburg

Mit dem Neubau des Bürogebäudes i4 wird der Entwicklungsfortschritt des Projekts „iCampus im Werksviertel“ am Münchener Ostbahnhof weiter vorangetrieben. Die Projektentwicklung erfolgt durch R&S Immobilienmanagement, das zugleich als Bauherr und Bestandshalter auftritt. Architekt waren LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei aus Stuttgart. Das Gebäude i4 ergänzt den Campus um ein weiteres Element und erweitert die Gesamtfläche des Areals, das insgesamt auf über 120.000 Quadratmeter Geschossfläche ausgelegt ist.


Städtebauliche Einbindung

Das Bürogebäude i4 liegt an der Friedenstraße und grenzt unmittelbar an die Gleisanlagen des Ostbahnhofs. Mit seiner Grundstücksgröße von knapp 600 Quadratmetern zählt es zu den kleineren Baufeldern im Campusgefüge. Dennoch kommt dem Gebäude eine besondere städtebauliche Bedeutung zu: Es markiert entweder den Eingang zum Areal oder dessen Abschluss – je nach Perspektive. Die Lage auf einem sogenannten Filetgrundstück unterstreicht diese Doppelfunktion.

Das Werksviertel selbst ist durch eine Mischung aus historischen Industrieanlagen und modernen Neubauten geprägt. Die architektonische Sprache der Neubauten orientiert sich vielfach an der industriellen Vergangenheit des Areals. Das i4 reiht sich in dieses Gefüge ein, nimmt jedoch bewusst eine Sonderrolle ein: In Fassadengliederung und Materialität unterscheidet es sich sichtbar von den Nachbargebäuden, bleibt aber in seiner Grundstruktur Teil des städtebaulichen Gesamtkonzepts. Der Entwurf stammt vom Architekturbüro LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei aus Stuttgart.


Architektur und Gestaltung

Die Fassadengestaltung des i4 greift das innere Ausbauraster von 1,5 Metern auf. Sie kombiniert Elemente der historischen Lochfassade der benachbarten Rhenania-Villa (i1) mit einer feingliedrigeren Variante der Loftarchitektur der angrenzenden Neubauten. Die Verwendung von Klinker im Läuferverband sowie Grenadierschichten an den Stürzen prägt das äußere Erscheinungsbild. Der Ziegel wurde in handwerklicher Ausführung verarbeitet, was die Plastizität der Fassade unterstützt. Tief liegende Fenster, Vor- und Rücksprünge im Wandaufbau und gezielt gesetzter Schattenwurf tragen zur Strukturierung bei.

Der Eingangsbereich ist durch eine Rückstaffelung der Wandflächen akzentuiert, die zu einer zentralen Lobby mit einem klar strukturierten Erschließungskern führt. Diese Gestaltung dient auch der Adressbildung innerhalb des Quartiers.

Foto: R&S Immobilienmanagement GmbH, München; Fotograf: Yohan Zerdoun Photography, Freiburg
Foto: R&S Immobilienmanagement GmbH, München; Fotograf: Yohan Zerdoun Photography, Freiburg
Foto: R&S Immobilienmanagement GmbH, München; Fotograf: Yohan Zerdoun Photography, Freiburg
Foto: R&S Immobilienmanagement GmbH, München; Fotograf: Yohan Zerdoun Photography, Freiburg

Nutzung und Flexibilität

Die Büroflächen des i4 erstrecken sich über mehrere Obergeschosse und umfassen insgesamt rund 3.000 Quadratmeter. Die lichten Raumhöhen betragen zwischen drei und vier Metern. Der Grundriss erlaubt eine flexible Nutzung: Die Flächen sind so konzipiert, dass sie etagenweise vermietet oder in kleinere Einheiten unterteilt werden können. Dabei ist das Fassadenraster identisch mit dem Ausbauraster, was die Installation von Innenwänden ohne Sonderlösungen ermöglicht.

Verschiedene Büroformen – von Zellen- über Kombi- und Großraumbüros bis hin zu Multispace-Konzepten – lassen sich ohne strukturelle Eingriffe realisieren. Diese Anpassungsfähigkeit entspricht den Anforderungen an moderne Arbeitswelten und stellt sicher, dass unterschiedliche Nutzungsbedarfe berücksichtigt werden können.


Technik und Energie

Das technische Konzept des Gebäudes zielt auf eine energieeffiziente und komfortable Nutzung ab. Während Fensterlüftung in der Übergangszeit möglich ist, sorgt eine unterstützende Lüftungsanlage mit niedriger Luftwechselrate für gleichmäßige Raumluftqualität. Die Betonkerntemperierung in einem vorgefertigten Deckensystem trägt zur thermischen Behaglichkeit bei. Die Haustechnik ist dabei vollständig in das Deckensystem integriert.

Die Lüftungstechnik im Untergeschoss ist mit einer hocheffizienten Wärmerückgewinnung ausgestattet. Für die Verschattung kommen außenliegende Rollos zum Einsatz. Ergänzt wird das Energiekonzept durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Das Gebäude ist darüber hinaus an die Fernwärme- und Nahkältenetze des Quartiers angeschlossen. Der Primärenergiebedarf beträgt laut Angabe 55,5 kWh pro Quadratmeter und Jahr – das entspricht 63 Prozent des Vergleichswerts nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG).

Eine Zertifizierung nach dem LEED-Standard in der Kategorie „Gold“ befindet sich derzeit in Bearbeitung.


Außenbereiche und Dachnutzung

Ein besonderes Merkmal des Gebäudes ist der rund 82 Quadratmeter große Dachgarten. Er bietet Ausblick auf den Ostbahnhof, die Münchener Innenstadt mit Frauenkirche sowie auf das Alpenpanorama. Neben seiner Funktion als Erholungsraum für Nutzer dient er auch der ökologischen Aufwertung des Gebäudes.

Das Gebäude ging aus einem einphasigen, nicht offenen Realisierungswettbewerb hervor, bei dem der Entwurf von LRO mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde. Neben LRO als Architekturbüro waren zahlreiche Fachplaner und Ingenieurbüros beteiligt, darunter Schwab.engineers (Projektmanagement), Ametsbichler + Lehr (Tragwerksplanung), Com 4 tec (Haustechnik), PMI GmbH (Akustik), M-Ö-K (Brandschutz) und andere.

Lesen Sie auch: der iCampus vom Werksviertel in München.

Nach oben scrollen