16.11.2024

Architektur Öffentlich

Erweiterung für das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen

Holz
Dreigeschossiger Holzbau erweitert das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen. Foto: David Matthiessen

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit über 3000 Mitarbeitenden die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Dazu gehört das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg, das nun einen neuen, freistehenden, dreigeschossigen Holzbau als Erweiterung erhalten hat. Wichtig dabei: Das Haus empfängt sowohl Mitarbeitende als auch Patienten mit einer freundlichen Atmosphäre und ermöglicht zugleich die patientennahe Forschung.

Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen hat im Jahr 2011 einen Neubau erhalten, um der Krebsforschung in Heidelberg mehr Raum zu geben. Das Gebäude im Neuenheimer Feld setzt dabei auf eine freundliche Atmosphäre, die angesichts des schwierigen und oft traurigen Forschungsthemas besonders wichtig ist. Um diesen Anspruch noch weiter umzusetzen, ist ein neuer Holzbau mit drei Geschossen entstanden.

Mit viel sichtbarem Holz im Inneren schafft er eine warme, lichte Umgebung und ergänzt zudem die Materialvielfalt. Behnisch Architekten haben den Entwurf gestellt und Rubner Ingenieurholzbau war für die Umsetzung zuständig. Pfefferkorn Ingenieure aus Stuttgart haben die Tragwerksplanung übernommen. 500 zusätzliche Personen haben nun 2.500 Quadratmeter mehr Platz, um Ergebnisse aus der Krebsforschung in die Praxis umzusetzen.


Die Tumorforschung in Deutschland vorantreiben

Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg ist eine Erfolgsgeschichte des Campus. Als erste Einrichtung in Deutschland arbeitet es nach dem Vorbild der US-amerikanischen Comprehensive Cancer Centers. Es hat das Ziel, Krebs besser zu verstehen, früher zu erkennen, zielgerichtet zu behandeln und wirksam vorzubeugen. Forschende arbeiten Seite an Seite mit Ärztinnen und Ärzten, um Patientinnen und Patienten nach internationalen Standards zu behandeln. Insbesondere bei fortgeschrittenen oder seltenen Krebserkrankungen profitieren sie von innovativen Therapieansätzen.

Die räumliche Erweiterung der Krankenhauseinrichtung in Heidelberg macht es möglich, den Bereich der patientennahen Forschung zu intensivieren. Sowohl der Neubau aus dem Jahr 2011 als auch der im August 2023 an das NCT übergebene Erweiterungsbau wurde finanziell durch das Land Baden-Württemberg unterstützt. Er kostete rund 20 Millionen Euro.

Die offizielle Schlüsselübergabe erfolgte am 24. November 2023 in Anwesenheit der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, und Ministerinnen und Minister der Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Sachsen. 500 zusätzliche Mitarbeitende haben in dem Gebäude Platz.

Jetzt hat das NCT nun über 2.500 Quadratmeter mehr Nutzfläche zur Verfügung. Als gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums, des Universitätsklinikums Heidelberg und der Deutschen Krebshilfe wird es die Tumorforschung in Deutschland vorantreiben.

Der Bau von Außen. Foto: David Matthiessen
Treppenhaus im erweiterten Holzbau. Foto: David Matthiessen
Ein kleinerer Besprechungsraum. Foto: David Matthiessen
Besprechungsraum. Foto: David Matthiessen
Innenraum. Foto: David Matthiessen
Der farbenfrohe Innenraum. Foto: David Matthiessen

Warme, angenehme Atmosphäre

Der Neubau fügt sich formal in den bestehenden Kontext ein. Er ergänzt die bestehenden Materialien Glas, Putz und Stahl mit Holz als einer nachwachsenden, CO2-bindenden Alternative. Dieser Rohstoff gibt der zukunftsweisenden Forschung über Tumore ein nachhaltiges Zuhause.

Der Bau ist 59 Meter lang und steht frei. Über drei Geschosse hinweg bieten Büro- und Seminarräume Platz für die translationale Krebsforschung. Ihr Ziel besteht darin, wissenschaftliche Erkenntnisse in die Behandlungspraxis zu übertragen. Das inspirierende Gebäude stellte ähnliche Anforderungen an die Architekten und Ingenieure: Es übertrug die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Holzbau in die Praxis.

Die Krankenhauserweiterung in Heidelberg besteht aus verschiedenen Holzarten: Die Tragstruktur ist aus Fichte-Brettschichtholz, die Holz-Glas-Fassade aus Eiche-Brettschichtholz, die Treppenläufe aus BauBuche und die Fassaden gestaltenden Brüstungsbänder aus Kerto-Q-Furnierschichtholz. Die Treppe stellt ein Novum im Holzbau dar: Jeder Treppenlauf besteht aus einem Stück. Dafür blockverklebten die Ingenieure von Rubner BauBuche und sägten die Treppenstufen aus dem Block. Somit trägt sich der Treppenlauf quasi selbst.

Auch an anderen Stellen im Inneren gibt es viele sichtbare Holzoberflächen, die den Räumen eine warme, angenehme Atmosphäre zum Austauschen und Arbeiten verleihen. Das Raumklima ist dank der hölzernen Materialien sehr angenehm. Bunte Wände und ein insgesamt sehr freundliches Bild helfen dabei, mit dem oft tragischen Thema Tumor umzugehen.


„Better with wood“

Die auskragenden Brettsperrholz-Decken sowie die Terrassenvor- und Rücksprünge der versetzt angeordneten Geschosse waren Herausforderungen für den Holzbau, die gekonnt gelöst wurden. Unter anderem entstand eine optisch ansprechende, großzügige und überdachte Dachterrasse auf dem umlaufenden, auskragenden Hauptdach. Der nicht-rechteckige Grundriss und das Dach als Faltwerk zeigen ebenfalls, dass der Holzbau architektonisch hohe Ansprüche erfüllt.

Die Montage des Holzbaus war eng getaktet, da er auf dem bestehenden Gelände des NCT zwischen dem klinischen Bereich der beiden Tageskliniken und der Straße Im Neuenheimer Feld entstand. So musste der Bau unter engen Platzverhältnissen und mit begrenztem Lagerplatz erfolgen. Die Beteiligten arbeiten eng zusammen, um einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen.

Für den Bau kamen 400 Quadratmeter Brettsperrholz, 66 Kubikmeter Brettschichtholz-Konstruktionen und 600 Quadratmeter Holz-Glas-Fassade zum Einsatz. Rubner Ingenieurholzbau, ein Unternehmen der Rubner Gruppe, entwickelt und realisiert individuelle Holzbaulösungen für großvolumige Bauvorhaben wie die Erweiterung des NCT. Das Motto des Familienunternehmens aus Südtirol lautet „better with wood“. Entsprechend prägt das Unternehmen Bauwerke mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz und erhöht zugleich die Lebensqualität von Gebäudenutzern.

 

Weiterlesen: Auch die Elisabeth-von-Tadden-Schule in Heidelberg hat kürzlich eine Erweiterung erhalten, die sich jedoch durch eine geschuppte Ziegelfassade auszeichnet.

Scroll to Top