25.02.2019

Portrait

Das Grauen spüren

Auf dem Dach des Tiefbahnhofs in Bologna schufen die Ingenieure der Eisenbahngesellschaft einen öffentlichen Platz. ®Simone Bossi


Das Grauen spüren

Lorenzo Catena, Onorato di Manno und Andrea Tanci sind Set Architects mit Sitz in Rom. Römer wollen sie aber nicht genannt werden. Sie fühlen sich als Europäer und als Teil eines Netzwerks junger europäischer Architekten. Onorato di Manno arbeitete in Rom bei Labics, Andrea Tanci in Indonesien bei Giovanni D’Ambrosio. In ihrer Freizeit tüfftelten sie an Wettbewerben – zum Beispiel einem Holocaust-Mahnmal für die Jüdische Gemeinde von Bologna.

Das architektonische Konzept ist einfach: das Mahnmal macht das Grauen des Holocausts körperlich spürbar. Dafür platzierten die Architekten zwei zehn Meter hohe und ebenso breite Stelen auf einem leergeräumten Platz über dem neuen Hochgeschwindigkeits-Bahnhof von Bologna. Die zwei Elemente bestehen aus miteinander verschweißten Cortenstahlplatten, die zwei monumentale, einander gegenüberstehende Regale bilden. Weil die Stelen leicht querstehen, schaffen sie einen Durchgang, der sich von einer Breite von 1,60 Meter bis 60 Zentimeter verengt. Das Betreten des Durchgangs löst ein Druckgefühl aus und erinnert an die Schlafkojen der Konzentrationslager, was die Rasterstruktur im Innern der Stelen noch verstärkt. Nach der Dämmerung akzentuieren Bodenscheinwerfer diese Rasterstruktur – die einzelnen Schlafkojen versinken im Dunkel der Nacht.

Mehr zu den Architekten und weitere Nachwuchsarchitekten aus Europa finden Sie in der Märzausgabe 2019. 

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