23.09.2021

Wohnen

Häuser des Jahres 2021 – Fuhrimann Hächler gewinnt

Häuser des Jahres 2021

Häuser des Jahres 2021

Mit einem außergewöhnlichen Wohnhaus in Zürich hat das Schweizer Architekturbüro beim Wettbewerb „Häuser des Jahres 2021“ gesiegt. Bei der elften Verleihung des Preises wurden insgesamt acht Einfamilienhäuser aus Deutschland, Österreich und der Schweiz von der Jury ausgezeichnet.

1. Preis für Haus Alder von Fuhrimann Hächler, Foto: Valentin Jeck

Muss sich die deutsche Architektenschaft Sorgen machen? Bei der Auszeichnung der „Häuser des Jahres 2021“ gingen jedenfalls von den neun verliehenen Preisen vier in die Schweiz, drei nach Österreich und nur zwei nach Deutschland. Der Verleihung fand gestern im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main statt. Aber Spaß beiseite: Die Bandbreite der ausgezeichneten Projekte bei der diesjährigen elften Ausgabe des Wettbewerbs deckt ein breites Spektrum von Bauaufgaben ab, die sich hinter dem Begriff „Einfamilienhaus“ verbergen können. Die prämierten Bauten reichen vom kleinen Häuschen bis zur ausgewachsenen Villa. Sie stehen im Hochgebirge, im Gewerbegebiet, in der dörflichen Siedlung und im großstädtischen Wohnquartier.

Die Preisträger bei der Verleihung: Andreas Fuhrimann und Gabrielle Hächler. Foto: Nicole Müller / Callwey

1. Preis bei Häuser des Jahres 2021 für Haus Alder von Fuhrimann Hächler

Den Sieg bei den „Häusern des Jahres 2021“ trug das Schweizer Architekturbüro AFGH Andreas Fuhrimann Gabrielle Hächler davon. Ihr Haus Alder in Zürich ist gestalterisch radikal. Die Architekten suchen nichts weniger als einen ästhetisch neuen Ausdruck für die bürgerliche Villa. Damit reihen sie sich in eine stolze Architekturtradition ein und loten für diesen Typus neue ästhetische Grenzen aus.

Fuhrimann und Hächler, deren Liebe zum Rohen, unfertig Wirkenden ihr gesamtes Werk durchzieht, verfolgen diesen Ansatz beim Siegerprojekt mit äußerster Konsequenz. Die Außenmauern sind aus einem Ziegel errichtet, der sonst für landwirtschaftliche Nutzbauten Verwendung findet. Den Mörtel lassen sie pastos aus den Fugen quellen, so dass er die Fassaden wie ein Netz überzieht. Was auf den ersten Blick wie Nachlässigkeit aussieht, ist bewusst kalkuliert: Das Relief, das der Mörtel bildet, schafft ein subtiles Licht- und Schattenspiel. Jenseits aller Diskussionen um die Berechtigung und Zukunftsfähigkeit des Einfamilienhauses hat die Jury mit dem Haus Alder den Mut zu einem bemerkenswerten und eigenständigen ästhetischen Konzept ausgezeichnet.

Studio Cascina Garbald von Armando Ruinelli, Foto: Marcello Mariana

Anerkennung für das Studio Cascina Garbald von Armando Ruinelli

Eine herausragende baukünstlerische Leistung erkannte die Jury auch im Studio Cascina Garbald von Armando Ruinelli, das eine von insgesamt sieben Auszeichnungen erhielt. Der kleine Bau dient als Stipendiatenwohnung der Villa Garbald. Die Villa selbst ist ein Werk Gottfried Sempers. Der Neubau folgt in Kubatur und Formensprache der lokalen Bautradition, verwendet aber unverputzten Stampfbeton für alle Wände. Diese Materialwahl schafft einerseits durch seine Farbigkeit einen direkten Bezug zur Umgebung, weist ihn aber andererseits auch als zeitgenössischen Bau aus. Wo Fuhrimann und Hächler das Rohe suchen, feiert Ruinelli die Perfektion. Von den wunderbaren Holzdecken bis hin zu den vom Architekten entworfenen Leuchten ist die gestalterische und handwerkliche Qualität des Projekts überragend.

Wohn- und Gewerbebau von Graber & Steiger, Foto: Dominique M. Wehrli

Anerkennung für den Wohn- und Gewerbebau von Graber & Steiger

Eine Auszeichnung bei den „Häusern des Jahres 2021“ erhielten auch Niklaus Graber & Christoph Steiger Architekten für einen Wohn- und Gewerbebau, der in einem Industriegebiet bei Luzern steht. Die Jury zeichnete damit die Bemühung der Architekten aus, in einer heterogenen und wenig einladenden Umgebung einen Ort zu schaffen, der ein hohes Maß an Lebensqualität bietet.

Ferienhaus von Hohengasser Wirnsberger Architekten, Foto: Christian Brandstätter

Anerkennung für das Ferienhaus von Hohengasser Wirnsberger Architekten

Dagegen befindet sich das ausgezeichnete Projekt von Hohengasser Wirnsberger Architekten in einem weitgehend naturbelassenen Landschaftsraum in Kärnten. Die Auftraggeber, ein Ehepaar, wünschten sich ein Wochenendhaus, das diese Naturlandschaft respektiert und so wenig wie möglich in sie eingreift. Die Architekten entwickelten für die Bauherren ein minimalistisches Holzgebäude, das auf Pfeilern über der Wiese schwebt, auf der es steht. Camping-ähnlich sollte das Wohngefühl sein, wünschten sich die Auftraggeber. Dass dies nicht im Widerspruch zu überzeugender Architektur stehen muss, demonstriert das kleine Haus eindrucksvoll.

Landhaus von Thomas Kröger, Foto: Philipp Obkircher

Anerkennung für das Landhaus von Thomas Kröger

Gleichermaßen naturnah, doch in einem völlig anderen Größen- und Preissegment beheimatet, ist eine Villa am Wandlitzer See bei Berlin, für die Thomas Kröger bei den „Häusern des Jahres 2021“ eine Auszeichnung erhielt. Kröger organisiert das luxuriöse Landhaus geschickt über mehrere Split-Level-Geschosse, die eine breite Treppe verbindet. Seinen Reiz bezieht der Bau aus einem Spiel mit rechteckigen und gerundeten Formen, das der Straßen- und der Seeseite höchst unterschiedliche Gesichter verleiht.

Haus am Hang von Wespi de Meuron Romeo, Foto: Monica Spezia

Anerkennung für das Haus am Hang von Wespi de Meuron Romeo

Etwas kleiner als Krögers Haus am See ist eine weitere ausgezeichnete Villa, ein Projekt des Büros Wespi de Meuron Romeo, das im schweizerischen Klingnau steht. Auffälligstes Gestaltungsmerkmal des Gebäudes ist eine zweite Fassade, die die Architekten ihren Bau zur Hangseite vorstellen. Während die innere Fassade fast vollständig aus Glas besteht, haben Wespi de Meuron Romeo die äußere aus einem groben Beton errichten lassen. Diese massive Wand ist mit unregelmäßig verteilten und unterschiedlich großen quadratischen Öffnungen perforiert. Während die Betonwand die Bewohner vor Blicken und Hitze abschirmt, untergliedern die Wandöffnungen den Ausblick in verschiedene Bildausschnitte.

Umbau von Rüf Stasi Partner, Foto: Zooey Braun

Anerkennung für den Umbau von Rüf Stasi Partner

Ein Umbau des Büros Rüf Stasi Partner aus Dornbirn in Österreich überzeugte die Jury der „Häuser des Jahres 2021“. Mit sparsamen Mitteln gelang es den Architekten, ein Einfamilienhaus aus den Dreißigerjahren an die Bedürfnisse einer jungen Familie anzupassen. Auffälligste äußere Veränderung ist eine doppelstöckige Loggia aus Stahl, mit der das Haus an seiner Rückseite verlängert wurde. Sie schafft einen vielseitig nutzbaren Outdoor-Wohnraum und bildet gleichzeitig eine zusätzliche Erschließung der oberen Etagen.

Holzhaus von Bathke Geisel Architekten, Foto: Stefan Müller-Naumann

Anerkennung für das Holzhaus von Bathke Geisel Architekten

Ein weiteres klassisches Familienhaus erhielt ebenfalls eine Auszeichnung beim Wettbewerb „Häuser des Jahres 2021“. Das Projekt des Büros Bathke Geisel Architekten steht in einem dörflichen Umfeld im Münchner Umland. Die Architekten entwarfen ein schlichtes Einfamilienhaus mit Holzverkleidung, das sich in die bauliche Struktur der Umgebung feinfühlig einfügt. Der Bau überzeugt durch seine eleganten Proportionen und zurückhaltende, aber fein ausgearbeitete Details.

 

Häuser des Jahres 2021: Fotografiepreis für Albrecht Imanuel Schnabel

Erstmalig wurde bei Häuser des Jahres 2021 ein Preis für Architekturfotografie vergeben. Ihn erhielt der österreichische Fotograf Albrecht Imanuel Schnabel für seine Bilder des Projektes „Der Einhof“ von LP architektur aus Altenmark im Pongau.

 

Alle acht Siegerprojekte sowie 42 weitere von der Jury ausgewählte Bauten finden sich in dem soeben im Callwey-Verlag erschienenen Buch „Häuser des Jahres. Die besten Einfamilienhäuser 2021“. An ihm arbeitete in diesem Jahr neben der Architekturjournalistin Katharina Matzig auch der Schauspieler Udo Wachtveitl mit, der zudem in der Jury des Wettbewerbs saß.

Welches Projekt das „Haus des Jahres 2020“ ist, lesen Sie hier.

Udo Wachtveitl/Katharina Matzig:
Häuser des Jahres. Die besten Einfamilienhäuser 2021
320 S., 450 farbige Abb. und Pläne
23 x 30 cm, gebunden
München: Callwey 2021
59,95 Euro
ISBN 978-3-7667-2530-1

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