10.06.2020

Event

Die neue Gelassenheit

Ein großes Team kümmert sich um die Gestaltung des deutschen Pavillons bei der Biennale in Venedig. Die „2038“-Akteure wollen anonym bleiben – ihr Erkennungszeichen: diese Affen. Sie stammen von dem Münchner Maler Gabriel von Max (1840 – 1915). Foto: 2038

Seit Corona ist bekanntlich vieles anders und Dinge, die selbstverständlich schienen, sind plötzlich infrage gestellt. Dazu gehört auch die diesjährige
 Architekturbiennale, die nun inzwischen definitiv auf das nächste Jahr verschoben wurde: Sie wird sechs Monate dauern und vom 22. Mai bis zum 21. November 2021 stattfinden. Olaf Grawert gehört zum Team „2038“, das den deutschen Pavillon bespielen soll. Wir sprachen mit ihm Mitte April über die gespenstische Nähe des Konzepts zur derzeitigen Lage.

 

BAUMEISTER: Worum geht es in Ihrem Konzept für die Architekturbiennale in Venedig?
Olaf Grawert: Darum, wie wir zusammenleben und welche Rolle Architektur, Architektinnen und Architekten in Zukunft spielen werden. Wir springen dafür in eine nahe Zukunft, in das Jahr 2038. Von dort blicken wir zurück und erzählen, wie es zu dieser Zukunft gekommen ist. Wichtig dabei ist die zeitliche Nähe zur Gegenwart – 18 Jahre, das ist ein Erwachsenwerden. Es ist also eine Zukunft, die uns aufgrund ihrer zeitlichen Nähe unmittelbar betrifft. Wir zeigen die entscheidenden Ereignisse und Entscheidungen, die notwendig waren, damit es gerade noch mal gutgegangen ist. Es ist eine positive Zukunft, die behauptet: „2038 – es ist noch einmal alles gut gegangen“.

B: Wie wird das aussehen?
Olaf Grawert: Wir zeigen Filme und erzählen Geschichten, in denen unterschiedliche Protagonisten zu Wort kommen und verschiedene Lösungswege erklären. Dabei geht es darum, die Dynamik zwischen einem Lösungsvorschlag und den gesellschaftlichen Umständen und Auswirkungen aufzuzeigen. Konkret: Was sind die Modelle, die wir heute schon sehen können, die aber nicht als relevant verstanden werden – Alternativen also, die bislang als Randerscheinung wahrgenommen wurden, die aber unter bestimmten Voraussetzungen wie einer Krise das Potenzial hätten, systemisch angewendet zu werden.

B: Das Frappierende Ihres Konzepts ist, dass es zu einem gewissen Teil von der Realität eingeholt wurde. Allerdings haben Ihre Krisenszenarien ökonomische und ökologische Ursachen. Tatsächlich ist die aktuelle Krise, die wir momentan erleben, anderen Ursprungs. Wie wirkt sich das auf Ihr Konzept aus?
Olaf Grawert: Ich glaube nicht, dass es da ein Entweder-oder gibt. Es kristallisiert sich ja jetzt schon heraus, dass aus der Pandemie eine ökonomische Krise erwächst. Deren Bewältigungsszenarien haben wiederum direkte Konsequenzen für unsere Umwelt. Und damit wären wir wieder bei der Komplexität und Gleichzeitigkeit unserer Gegenwart. Die derzeitige Lage macht jedenfalls deutlich, dass ein Handeln auf einer rein nationalen Ebene nicht mehr funktioniert. Stattdessen zeigt der Virus ziemlich deutlich auf, wie alles miteinander zusammenhängt. (…)

Das komplette Interview über das Team „2038“ ist im Baumeister 06/2020 erschienen.

Hier finden Sie den digitalen Einblick in die Projekte der Architekturbiennale 2021.

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