02.12.2016

Produkt

Baumschlager über das Kulturzentrum München

Kulturzentrum in München Trudering von Ingrid Amann Architekten

Kulturzentrum München Trudering,
Carlo Baumschlager,
2005 n. Chr.

In ihrem Buch „Reminiscence“ porträtieren Benedict Esche und Benedikt Hartl die besondere Beziehung zwischen Bauwerk und Architekt. Dort kommen wegweisende Architekten zu Wort, die über ihre architektonische Prägung und deren Einfluss auf die eigene Arbeit schreiben. Hier sinniert Carlo Baumschlager über ein Meisterwerk ohne Prahlerei:

Kulturzentrum in München Trudering von Ingrid Amann Architekten

 

„Es gibt so viele Orte, die zerbaut sind. Orte deren Austauschbarkeit bedrückend wirkt. Erinnerbarkeit, Identität und damit Valenz im Sinne der Wahrnehmung scheinen vergessen. Und dann gibt es, ganz selten, doch Überraschungen. Dann wird großartige Architektur inmitten einer Unmenge von Gestaltlosem sichtbar, am Straßenrand und plötzlich faszinierend. Und, nicht der angestrengte Druck der großen Geste, sondern das lässige Selbstverständliche erstaunt.

Das Kulturzentrum in München Trudering von Ingrid Amann Architekten ist, was es sein soll: ein Bauwerk für Kultur. Es ist modern, in bestem Sinne. Es ist ein Haus, dass sich seine eigenen Regeln in der Regellosigkeit, seinen eigenen Raum in der Raumlosigkeit schafft. Es agiert exakt und reagiert eindringlich auf die Umgebung, es ordnet Beziehungen und stellt neue her, mal subtil und wo wichtig, mit Wucht. Alles ist an der richtigen Stelle und dennoch ist vieles im Fluss.

Die großen Räume des Hauses fügen sich zusammen, Statisches und Bewegtes machen das Benutzen zur Freude. Hier ist nahezu alles vorstellbar. Das Gebäude macht eindeutige Angebote, lässt aber auch genügend Freiraum für Anderes, so sollte ein Haus für die Kultur sein, so sollte jedes Haus sein. Die Faszination liegt in der spür- und sichtbaren Durchdringung von Stadt und Architektur, von Raum und Funktion, von Material und Atmosphäre. Dies in einer nahezu alternativlosen Richtigkeit. Es geht hier immer um Angemessenheit und Kontext. Das Haus ist ein Meisterwerk ohne Prahlerei, es ist Architektur.“

Weitere Informationen zum Buch finden Sie hier

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