21.01.2025

Architektur

Feuerwehrhaus in Bühl von Alpstein Architekten

Holz
Das Feuerwehrhaus Bühl von Alpstein Architekten ist ein ortsprägender Baukörper. Credit: Nicolas Felder

In Bühl am Alpsee hat das Studio Alpstein Architekten eine identitätsstiftende Heimat für die Feuerwehr geschaffen. Unter dem Motto „Einfach Wertig Bauen“ ist ein ortsbildprägender Baukörper entstanden, der dem Verlauf der Hauptstraße folgt. Er zeigt, wie derartige Gebäude funktional, kostengünstig und nachhaltig aussehen können.

Das Feuerwehrhaus Bühl ist eine wichtige Basis für die Ehrenamtler des Ortes. Dafür haben Alpstein Architekten nur die notwendigsten Elemente gebaut, dafür aber eine wertige Ausführung gewählt. Bei der kleinstmöglichen Kubatur wurde diese Philosophie in allen Facetten umgesetzt, vom geneigten Dach bis hin zu den Nutzungsbereichen Fahrzeughalle, Nebenräume und Schulungsraum. Der eingeschossige Baukörper befindet sich auf einer betonkernaktivierten Bodenplatte, besteht sonst aber aus Holz aus dem nahegelegenen städtischen Forst. Ehrenamtliche Mitglieder der Feuerwehr trugen Eigenleistungen wie Malerarbeiten an der markanten roten Holzfassade sowie die Verkleidung des Schulungsraums aus Seitenwarme vom Konstruktionsholz. Mit einer PV-Anlage auf dem begrünten Schrägdach und Erdwärmesonden ist das Gebäude nachhaltig energetisch versorgt.

Credit: Nicolas Felder
Credit: Nicolas Felder
Credit: Nicolas Felder
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Im Inneren ist ausreichend Platz für die Besatzung.
Credit: Nicolas Felder
Credit: Nicolas Felder
Passend zur Feuerwehrfarbe wurde die Fassade auch in einem kräftigen Rot gehalten.

Neue Heimat seit 2023

Die Stadt Immenstadt im Allgäu, zu der Bühl am Alpsee gehört, war der Bauherr für das 2023 fertiggestellte Feuerwehrhaus Bühl. Gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Schmidbauer aus Fischen planten Alpstein Architekten ab September 2021 das Gebäude mit einer Nutzfläche von 340 Quadratmetern, das nun dringend nötigen Platz für die Feuerwehr des Ortes bietet.

Die Bauweise zeichnet sich durch ihren Holzständerbau mit hinterlüfteter Holzfassade aus, wobei das Holz aus der direkten Nachbarschaft stammt. Auch die Holzreste wurden beim Bau verwendet. Bei der Fassadenfarbe achteten die Architekten ebenfalls auf Nachhaltigkeit, denn sie hat eine Leinölbasis, die mit ihrer natürlichen Zusammensetzung unbedenklich für Natur und Umwelt ist.

Eine Kombination aus Photovoltaik, Erdwärme und Betonkernaktivierung der Bodenplatte sorgt für die Heizung des Gebäudes. Tiefenbohrungen sowie Rohrleitungen in der Bodenplatte ermöglichen es, Thermalwärme im Gebäude zu verteilen. Die Holz-Alu-Fenster sind gut gedämmt.

Zu den Räumlichkeiten des Feuerwehrhauses Bühl gehören eine Fahrzeughalle, Nebenräume und ein Schulungsraum. Die Freiwillige Feuerwehr des Ortes wurde bereits 1874 gegründet und verfügt über 140 Mitglieder. Viele von ihnen waren beim Bau des Feuerwehrhauses beteiligt und nutzen nun seit 2023 die neue Heimat der Organisation. Auch die benachbarten Feuerwehrvereine haben die Möglichkeit, die Räumlichkeiten zu nutzen.


Wertige Ausführung

Das neue Feuerwehrhaus in Bühl sucht den Dialog mit der Vorarlberger Baukunst, denn beide Architekten von Alpstein Architekten haben ihre Expertise dort, im Westen Österreichs, ihre Expertise angesammelt. Die Wertschätzung des Materials in Bezug auf Baustoffe, aber auch Möbel und Inneneinrichtung, macht diesen Dialog aus, ebenso wie die Verwendung lokaler Ressourcen.

 Unter dem Motto „Einfach Wertig Bauen“ gelang es den Architekten, eine spannende Formgebung zu gestalten. Sie gibt den Höhenverlauf der umgebenden Landschaft wieder und stiftet zudem Identität. Der Baukörper prägt das Ortsbild und sticht unter anderen traditionelleren Gebäuden der Umgebung heraus. Auch die leuchtend rote Farbe hebt sich von Bühl ab.

Schon seit über zehn Jahren war die Feuerwehr Bühl am Alpsee auf der Suche nach einer neuen Heimat, die die Identität der freiwilligen Institution widerspiegeln sollte. Es dauerte lange, einen geeigneten Standort zu finden. Zudem gab es Budgetbeschränkungen, aber mit Hilfe von Alpstein Architekten gelang es, einen unaufdringlichen und zugleich wiedererkennbaren Bau umzusetzen. Er folgt dem Straßenverlauf und fügt sich so gut in den Ort ein.

Nur das wirklich Notwendige wurde gebaut, erhielt dafür eine wertige Ausführung. Die unterschiedlichen Höhen, die beim Blick auf das Gebäude schnell auffallen, waren nötig, um die Anforderungen an verschiedene Kubaturen umzusetzen. Die Garage für Einsatzfahrzeuge muss etwa höher sein als der Schulungsraum. Zugleich achteten die Architekten auf eine kleinstmögliche Kubatur in allen Bereichen und wählten daher einen eingeschossigen Baukörper.


Geradlinig und funktional

Die leuchtend rote Außenfarbe ist eine Anspielung auf die Funktion des Baus und die Farbe der Feuerwehrwägen. Ohne gröbere Vorarbeiten wie Abschleifen lässt sich die Fassade künftig auffrischen, um ihre Farbe stets zu behalten.

Die dreifach verglasten Holz-Alu-Fenster erhellen das Gebäude von innen. Sie sind hinter Lamellen versteckt und nur an den beiden Stirnseiten als Öffnungen von außen sichtbar. So entsteht ein Sichtschutz, aber zugleich erhöhen die Lamellen auch die Einbruchssicherheit.

Ein Außenbereich ist vom Schulungsraum aus begehbar. Auf kleiner, aber feiner Fläche eröffnet er den Blick auf die Allgäuer Berge und bietet dabei die Möglichkeit, zwischen den Schulungen eine Pause einzulegen. Die ehrenamtlichen Mitglieder Feuerwehr halfen dabei, den Raum mit Holzresten zu verkleiden. Auch die Malarbeiten der Außenwände übernahmen sie.

Die Möblierung im Inneren des Feuerwehrhauses Bühl ist geradlinig und funktional. An den Schulungsbereich schließt sich der Eingangsbereich mit einem traditionellen Fahnenbereich an, gefolgt vom Büro des Feuerwehrkommandanten, dem Umkleideraum, dem Duschraum und den WCs. Weiters befindet sich hier ein Waschraum für die Reinigung der kontaminierten Einsatzkleidung. Die Garage bietet Platz für zwei Einsatzwagen. Insgesamt basiert der Grundriss auf dem Alarmweg und beherbergt alle notwendigen Räumlichkeiten auf einer Ebene.

Weiterlesen: Auch in Nordhausen ist kürzlich ein neues Feuerwehrhaus von dzpa architekten entstanden, das sich ebenfalls durch seine funktionalen Elemente auszeichnet.

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