03.05.2018

Portrait

Briefe an die Redaktion: Ein Lob von Franz Xaver Kroetz

Dreimal Kroetz: Im Buch

Manchmal kommt es vor, dass ein Heftbeitrag die Leser dazu bewegt, sich der Redaktion mitzuteilen. Solche Leserbriefe können Kritik, den Wunsch nach Korrekturen oder sogar Lob beinhalten. Sie drücken auch eine Verpflichtung aus, die wir Autoren gegenüber unserer Leserschaft haben: nach bestem Wissen und Gewissen und fachlich fundiert lesenswerte Texte zu schreiben, die zum Architekturdiskurs im besten Sinne etwas beizutragen haben. Nun ist ein ganz seltener Fall eingetreten: Nicht nur, dass wir eine wirklich schöne Postkarte erhalten haben. Sie stammt zudem von einem Leser, der auch Thema eines Beitrags ist. Der Text auf dieser Postkarte ist, man glaubt es kaum, mit einer mechanischen Schreibmaschine verfasst.

Handschriftlich unterzeichnet ist die Postkarte mit „Franz Xaver Kroetz.“ Der bayerische Theaterautor und Schauspieler hat uns geschrieben, wie er unseren Beitrag über ihn findet, über sein Werk und ein damit möglicherweise verbundenes, kulturell begründetes Verständnis bayerischer Architektur. Zur Begeisterung aller Redaktionsmitglieder schreibt Kroetz: „Der Beitrag hat mir sehr ‚getaugt‘, da steckt viel Arbeit drin, wenn man sowas so locker hinkriegen will – wie es ja auch sein soll.“ Die Karte von den strahlenden Kollegen in die Hand gedrückt zu bekommen und die Zeilen des Meisters zu lesen, war wirklich fast so, als würde man von Elvis umarmt, oder von Mies, und auf jeden Fall tief beeindruckend.

Die Geschichte hinter der Geschichte, die nach kurzem Emailaustausch bereits beendet schien, ist folgende: Gegen Jahresende 2017 habe ich seine Bücher über Ebay antiquarisch beschafft, darunter mehrere Suhrkamp-Erstausgaben seiner Theaterstücke. Die wurden allesamt gelesen und dienten der Vorarbeit für einen Beitrag*, der in der April-Ausgabe des Baumeister mit dem Schwerpunkt „Architektur in Bayern“ erschienen ist. Tatsächlich gibt es hier ein Erratum zu vermelden: Entgegen der landläufigen Meinung hat Kroetz seine Jugend NICHT in Niederbayern verbracht. Dafür fand er die passenden Worte: „Verdammt ich bin in München aufgewachsen. Aber das Niederbayern ist ja auch ganz schön.“ Dies erweitert er durch ein handschriftliches „genau!“ Die Reaktion unseres geschätzten Lesers stellt regelrecht ein kleines Kunstwerk dar und wird somit Teil einer schönen Geschichte, die der Autor dieser Zeilen noch seinen Enkelkindern mit Stolz erzählen wird.

*„Literarische Spurensuche. Franz Xaver Kroetz.“ (S. 10–11.)

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