03.09.2018

Öffentlich

Gläserne Flügel

The Hard Interchange: Das Busterminal von AHR Architects wurde im Sommer 2018 offiziell eröffnet.


Transparente Wände

Portsmouths Status als wichtigste Handels- und Hafenstadt der Britischen Inseln begann nach dem Zweiten Weltkrieg zu verblassen. Werften und Industrieunternehmen, die sich hier während der Blüte des britischen Kolonialreichs angesiedelt hatten, zogen weg oder stellten die Arbeit ein, und sogar für den großen Marinestützpunkt der Stadt – von hier war Lord Nelson zu den Schlachten mit der Flotte Napoleons aufgebrochen – schien es zeitweilig keine Zukunft zu geben.

Diesem Strukturwandel tritt die Stadtverwaltung seitdem mit gezielten Revitalisierungsprogrammen entgegen, die die Umnutzung des Hafen- und Werftviertels anregen sollen. Jüngste entwicklungstechnische Maßnahme ist die Errichtung von „The Hard Interchange“: einem Nahverkehrs-Terminal für Pendler und Tagesgäste, die hier, nahe dem Bahnhof und einer Anlegestelle für Fähren, bequem auf Stadtbusse und Taxis umsteigen können.

 

Wer zu Wasser oder zu Land nach Portsmouth kommt, der muss nicht lange nach dem Abfahrtsort seiner Anschlusslinien suchen: Zwischen Hafenkante und Bahnhofsgleisen gelegen, zieht der geschwungene Glasbau des „Hard Interchange“ alle Blicke auf sich. Mit seiner ungewöhnlichen Dreiecksform fügt er sich gut in die Fläche ein, die auf dem Bauplatz – einem spitz zulaufenden Betonkai aus den 70er-Jahren – zur Verfügung stand. Hohe, transparente Wände geben hier von allen Seiten den Blick auf eine einladende Wartehalle frei.


Building: The Hard InterchangeLocation: PortsmouthArchitect: AHR
Die Wartehalle des Hard Interchange.

Building: The Hard InterchangeLocation: PortsmouthArchitect: AHR
Die Aufenthaltsqualität im Inneren ist hoch.

Um die leichte und elegante Anmutung der Gebäudehülle nicht zu beeinträchtigen, werden die Glasplatten von neuentwickelten Tragflächenprofilen mit besonders geringem Durchmesser gehalten. Gefertigt aus druckgegossenem Aluminium, bieten sie trotz ihrer schlanken Form eine hohe Stabilität. Dieses neuartige Fassadenbau-Element stammt von Saint Gobain aus den USA und kam hier zum ersten Mal auf einer britischen Baustelle zum Einsatz. Im fertigen Objekt ergänzt es eine konsequente architektonische Formensprache, die insgesamt stark auf dynamische und geschwungene Formen setzt.

Eine einladende Geste

Der Busverkehr beschränkt sich auf die der Straße zugewandte Längsseite des Gebäudes. Hier sind für ankommende und abfahrende Busse zehn Haltebuchten eingerichtet. Das gläserne Vordach, das diesen Bereich überspannt, ist der architektonische Höhepunkt des Hard Interchange: Von schlanken Stahlstützen getragen, schwingt sich die Konstruktion leicht und elegant über den Baukörper der Haupthalle und begrüßt die Besucher mit einer einladenden Geste.

Das hat Symbolcharakter, soll doch das Nahverkehrs-Drehkreuz ein Ausgangspunkt für die stadtplanerische Belebung und die bessere touristische Erschließung des angrenzenden historischen Hafenviertels sein.

Symbol für den Neuanfang

Eine aufwändige Glaskonstruktion sah das mit der Entwicklung betraute Architekturbüro AHR auch für den Taxistand vor, der dem Hauptgebäude zur Straße hin vorgelagert ist. Er wiederholt im kleineren Format die auffällige Bumerang-Form der Wartehalle und bietet – bis auf einen Servicebereich im hinteren Teil – mit seiner transparenten Gebäudehülle ebenfalls einen ungehinderten Rundumblick. Um das möglich zu machen, waren ungewöhnliche Detaillösungen nötig. An den abgerundeten Gebäudeecken etwa wurden gebogene Glaselemente mit einem Radius von nur 728 mm und einem Biegewinkel von 127 Grad verbaut.

Details wie diese machten The Hard Interchange zu einem aufwändigen Projekt, das die städtischen Kassen mehr belastet haben dürfte als ein schlichter Nutzbau an derselben Stelle. Und trotzdem scheint die Investition sinnvoll: Mit einem weniger mutig gestalteten Gebäude hätte Portsmouths Innenstadt bestenfalls einen neuen Busbahnhof bekommen; mit dem formschönen Interchange dagegen hat es jetzt ein Symbol für den städtischen Aufbruch und den Neuanfang.

Alle Fotos: AHR Architects Ltd.

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