28.03.2018

Portrait

Die letzte Bauhaus-Neuentdeckung

Haus-Fieger-Fassade

Carl Fieger

Schon mit seinem ersten Bau schrieb Carl Fieger Architekturgeschichte: Zwar blieb das Rundhaus von 1924 unverwirklicht – aber es setzte neue Standards für den Wohnungsbau. Nun widmet das Bauhaus Dessau dem Architekten die Ausstellung „Carl Fieger. Vom Bauhaus zur Bauakademie“.

Carl Fieger, Haus Fieger, Dessau, Südansicht, 1927. Copyright: Stiftung Bauhaus Dessau (I 2371/6 F), Fotograf unbekannt
Carl Fieger, Schlafzimmer für das eigene Wohnhaus, 1927. Copyright: Stiftung Bauhaus Dessau (I 2417/1-2 M) / Foto: Kelly Kellerhoff
Carl Fieger, um 1935, Foto: Foto-Fischer Dessau, Vintage Print. Copyright: Stiftung Bauhaus Dessau (I 2325 F)

Carl Fieger

„Carl Fieger ist ein Architekt, der vor allem als Mitarbeiter von Peter Behrens und Walter Gropius bekannt ist. Sein eigenständiger Beitrag zur Architektur der Moderne wird bis heute sehr unterschätzt“, erklärt der Kurator Wolfgang Thöner.

Dabei war Fieger ein Architekt mit eigener Handschrift. Charakteristisch für sein Werk sind die radikalen Umsetzungen von Minimalwohnungen, die Farbgestaltung und Rundungen, die sich bereits im Grundriss abbilden, wie etwa im Kornhaus an der Elbe (1929 – 1930) und dem Haus Fieger in Dessau (1926/27). Außerdem war er maßgeblich an ikonischen Bauten der Moderne wie den Meisterhäusern in Dessau beteiligt und lehrte am Bauhaus Dessau von 1925 bis 1928 das Fachzeichnen – ein Pflichtkurs für die Studenten.

Zeitlebens experimentierte der Architekt mit Standards, Normen und vorgefertigten Bauteilen – immer auch im Zusammenspiel mit der Inneneinrichtung, die er passend zur Architektur entwarf. Das als Wohnmaschine titulierte runde Metallhaus von 1924 blieb zwar ungebaut, doch es hatte eine große Wirkung auf die Fachwelt und nachfolgende Architekten. Der Entwurf war ein wichtiger Beitrag auf der Suche nach neuen Standards im Wohnungsbau und ein Prototyp für das serielle Bauen. So baute Fieger als Mitarbeiter der Deutschen Bauakademie Berlin (Ost) 1953 den ersten Plattenbau der DDR: Eine Platte, die ihre Konstruktion hinter einer neoklassizistischen Fassade versteckt.

Carl Fieger, Haus Fieger, Dessau, Südansicht, 1927. Copyright: Stiftung Bauhaus Dessau (I 2371/6 F), Fotograf unbekannt
Carl Fieger, Schlafzimmer für das eigene Wohnhaus, 1927. Copyright: Stiftung Bauhaus Dessau (I 2417/1-2 M) / Foto: Kelly Kellerhoff
Carl Fieger, um 1935, Foto: Foto-Fischer Dessau, Vintage Print. Copyright: Stiftung Bauhaus Dessau (I 2325 F)

Vom Bauhaus zur Bauakademie

Entlang der großen Debatten der Architektur führt die Ausstellung durch Carl Fiegers 40-jährige Schaffenszeit: Vom frühen Bauhaus und dem „Werkbundstreit“ um das Verhältnis von Standard und individuellem Schaffen, über Le Corbusiers Idee der Wohnmaschine bis zur Formalismusdebatte in der DDR der 1950er Jahre.

Mit Entwürfen, Zeichnungen und Möbeln im Original, sowie eigens angefertigten Architekturmodellen seiner zentralen Entwürfe gibt die Ausstellung einen Einblick in das Gesamtwerk – darunter auch ein Modell des Rundhauses im Originalmaßstab. Wolfgang Thöner erklärt: „Vielleicht ist Carl Fieger die letzte Neuentdeckung unter den Bauhäuslern. Es wird Zeit, dass er aus der zweiten Reihe hervorgeholt wird.“

Die Ausstellung findet vom 22. März bis 31. Oktober 2018 im Bauhaus Dessau statt. Mehr Infos und das Begleitprogramm finden Sie unter www.bauhaus-dessau.de

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