19.04.2025

Architektur Öffentlich

friedliches Schwimmen in Neutraubling

Neben Wohnungsbau und Friedhof liegt das neu errichtete Hallenbad im bayrischen Neutraubling. In Neutraubling bei Regensburg haben 4a Architekten ein Hallenbad realisiert, das versucht, verschiedenen Nutzergruppen gleichermaßen gerecht zu werden: Schul- und Vereinssport, Freizeitschwimmen, Erholung und Familiennutzung sind räumlich differenziert, aber unter einem Dach zusammengeführt. Die architektonische Antwort auf diesen Nutzungsmix ist eine konsequente Zonierung – und ein Gebäude, das seine innere Logik in der äußeren Gestalt widerspiegelt.


Zwei Körper, klare Hierarchie

Das Hallenbad gliedert sich in zwei Volumen: ein niedriger Riegel für Foyer, Umkleiden und Technikzonen – und eine deutlich höhere Badehalle. Diese Höhenstaffelung ist mehr als gestalterischer Kunstgriff: Sie trennt laut von leise, öffentlich von intim. Während der flachere Baukörper sich zur Straße hin abschirmend zeigt, öffnet sich die Halle nach Süden und Südosten großzügig zum Außenraum – samt Terrasse und Liegewiese.

Ein überdachter Eingangsbereich führt ins Foyer, von dem aus sich die Funktionen verzweigen. Der parallel zur Straße geführte Umkleideriegel bildet nicht nur eine klare Raumkante, sondern dient auch als Lärmschutz zur angrenzenden Wohnbebauung. Die städtebauliche Setzung des Baukörpers ist damit ebenso funktional wie gestalterisch begründet.

Foto: Uwe Ditz
Foto: Uwe Ditz
Foto: Uwe Ditz
Foto: Uwe Ditz
Foto: Uwe Ditz
Foto: Uwe Ditz

Innenraumlogik: Trennung durch Mitte

Im Zentrum der Badehalle liegt die Wellnesszone – nicht als Add-on, sondern als Puffer zwischen Sport- und Freizeitbecken. Dampfbad, Textil-Biosauna, Erlebnisduschen und Ruhebereiche schaffen hier nicht nur Rückzugsorte, sondern sorgen auch für eine klare Gliederung des Innenraums. Die Wegeführung ist kurz, die Orientierung einfach. Großflächige Verglasungen halten die Halle offen, erlauben Blickbeziehungen und sichern Sichtverbindungen – ein bewährtes Mittel gegen das Verlaufen im Freizeitbad.


Funktional getrennt: Schule, Verein, Familie

Die drei Hauptnutzungen – Schul- und Vereinsschwimmen, Familienbad und Erholungsbereich – sind im Grundriss sorgfältig voneinander abgegrenzt. Der Sportbereich verfügt über ein 25-Meter-Becken mit sechs Bahnen, Ein-Meter-Sprungplattform und Startblöcken. Ein separater Zugang mit eigenen Sammelumkleiden und Vereinsräumen ermöglicht autarke Abläufe – ein Pluspunkt im Schul- und Vereinssport.

Das Freizeitbecken ist flacher, wärmer und mit Sprudelliegen, Massagedüsen sowie breiten Treppen ausgestattet. Es fungiert zugleich als Lehrschwimmbecken. Ergänzt wird der Bereich durch ein Kinderplanschbecken mit Rutsche – thematisch inszeniert, aber ohne künstliche Erlebniswelten.

Längsschnitt der Bades von 4a Architekten
Lageplan des Hallenbads von 4a Architekten
Erdgeschoss Grundriss. Pläne von 4a Architekten

Materialwahl: Robustheit vor Effekt

Der Innenraum ist in einer ruhigen, materialehrlichen Sprache gehalten. Sichtbeton, Glas, Holzlamellen, Mosaikfliesen und Feinsteinzeug schaffen eine robuste, zugleich warme Atmosphäre. Die Farbigkeit bleibt zurückhaltend, Akzente setzen gezielt eingesetzte Deckenfelder und die farbigen Glasspinde in den Umkleiden. Letztere sind Teil des Nachhaltigkeitskonzepts, das auch auf langlebige Materialien und pflegeleichte Oberflächen setzt.

Akustisch wirksame Holzwolleleichtbauplatten in Kombination mit Holzdecken reduzieren den Schallpegel – eine Notwendigkeit in Hallenbädern, die oft durch hohe Nachhallzeiten auffallen.


Architektur im Freizeitmodus

Das Gebäude ist als kompakte Struktur konzipiert. Ein ausgewogenes Verhältnis von verglasten zu geschlossenen Flächen hilft beim Energiehaushalt. Die Tragstruktur besteht aus Stahlbeton, das Dachtragwerk ist eine Stahlkonstruktion mit Spannweiten bis zu 28 Metern. Runde Oberlichter bringen Tageslicht direkt über die Wasserflächen und unterstützen im Sommer die natürliche Belüftung. Die hochwärmegedämmte Gebäudehülle erfüllt aktuelle energetische Standards.

Was auf den ersten Blick nüchtern wirkt, entfaltet bei genauerer Betrachtung subtile gestalterische Qualitäten: Die geschwungene Form des Freizeitbeckens wird in amorphen Deckenausschnitten, gerundeten Fassadenelementen und weich modellierten Außenräumen aufgegriffen. Die architektonische Sprache bleibt dabei klar und lesbar – ohne in verspielt-postmoderne Themenparks abzudriften.

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