20.10.2025

Architektur-Grundlagen

Was ist ein ‚durchgesteckter Raum‘?

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Menschen versammeln sich vor einem nachhaltigen Neubau – Foto von Shannia Christanty

Durchgesteckte Räume – klingt nach einem architektonischen Insiderwitz, ist aber in Wahrheit ein präziser Fachbegriff, der die Zukunft unserer Baukultur mitgestaltet. Während die meisten noch mit dem Begriff hadern, zeigen progressive Projekte in Deutschland, Österreich und der Schweiz längst, warum durchgesteckte Räume mehr sind als nur ein räumliches Add-on: Sie sind ein Manifest für Transparenz, Nachhaltigkeit und neue Formen der Nutzung. Doch was steckt wirklich dahinter? Wer versteht das Prinzip – und wer verwechselt es immer noch mit Loftromantik für Fortgeschrittene?

  • Definition und Ursprung: Was ist ein durchgesteckter Raum und warum sorgt er für Diskussionen?
  • Architektonische Relevanz: Wie verändert das Prinzip die Raumwahrnehmung, Nutzung und Planung?
  • Innovationen und Trends: Wie beeinflussen Digitalisierung, BIM und KI die Konzeption durchgesteckter Räume?
  • Nachhaltigkeit: Welche energetischen, ökologischen und sozialen Vorteile – und welche Risiken – bringt das Konzept mit sich?
  • Technisches Know-how: Welche planerischen und baulichen Anforderungen sind zu beachten?
  • Markt und Praxis: Wie setzen Architekten und Bauträger in DACH das Prinzip um – und wo hapert es?
  • Kritik und Vision: Zwischen Open Space-Ideologie, funktionalem Pragmatismus und regulatorischem Chaos
  • Bedeutung für die Profession: Wie verändert der durchgesteckte Raum das Selbstverständnis von Architekten und Ingenieuren?
  • Globale Perspektive: Warum das Thema international diskutiert wird – und was wir daraus lernen können

Durchgesteckter Raum: Begriff, Genese und Missverständnisse

Der Begriff „durchgesteckter Raum“ geistert zuverlässig durch Architekturforen, Bauherrengespräche und Leistungsphasen. Doch wie so oft in der Branche ist die Definition alles andere als eindeutig. Im Kern beschreibt ein durchgesteckter Raum eine Raumstruktur, die sich über die gesamte Tiefe eines Gebäudes erstreckt. Fenster an mindestens zwei gegenüberliegenden Fassaden sorgen für eine natürliche Belichtung und Belüftung, Durchblicke und oft auch für eine außergewöhnliche Großzügigkeit. Wer jetzt allerdings denkt, es handle sich um einen neuen Marketingbegriff für Lofts, der irrt: Durchgesteckte Räume sind keine Lifestyle-Spielerei, sondern ein uraltes architektonisches Prinzip, das spätestens seit den Reformbewegungen der 1920er Jahre regelmäßig reanimiert wird.

Die Genese ist schnell erzählt: Schon im traditionellen Wohnbau waren durchgesteckte Räume Standard, weil sie das Licht und die Luft ins Innere des Hauses holten. Erst der Siegeszug der Flurbauweise im 20. Jahrhundert hat diese Direktheit verdrängt. Heute, im Zeitalter der Nachhaltigkeit, erleben sie ein Comeback. Wer im Altbau eine Wohnung mit Fenstern in zwei Himmelsrichtungen bewohnt, weiß: Das ist kein Luxus, sondern ein funktionales Plus. Trotzdem hält sich das Missverständnis, durchgesteckte Räume seien lediglich eine Spielwiese für Designverliebte, hartnäckig.

Typisch deutsch, könnte man sagen: Statt die Vorteile zu feiern, sucht man die Sonderfälle. Was, wenn die Fassade zu kurz ist? Was, wenn brandschutztechnisch ein Riegel vorgeschoben wird? Was, wenn die Bauordnung wieder einmal im Weg steht? Gerade in der DACH-Region wird das Thema oft kleinteilig diskutiert. In Österreich etwa gilt die durchgesteckte Raumstruktur als Qualitätsmerkmal für förderfähigen Wohnbau. In der Schweiz wiederum wird sie traditionell als Selbstverständlichkeit betrachtet – man baue keine dunklen Schluchten, sondern lichtdurchflutete Räume. In Deutschland hingegen ist der durchgesteckte Raum oft ein Opfer des Kostendrucks und der Flächenmaximierung.

Das Ergebnis: ein Begriff, der einerseits für architektonische Exzellenz steht, andererseits aber als vermeintlicher Kostentreiber gebrandmarkt wird. Dabei ist das Prinzip universell: Wer durchgesteckt plant, schafft mehr als nur Durchsicht. Er ermöglicht flexible Nutzungen, bessere Belichtung, Durchlüftung und eine räumliche Qualität, die sich in Zahlen kaum ausdrücken lässt. Die Debatte um die Definition ist am Ende vor allem eine Debatte über Haltung. Und über den Mut, Raum nicht nur als Quadratmeter zu denken.

Doch wie so oft steckt der Teufel im Detail. Wer durchgesteckt plant, muss sich mit Bauordnung, Brandschutz, Statik und energetischen Anforderungen herumschlagen. Der durchgesteckte Raum ist also nicht bloß eine Frage des Entwurfs, sondern eine hochkomplexe Schnittstelle zwischen Architektur, Technik und regulatorischer Realität. Wer sie beherrscht, gewinnt – wer nicht, baut weiter dunkle Flure.

Innovationen und Digitalisierung: Der durchgesteckte Raum im Zeitalter von BIM und KI

In einer Branche, die gerne Innovation predigt und dann doch Excel-Listen liebt, kommt die Digitalisierung wie gerufen: Sie macht den durchgesteckten Raum planbar, simulierbar und optimierbar. Building Information Modeling (BIM) ist längst mehr als ein Buzzword. Es ermöglicht, die Lichtverhältnisse, Lüftungsströme und Nutzerwege im durchgesteckten Raum digital zu testen, bevor der erste Stein gesetzt wird. Was früher Bauchgefühl und Erfahrung war, ist heute eine Frage der parametrischen Modellierung. Wer die neuen Tools beherrscht, erkennt frühzeitig, wo die Vorteile liegen – und wo planerische Stolpersteine drohen.

Gerade bei komplexen Projekten in der DACH-Region ist der digitale Zwilling zum Gamechanger geworden. Er erlaubt nicht nur die präzise Berechnung von Tageslichtquoten und Luftwechselraten, sondern auch die Simulation von Nutzerströmen und Raumakustik. Die KI-basierte Optimierung schlägt sogar alternative Grundrisse vor – etwa um den Querlüftungsanteil zu maximieren oder den Energiebedarf zu senken. Was nach Science-Fiction klingt, ist längst Alltag in den Büros, die sich trauen, digitale Werkzeuge konsequent einzusetzen.

Doch auch hier gilt: Deutschland, Österreich und die Schweiz ticken unterschiedlich. Während in Zürich oder Wien BIM-Modelle und Simulationen selbstverständlich in die Planung durchgesteckter Räume integriert werden, tun sich viele deutsche Büros noch schwer. Die Gründe? Fehlende Standards, mangelnde Interoperabilität und eine gewisse Skepsis gegenüber Automatisierung. Wer hier nicht aufholt, wird im globalen Wettbewerb bald abgehängt – denn international ist der durchgesteckte Raum längst ein digitales Spielfeld.

Ein weiteres Thema: Smart Buildings. Die Integration von Sensorik, adaptiver Gebäudetechnik und lernender Steuerung eröffnet neue Potenziale. Durchgesteckte Räume lassen sich in Echtzeit an wechselnde Nutzungsanforderungen anpassen – sei es durch intelligente Verschattung, automatisierte Fenstersteuerung oder smarte Klimatisierung. Die Architektur wird zur Plattform für Innovation, nicht mehr nur zur Hülle für Funktionen. Und hier trennt sich die Spreu vom Weizen: Wer durchgesteckt plant, muss digital denken – und umgekehrt.

Natürlich gibt es auch Kritik. Nicht jeder will, dass der durchgesteckte Raum zur Spielwiese für Algorithmen wird. Aber wer sich der Digitalisierung verschließt, baut am Ende Räume von gestern für Nutzer von morgen. Die Zukunft des durchgesteckten Raums ist digital – ob wir wollen oder nicht.

Nachhaltigkeit und Baupraxis: Chancen, Risiken und die Realität auf dem Bau

Sprechen wir über Nachhaltigkeit, kommt der durchgesteckte Raum selten als Erstes in den Sinn. Dabei ist sein Beitrag zur ökologischen und sozialen Baukultur enorm. Durch die bessere Belichtung und Querlüftung reduzieren sich künstliche Licht- und Klimatisierungsbedarfe signifikant. Das spart Energie, senkt die Betriebskosten und verbessert das Raumklima. In Zeiten, in denen jede Kilowattstunde zählt, sind das keine Nebensächlichkeiten. In Österreich etwa ist der durchgesteckte Grundriss längst ein Kriterium für förderfähigen Wohnbau. In der Schweiz gilt er als Garant für gesunde Innenräume. Und in Deutschland? Wird diskutiert, ob die Flächenverluste durch Erschließung und Brandschutz den Vorteil aufwiegen.

Es gibt aber auch Risiken. Wer durchgesteckt plant, muss die thermische Hülle besonders sorgfältig ausführen. Durchlüftung ist gut, aber Wärmebrücken sind fatal. Brandschutz und Schallschutz werden komplexer, die Haustechnik anspruchsvoller. Die Baupraxis zeigt: Wer die Details ignoriert, zahlt später doppelt. Gerade bei Nachverdichtungen und Sanierungen muss die Schnittstelle zwischen Alt und Neu akribisch geplant werden. Sonst wird der durchgesteckte Raum zum energetischen Problemfall.

Auch sozial ist das Thema relevant. Der durchgesteckte Raum fördert Sichtachsen, Begegnung und Flexibilität. Er ermöglicht neue Wohn- und Arbeitsformen, vom Mehrgenerationenhaus bis zum Open-Space-Büro. Doch er birgt auch Konflikte: Privatsphäre, Zonierung und Nutzungsvielfalt müssen architektonisch präzise durchdacht werden. Wer die Balance zwischen Offenheit und Rückzug nicht findet, schafft keine Lebensqualität, sondern Dauerbespielung.

In der Baupraxis der DACH-Region zeigt sich: Die Vorreiter sind oft private Bauherren, Genossenschaften oder die öffentliche Hand mit Mut zum Experiment. Die Masse folgt langsam, gebremst von Kostendruck, Normen und dem Hang zum Bewährten. Doch der Trend ist klar: Wer nachhaltige, flexible und intelligente Gebäude plant, kommt am durchgesteckten Raum nicht vorbei. Der Rest? Diskutiert noch über die ideale Tiefe des Flurs.

Die Debatte bleibt kontrovers. Zwischen Open-Space-Euphorie und regulatorischer Realität gibt es viele Grautöne. Aber wer heute nachhaltig bauen will, muss durchgesteckt denken. Alles andere ist 20. Jahrhundert – und das war bekanntlich nicht immer vorbildlich.

Technisches Know-how und neue Rollen für Architekten

Der durchgesteckte Raum ist kein Selbstläufer. Er fordert von Architekten, Ingenieuren und Fachplanern ein technisches Know-how, das weit über das Standardrepertoire hinausgeht. Lichtsimulationen, Strömungsberechnungen, integrale Planung mit BIM, Brandschutzkonzepte und Schallschutz – das alles gehört heute zum Pflichtprogramm. Wer hier abkürzt, riskiert nicht nur Qualitätsverluste, sondern auch Haftungsrisiken. Die DACH-Region ist in Sachen Ausbildung und Weiterbildung gut aufgestellt, aber die Realität auf dem Bau sieht oft anders aus. Viele Fachplaner sind mit den Anforderungen durchgesteckter Räume schlicht überfordert.

Das hat Folgen für die Profession. Der Architekt wird zum Koordinator, zum Schnittstellenmanager zwischen Planung, Technik und Nutzung. Das klassische Bild des Solisten am Zeichenbrett hat ausgedient. Wer durchgesteckt plant, braucht Teamplayerqualitäten, digitale Kompetenz und die Fähigkeit, komplexe Prozesse zu moderieren. Gerade in internationalen Projekten ist das Know-how gefragt – und wer es beherrscht, ist konkurrenzfähig. Wer nicht, wird zum Erfüllungsgehilfen der Bauindustrie degradiert.

Ein weiteres Thema: Regulatorik. Die Bauordnungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz setzen dem durchgesteckten Raum immer wieder Grenzen. Mindestabstände, Brandschutz, Fluchtwege, energetische Anforderungen – all das muss frühzeitig in die Planung integriert werden. Wer erst in Leistungsphase 5 merkt, dass das Konzept nicht genehmigungsfähig ist, hat verloren. Die Lösung: integrale Planung, interdisziplinäre Teams und digitale Tools, die Risiken frühzeitig erkennen. Wer das beherrscht, gewinnt Zeit, Geld und Qualität.

Die Digitalisierung bringt neue Chancen, aber auch neue Verantwortlichkeiten. Der durchgesteckte Raum wird zum Prüfstein für die Innovationsfähigkeit der Branche. Wer sich mit BIM, Simulationen und KI auskennt, kann Mehrwerte schaffen, die weit über das einzelne Projekt hinausgehen. Die Zukunft der Architektur ist integrativ, kollaborativ und digital. Der durchgesteckte Raum ist dafür das perfekte Labor.

Doch die Branche ist gespalten. Die einen feiern das Prinzip als Befreiungsschlag, die anderen warnen vor Überforderung und Qualitätsverlust. Die Wahrheit liegt – wie immer – dazwischen. Wer das technische Know-how ernst nimmt und die Architektur als Prozess versteht, wird durchgesteckt erfolgreich sein. Wer glaubt, es handele sich um einen Trend für Besserwisser, wird bald von der Realität überholt.

Globale Perspektiven, Kritik und Visionen

International ist der durchgesteckte Raum längst ein Thema. In skandinavischen Ländern ist die Querlüftung Standard, in Japan experimentiert man mit durchgesteckten Mikrohäusern, in den USA werden flexible Open-Space-Konzepte immer weiterentwickelt. Die DACH-Region hat also keinen Grund, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Im Gegenteil: Der globale Diskurs fordert neue Ideen, integrative Planungsprozesse und den Mut, Standards infrage zu stellen. Der durchgesteckte Raum ist dabei mehr als eine technische Spielerei – er ist Ausdruck einer Haltung, die auf Transparenz, Nachhaltigkeit und Nutzerorientierung setzt.

Kritik gibt es trotzdem. Manche sehen im durchgesteckten Raum einen Angriff auf Privatsphäre und Geborgenheit, andere warnen vor sozialer Entmischung und Uniformität. Die Open-Space-Ideologie hat ihre Grenzen – und wer sie ignoriert, schafft Räume, die keiner nutzen will. Die Kunst liegt darin, Flexibilität und Individualität zu verbinden. Wer das beherrscht, kann mit durchgesteckten Räumen neue Lebens- und Arbeitswelten eröffnen. Wer nicht, produziert nur architektonische Kulissen für Werbeprospekte.

Visionär gedacht, eröffnet das Prinzip völlig neue Perspektiven. Durchgesteckte Räume können als Plattform für adaptive Nutzung, temporäre Umnutzung und hybride Lebensmodelle dienen. Sie fördern die Resilienz von Gebäuden, die Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Anforderungen und die Integration von Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Kurz gesagt: Der durchgesteckte Raum ist ein Katalysator für Innovation – wenn man ihn richtig versteht.

Die Debatte ist noch lange nicht zu Ende. Zwischen Normen, Kosten und Nutzerbedürfnissen gibt es viel zu verhandeln. Doch eines ist klar: Wer international mithalten will, muss offen für neue Raumkonzepte sein. Der durchgesteckte Raum ist dabei kein Allheilmittel – aber ein Statement für eine Architektur, die mehr will als nur Flächen zu stapeln.

Vielleicht liegt genau darin seine Kraft: Er zwingt die Branche, nachzudenken, zu experimentieren und sich selbst zu hinterfragen. Für eine Baukultur, die sich nicht mit dem Status quo zufriedengibt, sondern nach vorne denkt.

Fazit: Durchgesteckt ist mehr als nur ein Raum

Der durchgesteckte Raum ist kein Modetrend, sondern ein Statement für eine Architektur, die Licht, Luft und Nutzer ernst nimmt. Er fordert technisches Know-how, digitale Kompetenz und den Mut, bestehende Standards infrage zu stellen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigen Vorreiter, was möglich ist – doch vielerorts dominiert noch die Angst vor Komplexität und Veränderung. Die Digitalisierung eröffnet neue Chancen, aber auch neue Verantwortlichkeiten. Wer durchgesteckt plant, baut Räume für die Zukunft – und nicht nur für den nächsten Mietvertrag. Die globale Debatte zeigt: Der durchgesteckte Raum ist ein Schlüssel zu nachhaltiger, flexibler und nutzerorientierter Architektur. Wer ihn ignoriert, baut an der Vergangenheit vorbei. Zeit, durchzustecken.

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