12.05.2020

Event

ENTDECKE NÜRNBERG: DER ARCHITEKTURSPAZIERGANG

In Zeiten von Ausgangs- oder Kontaktbeschränkungen flanieren viele in ihrer Freizeit durch die Städte. So auch unsere Academy-Gewinnerin Annette Strack, die in Nürnberg beim super future collective ihr Praktikum macht. Heute führt sie uns entlang ihrer Lieblingsroute durch die Nürnberger Innenstadt.

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Neben dem (Renn-)Radfahren gehe ich leidenschaftlich gerne spazieren – besonders durch Städte. Dabei kann man wunderbar die Umgebung erkunden und entdeckt dann meistens auch abseits der breiten Hauptstraßen das ein oder andere architektonische Highlight. Gerade in den letzten Wochen während dem Homeoffice war ich fast täglich unterwegs auf einer Spazierrunde durch Nürnberg

Während ihrer Spaziergänge skizziert Annette gerne die schönsten Etappen. Hier zu sehen das Weinstadel.
Die Straße der Menschenrechte bei dem Germanischen Nationalmuseum.
Vor dem Aufstieg auf die Burg, lohnt noch eine kleine Pause, um den Blick einzufangen.

Von St. Johannis entlang des Ufers

Heute nehme ich die Leser mit auf meinen Streifzug durch Nürnbergs Straßen. Wir starten im Stadtteil St. Johannis (1), wo auch das Büro vom Super Future Collective liegt – und nicht weit entfernt meine Wohnung. Entlang der Pegnitz führt uns ein Fußgängerweg in die Innenstadt. Hier gibt es einige idyllische Ecken. Am Flussufer reihen sich charmante Häuser inklusive kleiner Gärten oder Dachterrassen. Da würde ich sofort einziehen, wäre das nur nicht so teuer…

Nach dem Grün des Pegnitzgrundes passieren wir die mittelalterliche Stadtmauer und betreten die Altstadt Nürnbergs. Hier erreicht man alle touristischen Hotspots fußläufig. Am meisten werden die vereinzelt noch erhaltenen Fachwerkhäuser, allen voran das Albrecht-Dürer-Haus oder die mittelalterlichen Kirchengebäude fotografiert. Diesen wurde allerdings größtenteils nach dem Zweiten Weltkrieg rekonstruiert – wie im Übrigen auch ein Großteil der Burg.

2: Im Weinstadl wohnen mittlerweile Studierende.

Über das Germanische Nationalmuseum und Dani Caravan

Daher blicken wir doch auf den Henkersweg und den Weinstadl (2). Nicht selten sieht man dort auf den Balkonen Studenten mit einem Bier in der Hand, denn in dem Gebäude aus dem 15. Jahrhundert befindet sich seit 1950 ein Studentenwohnheim. Mein Vater hat zu Studienzeiten auch einmal dort gewohnt.

Das nächste Ziel ist das Germanische Nationalmuseum am Kornmarkt (3). Das Museum umfasst mehrere Gebäudeteile aus verschiedenen Bauepochen. Den Kern bilden Überreste eines spätmittelalterlichen Kartäuserklosters. Die Erweiterungsbauten am Kornmarkt, samt Museumsbibliothek hinter einer großzügigen Glasfassade, entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Münchner Architekten Sep Ruf. Eine markante städtebauliche Geste bildet die Straße der Menschenrechte, welche den Museumseingang flankiert. Nach dem Entwurf des israelischen Künstlers Dani Caravan wurden auf 27 Rundpfeilern aus weißem Beton und zwei Bodenplatten jeweils ein Auszug aus den 30 Artikeln der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in deutscher und in einer weiteren Sprache eingraviert. Dieses aus einem Wettbewerb für Kunst am Bau entstandene Werk ist einerseits ein Mahnmal gegen die Verbrechen der Nationalsozialisten, aber auch eine Erinnerung daran, dass Menschenrechte heute noch vielerorts massiv verletzt werden.

Nicht weit entfernt befindet sich neben der Stadtmauer ein weiterer Museumsbau, dem man einen Besuch abstatten sollte: Das Neue Museum – das erste bedeutende Projekt des Architekten Volker Staab (4). Im Jahre 2000 eröffnet, feiert das Museum für moderne Kunst und Design dieses Jahr 20-jähriges Bestehen. Die lange geschwungene Glasfassade ermöglicht es auch Passanten, einen Blick auf einzelne Kunstwerke zu werfen und verbindet so das Museum mit dem Stadtraum.

Die Klarakirche – wo Pop auf Gottesdienste trifft

Wenn man schon in dieser Ecke Nürnbergs ist, empfehle ich, einen Fuß in die Klarakirche zu setzen (5). Das kleine überwiegend im gotischen Stil erbaute Gotteshaus überrascht im Innern durch eine angenehm helle, puristische Gestaltung dank einer gelungenen Sanierung durch Brückner&Brückner Architekten. Einen modernen Kontrast bildet die Kapelle aus geschichteten Glasplatten im Eingangsbereich. Besonders an der Gemeinde St. Klara ist das Konzept der offenen Kirche. Einerseits kann man Weihnachtsgottesdienste besuchen, aber auch Konzerte im Rahmen des Nürnberg Pop Festivals. In diesem Sakralraum funktioniert beides gleichermaßen gut.

Schlägt man nun einen Schlenker gen Osten ein, wirft man einen Blick auf ein Beispiel zeitgemäßer, skulptural anmutender Architektur in der Altstadt: die Sebald Kontore (6). Der 2012 fertiggestellte Bürobau von GP Wirth Architekten übersetzt die Charakteristika der Altstadtbauten – steiles Satteldach, Natursteinoberflächen, Lochfassade – in einen modernen monolithischen Baukörper. So setzt das Gebäude neue Akzente, ohne die gegebenen Strukturen zu übergehen.

Es gäbe noch viele Ecken zu erkunden, aber die werden im nächsten Streifzug vorgestellt. Mein Spaziergang endet heute, wie so oft, auf der Burg (7). Unzählige Male stand ich schon hier und immer noch überwältigt mich der Rund-um-Blick über die Dächer. Hier kann man in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen ungestört die Abendsonne genießen.

Alle Bilder und Skizzen: Annette Strack

Die Baumeister Academy ist ein Praktikumsprojekt des Architekturmagazins Baumeister und wird unterstützt von GRAPHISOFT und der BAU 2019.

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