24.09.2024

Gewerbe

Das Fremde im Felde

Das von Didier Fiúza Faustino geschaffene Atelier besteht aus einer Reihe an Volumen, die in ständigem Versatz angeordnet sind. Foto: © David Boureau
Das von Didier Fiúza Faustino geschaffene Atelier besteht aus einer Reihe an Volumen, die in ständigem Versatz angeordnet sind. Foto: © David Boureau

In der Normandie in Frankreich hat der französisch-portugiesische Experimentalist Didier Fiúza Faustino ein außergewöhnliches Werk geschaffen. Für den Künstler Jean-Luc Moulène entwarf er ein Atelier, das aus einer Reihe an Volumen besteht, die von einer schwarzen Gummimembran überzogen sind. 


Eine Reihe von Volumen

Die Landschaft um das kleine Dorf Saint-Langis-lès-Mortagne in der französischen Region Normandie ist beschaulich. Sanfte Hügel, kleine Baumgruppen, Weiher, grüne Wiesen und Ackerflächen bestimmen die Szenerie. Doch nahe des Dorfes in der Nachbarschaft eines alten Farmhauses stört ein unerwarteter Fremdkörper diese unaufgeregte Idylle. Eine Reihe von Volumen, in ständigem Versatz angeordnet und mit einer schwarzen Gummimembran bedeckt, ragen aus dem Boden. Bei der einerseits introvertierten und gleichsam spektakulären Erscheinung handelt es sich um das von Didier Fiúza Faustino entworfene Atelier für den Künstler Jean-Luc Moulène. Auf 365 Quadratmetern entstand hier abseits vom Trubel Paris‘ ein Außenposten für den französischen Konzeptkünstler. Die besondere Architektur trägt den Namen „The Good, the Bad and the Ugly“.

Foto: © David Boureau
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Das Atelier befindet sich inmitten der Natur der Normandie.
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Faustino legt sich nicht fest

Dabei beschränkt Faustino sich nicht auf die Architektur allein. Vielmehr wandelt er zwischen den formalen und konzeptionellen Grenzen von Architektur, Design und Kunst. Sein Portfolio umfasst  Installationen ebenso wie Filme, Skulpturen, redaktionelle Projekte oder temporäre Architektur. Man könnte den zwischen Paris und Lissabon angesiedelten Gestalter also guten Gewissens einen Tausendsassa nennen. Der Soziologe und Kunsthistoriker Per Pelin Tan beschreibt Faustino’s Werk mit folgenden Worten: „Didier Fiúza Faustinos works transcend borders of society, design, art, and architecture by focusing on and investigating themes related to dwellings for survival, provoking the extension of bodies and design, taking the experience of a form as a queering phenomenological experience, and tuning between architectural desire and the borders of design.“

Foto: © David Boureau
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Die Volumen sind mit einer schwarzen Gummimembran überzogen.

Designentwicklung anhand des Künstleralltags

Für Faustino steht am Anfang des Designprozesses dabei stets der Körper als Mittelpunkt aller Anliegen. Auch die massiven Volumen des Künstlerateliers bei Saint-Langis-lès-Mortagn suchen einerseits einen bewussten Dialog mit den Körpern, die den Raum bewohnen und positionieren sich andererseits selbst als Körper in der Natur der Normandie, die ihn umgeben. Zu Beginn studierte Faustino genau die Arbeitsabläufe seines Kunden – und gleichzeitig seines Freundes – Jean-Luc Moulène. So zeichnet dieser beispielsweise früh am Morgen, fängt dann ab ca 9.00 Uhr mit der Arbeit an Modellen an und folgt so über den Tag einer bestimmten Choreographie. „So my point was to create a space that allows him to adapt his trajectories according to his needs.“, erklärt Faustino seine Antwort auf diese zeitliche und räumliche Taktung.

Foto: © David Boureau
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Raum zum Nachdenken und Ausruhen

Der Architekt entwickelte eine präzise und minimale Sprache rund um Geste, Arbeit und Kreation, mit dem Anspruch, so den Bedürfnissen des Künstlers am besten gerecht zu werden. Seine verschiedenen Produktionsweisen, die Verwendung bestimmter Werkzeuge, der Maßstab von Hand und Maschine – all dies waren letztlich Aspekte, die Faustino in seine Gestaltung einfließen ließ. Neben den Arbeitsräumen entwarf er außerdem eine Reihe intimerer Räume, die zum Nachdenken und zum Ausruhen einladen. Von außen betrachtet besteht das Gebäude dabei aus einer Reihe identischer Volumen. Jedes dieser Volumen hat eine nach Norden gerichtete transluzente Dachschräge.

Foto: © David Boureau
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Minimalistische Sprache und große Wirkung

Im Inneren dominiert ein 265 Quadratmeter großer offener Raum auf dem Boden mit einer Firsthöhe von 8 Metern das Gebäude. In Ost-West-Richtung wird dieser von einer Achse durchschnitten, in der sich der Eingang und der Zugang zu einem Zwischengeschoss befinden. Das erhöhte Plateau bietet weitere 100 Quadratmeter Wohnraum. Die Materialität ist zurückgenommen. Faustino hat die Struktur auf das Wesentliche reduziert – in diesem Fall auf einen ultimativen Ort für kreative Praxis. Wände und Dächer bestehen aus vorgefertigten Holzsockeln, die auf einer Stahlbetonplatte befestigt und mit einer wasserdichten schwarzen Gummimembran bedeckt sind. Diese einheitliche mattschwarze Haut macht das Gebäude äußerlich zu einem Schatten. Als Kontrast zur dunklen Fassade stehen die hellen Innenräume. Durch die großformatigen Fenster und die hellen Holzverkleidungen scheint das Innere regelrecht zu strahlen.

Foto: © David Boureau
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Ein Ort der Kontraste

Ein wesentlicher Aspekt ist der Umgang mit Licht. Denn es ist nicht nur essentiell für jedes menschliche Wesen, sondern insbesondere für einen Künstler ein unverzichtbares Instrument. Faustino entwickelte ein Lichtkonzept, das mit natürlichen und künstlichen Quellen arbeitet. Dabei ist die Innenwirkung ebenso entscheidend wie die Außenwirkung. Nachts ist das Atelier mit seinen offenen, großen Fenstern weithin sichtbar. Mit „The Good, the Bad and the Ugly“ erschuf Didier Fiúza Faustino eine minimalistische Architektur, die trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – viel Eindruck schafft. Es ist ein besonderer Ort der Kontraste und Widersprüche, die gleichsam im Einklang stehen.

Umgeben von Wäldern und Wiesen haben die Architekten FörstbergLing in Schweden einem kreativen Paar ein Künstlerhaus gebaut.

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