14.01.2021

Hotel

Berlin, Hotel Das Stue

Das Hotel Stue Berlin im Botschaftsviertel der deutschen Hauptstadt setzt konsequent auf Gegensätze. Die Fauna als architektonische Chiffre ist dabei unverkennbar.

Das Hotel Das Stue in Berlin neben dem Hauptstadtzoo verbindet Zeiten und Welten. Eine Wohltat für das immer noch etwas leblose Botschaftsviertel. Der Auftakt ist wenig beeindruckend. Wer sich per Taxi dem Hotel Stue Berlin im Botschaftsviertel nähert, sieht erst mal eine schmucklose Brandwand. Denn man fährt seitlich auf das Fünf-Sterne-Haus zu. Die Straße, die frontal auf den neuen Inladen der Hauptstadt zuführt, ist nämlich eine Einbahnstraße. Leider. Denn die Front des Anfang des Jahres eröffneten Baus macht einiges her – und will das auch. Der von vier Doppelpfeilern beherrschte Vorbau verbreitet viel von der harten Granithaftigkeit aus der Zeit, in der das Gebäude fertiggestellt wurde – im Jahr 1940. Daran ändert auch das bläuliche Glas-Entrée nichts, das jetzt in den Vorbau integriert wurde.


Gegenstatements

Insgesamt jedoch wirkt der Bau, der ursprünglich dem KaDeWe-Architekten Johann Emil Schaudt zugesprochen wird, nicht wie der klassische Nazi-Trutzpalast. Zumindest eine kleine Prise Leichtigkeit spendet schon die halbrunde Form dem Hotel Stue Berlin. Und auch die Fenster im ersten Obergeschoss mit ihrer nahezu expressionistischen Ornamentik konterkarieren ein wenig den Eindruck Germania-hafter Schwere.

Aber natürlich stellt Schaudts Gebäude aus heutiger Sicht eine architektonische Herausforderung dar. Entsprechend sind sowohl die Anbauten des Potsdamer Büros Axthelm Architects als auch Patricia Urquiolas Konzept für die Innenräume letztlich als Gegenstatement zum Ursprungsbau zu sehen. Annette Axthelm setzt bei ihrer Erweiterung auf eine Vorhangfassade aus Fotobeton. Diese soll mit floral-royalem Muster das Material Beton mit einem Geist von Blumen und Gärten imprägnieren. Urquiola ihrerseits liefert ein eklektisches Innenraumkonzept, das Elemente dänischen Designs mit spanischer Farbenfreude vereint. Das wiederum dürfte den Besitzern, eine Gruppe spanischer Familien, gefallen haben.

Ein Zoo im Hotel Stue Berlin

Die Lobby wird geprägt von zwei massiv wirkenden Freitreppen, die ins erste Obergeschoss, die „Beletage“, führen. Dickliche, nicht besonders hohe Balustraden säumen diese. Das wirkt nicht aggressiv – anders als der bronzene Krokodilskopf, der den Besucher gleich zu Beginn im Hotel Stue Berlin anfaucht. Der französische Künstler Quentin Garel setzte diesen markanten Auftakt im Foyer eines Hotels, das durch das ständige Aufeinanderprallen von Alt und Neu ansonsten eher Quirligkeit versprüht als gediegene Ruhe. Das Krokodil verweist nicht von ungefähr aufs Tierreich. Das Stue spielt konsequent mit seiner unmittelbaren Nachbarschaft zum Zoo. Aus der Bar lassen sich Antilopen beobachten. So wird die Fauna zur architektonischen Chiffre.

Adresse

Das Stue Hotel
Drakestraße 1
10787 Berlin Tiergarten
Deutschland
das-stue.com

Willkommen im Hotel Das Stue

Architekten/Designer

Architekt Johann Emil Schaudt
Der deutsche Architekt Johann Emil Schaudt (1871-1957) entwarf vorwiegend Geschäftshäuser und Verwaltungsgebäude und Geschäftshäuser wie das 1907 eröffnete KaDeWe in Berlin. Stilistisch orientierte er sich anfangs am Historismus und der prämodernen Architektur bis er seine Formensprache schließlich auf einen sachlichen Neoklassizismus reduzierte.

Designerin Patricia Urquiola
Patricia Urquiola, geboren 1961 in Oviedo in Spanien, studierte Design und Architektur an der Universidad Politécnica de Madrid bis 1979. Anschließend studierte und promovierte sie am Polytechnikum in Mailand 1989 unter der Mentorschaft von Achille Castiglioni. Als Assistentin von Achille Castiglioni und Eugenio Bettinelli war Urquiola in Mailand und Paris tätig. Bis 1996 leitete sie die Produktentwicklung von De Padova, bevor sie die Designergruppe Lissoni Associati leitete. 2001 gründete Urquiola ihr Atelier „Studio Urquiola“. 2015 war sie Botschafterin der Mailänder Expo und wurde von dem Traditionsunternehmen Cassina Urquiola zum Art Director ernannt. Urquiola ist mehrfach ausgezeichnet als Designerin des Jahres und Preise erhielt für verschiedene Produktdesigns.


Konzept Wohnzimmer im Hotel Das Stue

Künstler Quentin Garel
Quentin Garel, 1975 in Paris geboren, machte 1998 seinen Abschluss an der Ecole Nationale Superieure des Beaux-Arts in Paris. Mit seinem bildhauerischen Werk schafft der Künstler ein Bestiarium: Seine Skulpturen aus Bronze, Eisen, Holz oder Porzellan stellen Tiere von sehr realistisch bis auf einen Zustand des Skeletts reduziert dar. Dabei konzentriert er sich auf das Thema der Trophäe und darauf, den Charakter des Sieges-Zeichen der Menschen über die Tierwelt anzuprangern. Somit schafft die Fauna im Hotel einen Bezug und einen Kontrast zum angrenzenden Zoo.

Architektin Annette Axthelm
Von 2008 bis 2011 revitalisierte Architektin Annette Axthelm mit ihrem Potsdamer Büro Axthelm Architekten (jetzt Axthelm Rolvien) die „Ehemalige Dänischen Gesandschaft“. Sie erweitere das 5-Sterne-Hotel Das Stue mit einem Neubau.

 

Das Design-Konzept hinter der Umgestaltung im Hotel Das Stue Berlin ist online so beschrieben: „Der Geist des Entwurfs war die Schaffung einer Insel des Komforts und der Ruhe im Herzen der Stadt und mit einem direkten Kontakt zur Natur. Das Konzept interpretiert die Identität und Geschichte des Gebäudes auf respektvolle und dennoch zeitgemäße Weise neu. Ein zentrales Ziel der Umgestaltung war die Wiederherstellung der öffentlichen Bereiche (Lobby, Restaurants, Lounge und Bar, Spa, Bibliotheken und die Bel Etage). Diesen gemeinschaftlich genutzten Bereichen wurde über die Etagen das Gefühl eines gemeinschaftlichen Wohnzimmers verliehen, ein Ort, an dem sich die Gäste treffen, entspannen und interagieren oder ausruhen können. Der originale Marmor kontrastiert mit den Materialien (Holz, Travertinstein, Harze, Beton, opake Fliesen und Kupfer) und unterstreicht die intime Atmosphäre eines harmonischen Ensembles.“

 

Lesen Sie auch über das Münchner Grand Hotel Bayerischer Hof und die von Axel Vervoordt gestalteten Räume.

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