24.07.2014

Öffentlich

Geteilte Städte

Berlin war es, Belfast und Nicosia sind es noch immer: Geteilte Städte finden sich in ganz Europa. Sie sind Bestandteil unserer Lebenswirklichkeit als Europäer, auch und gerade in Deutschland. Es ist vor allem ein Kampf um den Raum und dessen Deutungshoheit, der sich in diesen Städten Tag für Tag abspielt. Beispielsweise in Belfast, wo die sogenannten „Friedensmauern“ ganze Stadtquartiere zergliedern.

Die Ausstellung „The Good Cause: Architecture of Peace – Divided Cities“, die in der Pinakothek der Moderne zu sehen ist, beschäftigt sich mit diesem Thema. Sie ist Teil des langfristigen Forschungsprojekts „Architektur des Friedens“, das die Folgen friedenserhaltender Maßnahmen in ehemaligen Kriegsgebieten kritisch beleuchtet.

Der erste Teil der Ausstellung zeigt vor allem den Umgang mit ehemaligen Kriegsgebieten und wird in einem weiteren Beitrag von uns porträtiert. Der zweite Teil widmet sich explizit der geteilten Stadt. An Beispielen in Irland, Zypern , Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo werden Städte analysiert, die durch ethnische Konflikte und soziale Spannungen geprägt sind.

Im bereits erwähnten Belfast, der Hauptstadt von Nordirland, gehen die Streitigkeiten zwischen Protestanten und Katholiken bis in die Zeit der Stadtgründung im 17. Jahrhundert zurück. Um die verfeindeten Gruppen, die oftmals im selben Viertel leben, voneinander zu trennen, wurden die „Friedensmauern“ errichtet. Auch Nicosia, Hauptstadt von Zypern, ist aufgrund des andauernden Konflikts zwischen Griechen und Türken seit einem halben Jahrhundert geteilt. Im Unterschied zu Belfast zieht sich die Teilung durch die gesamte Innenstadt, der sogenannten „Walled City“, und trennt den griechischen vom türkischen Sektor.

Die Ausstellung analysiert allerdings nicht nur die Teilung und deren Ursachen. Sie zeigt auch Lösungsansätze zu ihrer Überwindung: zum Beispiel das „Stewartstown Road Regeneration Project“ in Belfast. Es dient als Begegnungsstätte zwischen Protestanten und Katholiken und liegt direkt an der Grenze zweier getrennter Viertel. Initiiert wurde es von Vertretern beider Gruppen. Dank des Projekts gingen die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Vierteln deutlich zurück. Ein ähnliches Beispiel ist das “Home for Cooperation“ in Nicosia. Es befindet sich inmitten der „Walled City“. Als Treffpunkt für Griechen und Türken, ermöglicht es die Annäherung beider Gruppen.

Es gibt viele Diagramme, Texte und Videos in dieser Ausstellung. Wer sie besucht, sollte die Bereitschaft mitbringen, sich auf ein komplexes Thema einzulassen. Die Auseinandersetzung damit mag fordernd sein, notwendig ist sie allemal.

Fotos v.l.n.r.: Rosaleen Hickey, Kai Vöckler

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