05.05.2022

Öffentlich

Die Floßlände in Augsburg

Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel
Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel

Augsburg wertet das Lechufer auf. Einen wichtiger neuen Baustein dabei bildet die Floßlände, eine neue Ausflugsgastronomie im Stadtteil Lechhausen, die auch als Treffpunkt für die Bewohner dienen soll. Geplant und umgesetzt haben den Holzbau die Büros hiendl_schineis  und abhd.

Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel
Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel

Wer vom Projekt Floßlände spricht, muss zunächst über den Lech sprechen. Denn seit Jahren arbeitet Augsburg an einem städtebaulichen Entwicklungskonzept, um die Aufenthaltsqualität für die Uferbereiche des zu Beginn des 20. Jahrhunderts begradigten Lech zu steigern. Im Mittelpunkt stand dabei eine Fläche im Stadtteil Lechhausen, die zu den wichtigsten Grünräumen der Großstadt gehört. Inzwischen wurde sie zu einem öffentlichen Naturraum und Naherholungsgebiet für Jung und Alt umgestaltet, auch, um den Fluss für die Menschen wieder erlebbar zu machen.

Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel
Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel

Revitalisiertes Lechufer

Die Wildflusslandschaft am Lech wurde nach Hochwasserkatastrophen begradigt und in der Folge waren Ufer und Fluss für die Menschen weder gut begehbar noch erreichbar. Ab 2013 setzte die Stadt Augsburg erste Bauabschnitte ihres neuen städtebaulichen Konzeptes um. Sie erneuerte am Lechhausener Ufer Spielbereiche, schuf Sandstrände mit Liegen, Kletterfelsen und Graffiti-Sprühwänden, verbesserte die Wegeführung. Augsburg übergab den Städtern damit zusätzlichen Raum für Freizeitmöglichkeiten. Das umgestaltete Grün-Areal heißt nun Flößerpark, ist sehr geschätzt, gut besucht und wieder richtig belebt.

Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel
Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel

Die Floßlände

Die neue städtebauliche Idee sah außerdem eine Architektur vor, die sogenannte Floßlände, die mit einem gastronomischen Konzept bespielt werden sollte. Die Idee einer Holzarchitektur mit einem Restaurant und einem Kiosk entstand. Der vor kurzer Zeit fertiggestellte Bau liegt mitten im Flößerpark und hat einen direkten Zugang zum Lech. Der Name bezieht sich auf die historische Floßlände, die an diesem Platz einst lag. Floßländen dienten ähnlich wie Schiffshäfen als Warenumschlagsplätze. Dort wurde die auf dem Floß transportierte Ladung, meist Holz, mitunter auch Waren und Personen, abgeladen. Das Floß wurde dann an der Lände auseinandergenommen und die Stämme zum Trocknen gelagert.

Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel
Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel

Das Grundstück, auf dem die neue Floßlände jetzt steht, gehört der Stadt Augsburg. Nach einer öffentlichen Ausschreibung und Bewerberverfahren für die neue Bebauung und Einrichtung einer Gaststätte erhielt die Brauerei Kühbach den Zuschlag und wurde damit zum Bauherrn der Floßlände. Die Entwurfsarbeiten begannen im Jahr 2016 im Passauer Architekturbüro hiendl_schineis, später überarbeiteten abhd architekten denzinger und partner aus Neuburg die Pläne und realisierten die Floßlände in einer zehnmonatigen Bauzeit. Federführend bei der Innenraumgestaltung und Einrichtung war Gwendolyn von Beck-Peccozder aus der Geschäftsleitung der Brauerei.

Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel
Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel

Flößerhütte 2.0

Die Kubatur des Neubaus mit Giebeldach ist einer einfachen Flößerhütte nachempfunden. Dabei steht die hölzerne, vorgelagerte, freischwebende Terrasse bildlich für die Flöße, die früher vor der Hütte anlegten. Die imposante, in der Breite 50 Meter messende Natursteintreppe, die das Lech-Ufer erschließt, entwarfen und bauten hiendl_schineis architekten. Bis auf die Betongrundkonstruktion ist die Floßlände ein reiner Holzbau, für den das Team aus Architekten und Bauherrn heimische Hölzer aus den Wäldern der zum Schlossgut Kühbach gehörenden Forstverwaltung verwendete. Sowohl das Material als auch die Auswahl lokaler Baustoffe sind besonders nachhaltig.

Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel
Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel

Fassadenspiel

Holz ist nicht nur tragender Baustoff für die Holzständerkonstruktion. Der dreigeschossige Bau hat Fassaden und eine Dachbekleidung aus schwarz lasiertem Lärchenholz und ist innen in heller Fichte ausgebaut. Man geht über einen robusten Eschenboden. Die Fassade der Floßlände ist ein kontrastreiches Zusammenspiel aus Offen und Geschlossen. Während sie zum Norden hin nahezu geschlossen ist, ist sie an der Südseite zum Fluss hin über alle drei Geschosse großzügig verglast: So hat der Gast in der Floßlände einen freien Blick auf das Lechpanorama.

Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel
Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel

Im ersten Obergeschoss zeigt die holzverkleidete Nordfassade dagegen ein wenig Transparenz: Die Paneele sind hier nicht aneinander, sondern mit Abstand gesetzt, so, dass das Licht tagsüber von außen nach innen und nachts von innen nach außen dringen kann. Das kommunikative Band zwischen Architektur und Lech ist die großzügige Freitreppe, deren unterste Stufen in den Fluss führen. Sie ist als Sitzstufenanlage für die heißen Sommermonate gedacht, in denen es draußen und direkt am Wasser am angenehmsten ist. Gleichzeitig dient die Treppe als äußerer Zugang zum Untergeschoss der Floßlände und führt schließlich zur Holzterrasse hinauf und damit zum Erdgeschoss.

Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel
Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel

Innenleben

Die Nutzungen der einzelnen Geschosse sind unterschiedlich. Der sogenannte Stadtteilraum, die größte Fläche im Untergeschoss, steht nach Wunsch der Stadt Augsburg für private Feste, Ausstellungen, Kulturevents und Veranstaltungen den Einwohnern von Lechhausen zur Verfügung. Er schafft einen Ort der Begegnung und bildet einen Mehrwert für alle. Auf der Erdgeschossebene der Floßlände sind die Terrasse mit Kiosk und der hohe zentrale Gastraum mit Plätzen für rund 25 Personen angeordnet. Über eine Treppe gelangt man schließlich in das intimere Obergeschoss. Es liegt im nördlichen Bauteil und lässt Richtung Lech den Blick auf die Natur über die gesamte Gebäudehöhe frei.

Seelische Erbauung findet man in Augsburg in der Moritzkirche, der Dominikus Böhm und der britische Architekt John Pawson ihr heutiges Aussehen gaben. 

 

Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel
Floßlände, Augsburg, hiendl_schineis/abhd, Foto: Peter Zahel
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