08.07.2025

Architektur

Grundschule am Karl-Marx-Ring München

Bildungsbauten
Grundschule am Karl-Marx-Ring München: Moderner Neubau von Auer Weber Architekten – helle Klinkerfassade, filigrane Details und begrünte Freiräume prägen das urbane Lernensemble. Foto: Aldo Amoretti
Grundschule am Karl-Marx-Ring München: Moderner Neubau von Auer Weber Architekten – helle Klinkerfassade, filigrane Details und begrünte Freiräume prägen das urbane Lernensemble. Foto: Aldo Amoretti

In München-Neuperlach, einer Großsiedlung, die in den 1960er-Jahren mit freistehenden Häuserzeilen und Hochhäusern inmitten großzügiger Grünflächen entstand, markiert die neue Grundschule am Karl-Marx-Ring München einen selbstbewussten städtebaulichen Neubeginn. Das von den Architekturbüro Auer Weber Architekten entworfene Ensemble ersetzt nicht nur einen in die Jahre gekommenen Schulbau aus den 1970er-Jahren, sondern formuliert zugleich einen modernen, urbanen Lernort, der Architektur, Pädagogik und Quartiersentwicklung in Einklang bringt.


Architektur als Stadtbaustein

Das Bauensemble der Grundschule am Karl-Marx-Ring München besteht aus drei Hauptgebäuden: dem dreigeschossigen Schulhaus, einer eingeschossigen Dreifachturnhalle und dem zweigeschossigen Haus für Kinder mit integrierter Städtischer Sing- und Musikschule. Diese Baukörper schaffen gemeinsam eine klare stadträumliche Kante entlang des Karl-Marx-Rings und bilden gleichzeitig einen geschützten, großzügigen Eingangs- und Pausenhof. Dieser Hof wirkt wie ein Stadtplatz, dessen Atmosphäre durch zurückhaltende Höhenstaffelung und eine begrenzte, dafür umso prägnantere Material- und Farbpalette unterstützt wird.

Besondere Akzente setzen die an allen Fassaden eingesetzten Wasserstrichziegel mit unregelmäßiger Verlegung und breiten Fugen, die den Gebäuden eine zugleich robuste und fein detaillierte Anmutung verleihen. Sichtbetonflächen, weiß lasierte Holz-Akustikpaneele und helle Feinsteinzeugböden prägen die Innenräume und schaffen eine ruhige Bühne für die Lebendigkeit der Kinder.

Aldo Amoretti
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Aldo Amoretti
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Lernhäuser als flexible Bildungsräume

Das pädagogische Herzstück der Grundschule am Karl-Marx-Ring München bilden fünf sogenannte Lernhäuser, die auf drei Ebenen untergebracht sind. Jedes Lernhaus ist für rund 100 Kinder und zehn Lehrkräfte ausgelegt und thematisch einem der fünf Kontinente zugeordnet. Diese Zuordnung wird nicht nur in der Farbgestaltung, sondern auch durch kindgerechte Strichzeichnungen sichtbar, die auf Skizzen von Schülerinnen und Schülern basieren. Entstanden sind diese in Workshops mit der Künstlerin Sabine Heine und bilden Teil eines durchdachten Signaletik-Konzepts.

Die Lernhäuser sind um großzügige Flurbereiche mit verglasten Lichthöfen organisiert. Diese sorgen nicht nur für Tageslicht, sondern ermöglichen durch öffenbare Fensterflügel auch eine natürliche Belüftung und Nachtauskühlung. Flexible Ganztagesräume und mobile Trennwände erweitern die Nutzungsmöglichkeiten: So wird aus einem Unterrichtsraum bei Bedarf ein Raum für Theaterproben, Gruppenarbeiten oder klassenübergreifende Präsentationen. Die Fluchtbalkone, die das Gebäude umlaufen, dienen zugleich als sommerlicher Sonnenschutz und reduzieren so den Energiebedarf.

Aldo Amoretti
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Mehr als Schule: ein Haus für Musik und Kindheit

Der städtebauliche Anspruch der Grundschule am Karl-Marx-Ring München geht weit über die reine Bildungsfunktion hinaus. Im östlichen Gebäudeteil ist die Städtische Sing- und Musikschule untergebracht, deren Herzstück ein flexibel nutzbarer Orchester- und Probensaal ist. Dieser Saal öffnet sich zum Pausenhof und lässt sich durch Vorhänge akustisch anpassen. Weitere Räume im Obergeschoss dienen dem Instrumental- und Elementarunterricht sowie kreativen Projekten in der „Schule der Phantasie“.

Im westlichen Gebäudeteil findet sich das Haus für Kinder mit Krippe, Kindergarten und Hort. Die Gruppenräume sind nach Süden zu einem Garten mit altem Baumbestand orientiert. Geschwungene Sichtbetonwände, außen mit Holz verkleidet, bilden dort schützende Freiräume und schirmen gleichzeitig den Verkehrslärm ab. Eine helle, zweigeschossige Halle verbindet die Bereiche und schafft Transparenz und Offenheit

Aldo Amoretti
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Aldo Amoretti
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Sport, Gemeinschaft und Quartier

Die Dreifachturnhalle ergänzt das Angebot der Grundschule am Karl-Marx-Ring München nicht nur für den Schulsport, sondern steht auch Vereinen und dem Breitensport zur Verfügung. Ihr separater Eingang ermöglicht eine unabhängige Nutzung außerhalb der Schulzeiten. Eine Zuschauertribüne aus Sichtbeton, weiße Wände und Decken sowie eine zurückhaltende Gestaltung fügen die Sporthalle nahtlos in das Gesamtkonzept ein.

Darüber hinaus ist die Schule eng mit dem umliegenden Quartier verflochten: Sie versteht sich als Ort der Begegnung für Kinder, Eltern und Nachbarschaft und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Identität des Stadtteils.

Aldo Amoretti
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Nachhaltigkeit und Baukultur

Mit einem Bauvolumen von über 70 Millionen Euro ist der Ersatzneubau Teil des zweiten Schulbauprogramms der Landeshauptstadt München. Die Architektur verbindet nachhaltige Materialien, natürliche Belichtung und Belüftung sowie eine sorgfältige Ausrichtung der Baukörper. So gelingt nicht nur ein ökologisch zeitgemäßer Schulbau, sondern auch ein ästhetisch überzeugendes Ensemble, das langlebig und flexibel nutzbar bleibt.

Das Zusammenspiel von Architektur, Landschaftsgestaltung und Signaletik schafft eine Umgebung, die das Lernen unterstützt, die Orientierung erleichtert und die Vielfalt der Schülerinnen und Schüler widerspiegelt. Dabei ist es gerade die zurückhaltende, klare Formensprache, die Platz lässt für die Dynamik des Schulalltags.

Aldo Amoretti
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Ein neuer Identifikationspunkt für Neuperlach

Die Grundschule am Karl-Marx-Ring München ist weit mehr als ein funktionales Schulgebäude. Sie ist ein städtebauliches Statement in einem von Nachkriegsmoderne geprägten Stadtteil, ein offenes Haus für Bildung, Musik und Kindheit. Als kompaktes Ensemble wirkt sie identitätsstiftend für das Quartier und setzt einen neuen Maßstab für zeitgemäße Bildungsbauten.

In ihrer architektonischen Klarheit und Vielfalt wird sie so zum lebendigen Mittelpunkt für kommende Generationen – und damit zu einem gelungenen Beispiel dafür, wie Baukultur Stadtgesellschaft prägt.

Lesen Sie hier, was das Thomas Mann Gymnasium in München ausmacht. 

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