14.11.2024

Architektur

Zukunftsgewandtes Bauen in Frankfurt von Eikee Becker

Hochhaus Holz
ROCKYWOOD ist am Offenbacher Hafen gelegen. Für ein „neues Arbeiten“. Foto: EBA

Das Berliner Architekturbüros Eike Becker_Architekten hat gleich zwei nachhaltige Großbauprojekte rund um Frankfurt am Main fertiggestellt: Das erste Holz-Hybrid-Hochhaus der Stadt namens Timber Pioneer sowie das Mikroquartier ROCKYWOOD in Offenbach am Main. Damit nimmt die Skyline neue Formen an.

Zukunftsgewandtes Bauen ist schon länger ein Thema, das in Frankfurt am Main auf der Agenda steht. Zwei Projekte des Büros Eike Becker_Architekten befinden sich nun kurz vor der Eröffnung und zeigen, wie diese Idee zur Praxis wird. Sie fördern die Nachhaltigkeit und setzen architektonische Akzente am Main. Beide weisen eine exzellente Klimabilanz auf und bringen zugleich soziale Vorteile. Zudem gehören sie zu den ersten Holzbauten ihrer Größe in der Region.

„Wir freuen uns, den Menschen im Rhein-Main-Gebiet durch die neuen Gebäude eine höhere Lebensqualität vor Ort bieten zu können. Damit ebnen wir den Weg zu einem nachhaltigen Morgen in einer sich schnell wandelnden Welt, in der wir gut und gerne leben und arbeiten möchten“, so Eike Becker über die Fertigstellungen von Timber Pioneer und ROCKYWOOD.


Gesundheitsförderndes Arbeitsumfeld aus Holz

Der achtstöckige Holzbau namens Timber PIoneer im Europaviertel ist das erste Holz-Hybrid-Hochhaus in Frankfurt am Main. Es besteht aus über 1.800 Kubikmetern FSC-zertifiziertem Fichtenholz, wodurch der Rohbau vollständig CO2-neutral gelang. Der Grundstein für den Neubau wurde 2020 gelegt. Insgesamt sparte der ganze Neubau um die 80 Prozent CO2 gegenüber einem konventionellen Betonbau ein.

Dank vorgefertigter modularer Verbundelemente mit ressourcenschonenden Materialien war es zudem möglich, die Bauarbeiten zu beschleunigen. So entstanden weniger Baulärm, Staub und Abfall, was gut für das Mikroklima ist.

Ein Großteil der 17.600 Quadratmeter großen Fläche im Gebäude entfällt auf Büroräume. Sie bieten mit flexibler Raumteilung individuelle Bürokonzepte. Zugleich entsteht ein angenehmes Raumklima innerhalb der Räumlichkeiten, denn Holz als Baumaterial filtert die Luft und reguliert die Feuchtigkeit. Drei Meter hohe Decken ermöglichen einen großzügigen Lichteinlass, und auch der Holzgeruch trägt zum Wohlbefinden bei.

„Moderne Gebäude müssen alle Aspekte des heutigen Arbeitslebens berücksichtigen: Ein gesundheitsförderndes Arbeitsumfeld, flexible Flächen sowie Platz für Begegnung und Austausch sind wichtiger denn je. Timber Pioneer wird diesen Ansprüchen gerecht, heute wie morgen“, so Eike Becker. Mit dieser Idee trifft sein Büro auf Zuspruch und konnte sich bereits Universal Investment auf etwa 10.000 Quadratmetern Bürofläche als Hauptmieter sichern.

Der „Playground“ in der Mitte des ROCKYWOOD. Foto: EBA
Timber Pioneer ist das erste Holz-Hybrid-Hochhaus in Frankfurt am Main. Foto: EBA
Der Innenraum. Foto: EBA
Der Aufbau von dem Holz-Hybrid-Hochhaus. Foto: EBA

Positive Klimabilanz

Ein ähnlich nachhaltiges Projekt von Eike Becker_Architekten, das ebenfalls die Menschen in den Fokus rückt, ist das ROCKYWOOD am Offenbacher Hafen. Dieses entstand in nur eineinhalb Jahren auf rund 11.000 Quadratmetern. Es bietet einen Ort für „neues Arbeiten“. Zusammen bilden die beiden Gebäude, Rocky und Wood, ein Mikroquartier.

Auch für diesen Holzbau kam, ähnlich wie bei Timber Pioneer, eine Holzmodulbauweise ein, die ein angenehmes, gesundes Raumklima bietet. 2.600 Kubikmeter Holz kamen für das Wood-Gebäude zum Einsatz und konnten zugleich 2.500 Tonnen CO2 binden. Das Rocky ist hingegen ein klassischer Betonbau. Aber durch architektonische Kniffe konnte das Büro verschiedene Bedürfnisse berücksichtigen. So bieten die Loftbüros zum Beispiel einen ungehinderten Blick über den Haufen. Die beiden unteren Etagen sind über eine Rampe verbunden, was dem Hauptmieter, einem Fahrradspezialisten, besonders wichtig war.

Außerdem ist im ROCKYWOOD ein soziales Projekt beheimatet, der Boxclub Nordend Offenbach. Das bundesweit anerkannte Gewaltpräventions- und Integrationsprojekt darf die Räumlichkeiten für die nächsten 20 Jahre mietfrei nutzen, ebenso wie den Außenbereich „Playground“.

Eike Becker erklärt: „Der Außenbereich mit Zugang zum Mainufer ist eine öffentlich zugängliche Begegnungsfläche in der Mitte des Ensembles. Unser Ziel war es, nachhaltige Architektur und soziales Engagement in Bürogebäuden mit bester Arbeitsatmosphäre zu vereinen. Damit steht ROCKYWOOD für kreative Quartiersentwicklung mit positiver Klimabilanz.“


Inspiration für weitere Holzbauten

Die Nachhaltigkeit spielt im Baugewerbe eine immer wichtigere Rolle. Für Eike Becker_Architekten ist das umweltbezogene Bauen laut eigener Angabe seit vielen Jahren ein zentrales Bestreben. Die Klima- und Ressourcenplanung sollte laut den Architekten bereits bei der Planung beginnen und sich durch den gesamten Bauprozess ziehen, von der Auswahl der Baustoffe über einen CO2-reduzierten Transport und die Kompensation prozessbedingter Emissionen bis hin zur Förderung der Kreislaufwirtschaft.

Dazu sagt Eike Becker: „Wir haben eine soziale, ökologische und gestalterische Verantwortung. Unsere Projekte in Rhein-Main zeigen, dass wir diese Verantwortung auf verschiedenen Wegen umsetzen und unser Morgen auf gute Weise nachhaltig mitprägen können.“ Dabei handelt es sich bei diesen beiden Projekten um einige der ersten Holzgebäude in der Rhein-Main-Region. Die Hoffnung besteht darin, dass sie weitere Holzbauten in Frankfurt und Umgebung inspirieren.

Sein Büro besteht aus über Mitarbeitenden aus 16 verschiedenen Ländern, die in Berlin zusammenarbeiten. Im Jahr 2021 erhielt das Team den European Brand Award als markenstärkstes Architekturbüro in Deutschland. Die besondere Aufmerksamkeit der Arbeit von Eike Becker_Architekten gilt urbanen Zentren mit ihren Menschen, öffentlichen Räumen und Quartieren.

 

Weiterlesen: Das Cradle-to-Cradle-Prinzip gewinnt in der Architektur immer mehr an Bedeutung. Er geht weiter über traditionelle Recycling-Konzepte hinaus und hat das Ziel, Gebäude so zu gestalten, dass ihre Materialien in geschlossenen Kreisläufen zirkulieren können. Holzbauten wie Timber Pioneer sind ein gutes Beispiel dafür, wie dies in der Praxis aussehen kann.

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