Ein Spaziergang entlang der Themse


Von der Westminster Bridge zur Queen Elizabeth Hall

Wenn Academy-Gewinner Philipp nicht bei Adjaye Associates am Schreibtisch sitzt, nutzt er die Zeit für Spaziergänge. Dieses Mal führt er uns an der Themse entlang und zeigt bedeutende Sehenswürdigkeiten.

Der 4. Juli 2020 war nicht nur für die US-Amerikaner wegen des Unabhängigkeitstages ein besonderer Tag. Auch für die Londoner war der 4. Juli 2020 ein großes Ereignis: Nach vier Monaten öffneten erstmals wieder Restaurants, Pubs und einige Museen in Großbritannien. Obwohl schon am ersten Wochenende Bilder von überfüllten Londoner Shoppingstraßen und Barmeilen im Netz kursierten, hat die Mehrheit der Londoner die weitläufigen Parks und Sehenswürdigkeiten noch mehr zu schätzen gelernt. Nach wie vor sind die öffentlichen Plätze und zentralen Gärten die wichtigsten Orte, um dem wieder aufflammenden Trubel der Stadt zu entfliehen. Besonders die neuen Radrouten und Fußwege entlang der Themse erfreuen sich großer Beliebtheit – wohl auch weil die weitläufigen Wege entspanntes Schlendern und Abstandhalten vereinen.

Bei einem Spaziergang entlang der Themse kann man einige der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt erkunden. Eine der möglichen Touren beginnt im Westen der Stadt auf der Westminster Bridge. Die Brücke ist nicht nur wegen des angrenzenden Big Ben und des „House of Parliament“ ein Touristenmagnet. An sonnigen Tagen lehnt man auch einfach gerne am Geländer und beobachtet den Schiffsverkehr vor der Stadtkulisse im Hintergrund. Etwas nördlich der Brücke steht das London Eye. Da das berühmte Rad mit seinen 32 Gondeln nach wie vor geschlossen ist, spart man sich die £ 27,50 (rund 31€) Eintritt und macht sich weiter auf den Weg Richtung Westen. Wenn man den kurzen Umweg zum berühmten Trafalgar Square etwas abseits der Themse scheut, kommt man innerhalb weniger Gehminuten zu den brutalistischen Gebäudekomplexen der Hayward Gallery (Higgs and Hill, 1968) und des Royal National Theatres (1976, Denys Lasdun). Die Gebäude bilden zusammen mit der Royal Festival Hall (LCC’s Architects’ Department, 1948) und der Queen Elizabeth Hall (Higgs and Hill, 1967) den kulturellen Hub des Areals. Vor allem die in Sichtbeton gehaltenen Fassaden und die verwinkelten, mit Brücken verbundenen Gebäudekörper prägen das Bild rund um das Gebiet des „Southbank Centres“.

Weiter über die Blackfriars Bridge zur London Bridge

Untertags reihen sich die vorübergehend stillgelegten Fähren auf der Themse.
Das National Theatre entlang des Southbank Centres ist geprägt von Sichtbeton und Absperrbändern.

Etwas weiter im Westen spaziert man vorbei an der Blackfriars Bridge, welche namensgebend für den bekannten Pub unweit der Brücke ist. Schon von dort aus lässt sich der markante Schornstein der ehemaligen „Bankside Power Station“ erkennen. Heute befindet sich die Tate Gallery of Modern Art – kurz „Tate Modern“ – in den umgebauten Öltanks und Turbinenhallen des Kraftwerks sowie dem 2016 fertiggestellten Anbau von Herzog & deMeuron. Rauer Backstein, meterdicker Beton und massive Stahlträger geben den Galerien ihren industriellen und einzigartigen Charme und sind immer wieder ein Besuch wert. Nicht zu vergessen ist der kostenfreie Zugang zu allen staatlichen Museen in London, womit auch kurze Besuche möglich sind. Vorbei an der Millenium Bridge krönt die London Bridge das Ende des kurzen Spaziergangs entlang der Themse. Bis alle Museen und Sehenswürdigkeiten ihre Türen wieder öffnen, wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Bis dahin können Architekturliebhaber einige Ikonen Londons zumindest von außen betrachten. Allerdings können die atemberaubenden Sonnenuntergänge an der Themse, die ein oder andere verschlossene Museumstür entschädigen.

Alle Bilder: Philipp Merbeler

Die Baumeister Academy ist ein Praktikumsprojekt des Architekturmagazins Baumeister und wird unterstützt von GRAPHISOFT und der BAU 2019.

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