21.11.2024

Architektur Öffentlich

Centre for Community Life: Holzbau Vella von HAZ Arquitectura

Holz
Das Centre for Community Life: der Holzbau Vella von HAZ Arquitectura

Am Eingang von Barcelona gibt es ein neues Gemeinschaftszentrum: Porta Trinitat von HAZ Arquitectura ist ein Holzbau, der als multifunktionaler Komplex dient und die Eigenschaften eines Passivhauses hat. Die Architekten wollten einen gemütlichen Ort in Trinitat Vella schaffen, der Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen anzieht.

Portra Trinitat liegt an einer der zentralen Straßen Barcelonas in der Peripherie der Stadt. Die umgebende Bebauung fördert eine introspektive Gestaltung. Für das „Centre for Community Life“ haben die Architekten von HAZ zwei Baukörper entworfen, die sich an den beiden Hauptstraßen Meridiana und Carretera de Ribes orientieren. In der Mitte gibt es einen inneren Platz.

Im Gemeinschaftszentrum, einem modernen Holzbau, gibt es Platz für ein Freiluftkino und viele weitere Nutzungen. Das Gebäude steht Menschen aus Sant Andreu und Nous Barris offen. Da es hier in den 1950er und 1960er Jahren viele Einwanderungswellen aus Südspanien gab, zeichnet sich das Viertel durch starken Zusammenhalt und Solidarität aus. Das Centre for Community Life ergänzt die fehlenden Wohnräume und bietet einen Treffpunkt für alle.

Credit: Adrià Goula
Credit: Adrià Goula
Credit: Adrià Goula
Credit: Jose Hevia
Credit: Jose Hevia
Credit: Jose Hevia

Ein Haus mit Kiemen

Das Innere des Gebäudes in Trinitat Vella ist um zwei Innenhöfe herum organisiert, die für Licht und Belüftung sorgen. Die Eingangshalle besteht aus einem großzügigen Raum, der als Foyer für das Auditorium dient und Platz für verschiedene Aktivitäten und Ausstellungen bietet. Auch eine Rezeption und eine Kantine sind vorhanden. Im ersten Stock gibt es ein Zentrum für soziale Dienste und eine Anlaufstelle für Frauen. Büros sowie Räume für Nachbarschaftseinrichtungen und Vereine nehmen die anderen Stockwerke ein.

Das Besondere an dem Centre for Community Life ist sein Baumaterial: Es besteht aus Holz, einem warmen Material inmitten der eher unwirtlichen städtischen Umgebung. Die Architekten haben bereits während der Aushubarbeiten Rohre vergraben, die nun für saubere Luft sorgen. Der Untergrund temperiert die Luft und entlässt sie in die beiden überdachten Innenhöfe, die somit als Luftkanäle fungieren. Im Sommer ist die Belüftung kühl und im Winter warm. Anhand dieser alten mediterranen Methode herrschen das ganze Jahr über angenehme Temperaturen von um die 18°C, sodass nur an einigen Tagen zusätzlich geheizt werden muss.

Das Treppenhaus des Gebäudes liegt zwischen den beiden Innenhöfen. Es erhält Licht und Beleuchtung. Um den zentralen Kern gibt es weitere Räume, die die Luft durch die Terrassenfassaden einfangen. Dies lässt sich laut den Architekten mit den Kiemen eines Fisches vergleichen.


Kanadischer Brunnen als Luft-Erdwärmetauscher

Der Holzbau in Trinitat Vella ist herausragend, was seine Energieeffizienz angeht und lässt sich als Passivhaus qualifizieren. Neben der geothermischen Energie spielen auch die Terrassen als Lüftungsöffnungen eine wichtige Rolle. Hinzu kommt eine hinterlüftete Fassade aus Lärchenholz, die dank verschiedener Schichten aus Gipsfaserplatten und Steinwolle Dampfsperren mit unterschiedlicher Durchlässigkeit bietet. So lassen sich Kondensationen vermeiden.

Die Lärchenholzlamellen entlang der Fassade dienen zugleich als Sonnenschutz. Sie reichen horizontal gen Süden und vertikal gen Osten und Westen. Und dank des verringerten Gebäudegewichts mit Stahlskelett und CLT-Holzplatten war es möglich, den CO2-Ausstoß des Gemeinschaftszentrums zu reduzieren. Zwischen den Balken lassen sich nach Bedarf kleine Rohre und Installationen hindurchführen.

Darüber hinaus befinden sich Photovoltaik-Paneele auf dem Dach, die eine Leistung von 60.000 Watt haben. Das reicht für den Betrieb der Aufzüge, die Klimaregulierung über die Geothermie hinaus, die Beleuchtung und die normale Gebäudenutzung. Die geothermische Energie hilft zudem per kanadischem Brunnen bei der Vorbehandlung von Frischluft. Das entstehende Kondenswasser aus dem Brunnen wird gesammelt und später als Bewässerungswasser genutzt.

Lageplan by HAZ Arquitectura
Schnitt by HAZ Arquitectura
Grundriss dritter Stock by HAZ Arquitectura
Grundriss zweiter Stock by HAZ Arquitectura
Grundriss erster Stock by HAZ Arquitectura
Grundriss Erdgeschoss by HAZ Arquitectura

Entwurf mit BIM-Technologie

Die Energieagentur von Barcelona hat das Gebäude von HAZ Arquitectura als Pilotprojekt ausgewählt, um es im Laufe der Zeit zu untersuchen und zu optimieren. Dabei geht es unter anderem um die Reaktion von Lärchenholz auf Feuer. Dieses Material bedeckt die gesamte Fassade. Es ist besonders hart und witterungsbeständig. Mithilfe einer Beizung ist es möglich, das Nachdunkeln im Laufe der Zeit abzumildern, womit sich das Holz für die Verwendung im Mittelmeerraum eignet. Um das Holz feuersicher zu machen, wurde die Feuchtigkeit abgesaugt und eine wasserfeste Lasur angebracht. Diese muss nach schätzungsweise fünf Jahren ausgetauscht werden, was mit einer Spritzpistole aus einem Hebekorb heraus möglich sein sollte.

Insgesamt ist das Gebäude auf eine 50-jährige Nutzungsdauer ausgelegt. Es wurde in Trockenbauweise konzipiert und mithilfe der BIM-Technologie detailliert dargestellt. So war es möglich, beim Bau so gut wie keine Abfälle zu produzieren und die Montage schnell und präzise erfolgen zu lassen. Nach Ablauf der Nutzungsdauer können die katalogisierten Bestandteile für neue Standorte und Projekte benutzt werden.


Innovatives Gemeinschaftszentrum

Das Projekt ist das Werk der Architekten Manuel Sánchez-Villanueva und Carol Beuter von HAZ Arquitectura, einem Studio aus Barcelona, das viel Erfahrung mit dem Bau öffentlicher und privater Einrichtungen in den Bereichen Gesundheit, Kultur und Soziales mitbringt. Das Centre for Community Life ist das erste Gebäude des künftigen Komplexes. Daher haben sich die Architekten für eine einfache, abstrakte Außengestaltung entschieden, die sich zu einem zukünftigen Platz hin öffnet.

Holz ist das am häufigsten verwendetes Material beim Bau des Zentrums. Es wurde aufgrund seiner Behaglichkeit und der geringen Umweltbelastung gewählt. Als Passivhaus zeigt es, wie sich der Energie- und Materialverbrauch minimieren lässt. Zugleich kommen mediterrane Traditionen zum Einsatz, um die Belüftung und Temperatur zu regulieren – eine wahre Innovation in Form eines Gemeinschaftszentrums.

Scroll to Top