16.03.2025

Architektur Hotel Interior

Fondation CAB in Saint-Paul-de-Vence

Die Fondations CAB in Saint-Paul-de-Vence ist ein einzigartiges Übernachtungserlebnis.Foto: Antoine Lippens

Viele Künstler und Architekten sind dem Charme dieser Bauten aus den 1950ern schon verfallen, bevor darin heute Kunst aus der Brüsseler Sammlung Fondation CAB ausgestellt wird. Es gibt auch vier Gästezimmer und das „6 x 6“-Häuschen von Jean Prouvé, die man zwischen Frühjahr und Herbst buchen kann. Ausstellungsräume, Buchladen und Gästezimmer hat der Pariser Architekt und Designer Charles Zana im Jahr 2021 sorgfältig renoviert.


Frühstücken am fünfeckigen Tischchen

Nein, Teddy Roosevelt erwacht nicht zum Leben, ebenso wenig wie Amelia Earhart. Dafür treibt der Kapuzineraffe Dexter keinen Schabernack, und der Tyrannosaurus Rexy brüllt nicht nach einem Knochen zum Apportieren wie im Film „Nachts im Museum“. Schließlich ist Saint-Paul-de-Vence nicht Hollywood und die Fondation CAB nicht das American Museum of Natural History. Magisch ist eine Nacht im Museum an der Côte d’Azur trotzdem.

Die Sammlungsräume werden abends zwar geschlossen. Aber der Steinkreis „Along the Way“ von Richard Long gehört den Übernachtungsgästen allein. Und die Museumsbewohner nehmen exklusiv vor den Museumsbesuchern im Café-Restaurant SOL ihr Frühstück unter der „Wall Structure“ von Sol LeWitt an fünfeckigen Tischchen ein – Charlotte Perriand hat sie für das Wintersportresort Les Arcs entworfen. Museums-Nachtwächter wie Ben Stiller einst im Film muss man dafür nicht werden, die vier Gästezimmer sind online über die Museums-Website einfach zu buchen.

Zwischen November und Februar sind Fondation sowie Café – Restaurant SOL geschlossen und bieten einem Künstler Platz zum Leben und Arbeiten. Die vier Gästezimmer sind ganzjährig ab 200 Euro pro Nacht buchbar; die Nacht im „Maison Démontable 6 x 6“ kostet 600 Euro.

 

Foto: Antoine Lippens
Foto: Antoine Lippens
Foto: Antoine Lippens
Foto: Antoine Lippens
Foto: Antoine Lippens

24 bis 40 Quadratmeter Design und Geschichte

2021 verlegte der belgische Kunstsammler Hubert Bonnet einen Teil seiner Exponate aus der 2012 gegründeten Fondation CAB in Brüssel ins südfranzösische Saint-Paul-de-Vence. Mit der Sanierung des eleganten Gebäudekomplexes aus den 1950er-Jahren hatte er Charles Zana beauftragt. Bonnet, der vor allem Minimal Art sowie konstruktivistische Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts sammelt und ausstellt, erlag übrigens nicht als Erster dem Zauber dieses Orts: Pablo Picasso, Georges Braque, Joan Miró oder Alexander Calder verewigten sich in den 1920ern im Hotel La Colombe d‘Or.

Marc Chagall liegt seit März 1985 auf dem kleinen Friedhof begraben. Zudem eröffnete das Galeristenpaar Aimé und Marguerite Maeght 1964 ihre Fondation in den großartigen Räumen von Josep Lluís Sert am selben Ort, erweitert im vergangenen Jahr durch den Pariser Architekten Silvio d’Ascia.

Die Zimmer sind zwischen 24 und 40 Quadratmeter groß; zwei von ihnen öffnen sich auf Terrassen, alle sind ausgestattet mit Kunst und Möbeln von Alvar Aalto, Paolo Buffa, Poul Kjaerholm, Max Ingrand oder Hans J. Wegner. Draufsetzen, reinlegen, einräumen und anfassen ist in ihnen nicht nur erlaubt, sondern notwendig – wie sonst findet die mitgebrachte Garderobe Platz im Raumteiler für das „Maison du Brésil“, den Le Corbusier und Charlotte Perriand 1959 entwarfen? Wo sonst kommt man besser zur Ruhe als auf dem „Scissor Chair“ von Pierre Jeanneret oder auf einem Fritz-Hansen-Sofa von 1938?

Ergänzt wurde auch die Fondation CAB: Im Garten steht das berühmte „Maison Démontable 6 x 6“ von Jean Prouvé, das der Konstrukteur und Kunstschmied 1944 als temporäres Refugium für Obdachlose entwickelt hat. Einst aufgeteilt in drei Räume, ist das mit Originalmobiliar ausgestattete Holzhaus heute großzügiger Schlaf- und Wohnraum und kann im Sommer gebucht werden. Elektrizität und Klimaanlage sind inzwischen eingebaut. Zum Badezimmer geht es durch den Garten. Günstig ist der Aufenthalt mit 600 Euro zwar nicht. Doch eine Nacht in diesem wunderbaren Museum ist eh unbezahlbar.

Hier gehts zur Buchung! Schönen Urlaub wünscht der Baumeister. 

Das ist ein Beitrag aus der Märzausgabe 2025 des Baumeister. Mehr darüber finden Sie hier.

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