09.01.2025

Hotel

Bad Gastein: Rückkehr der Grandezza

Mit visionären Projekten wie dem Grand Hotel Straubinger und dem Hotel Badeschloss wird der einstige Glanz des Kurortes Bad Gastein neu entfacht. © BWM Designers & Architects, Arne Nagel - AMOA

Der einstige Glanz des mondänen Kurorts Bad Gastein kehrt zurück. Nach Jahrzehnten des Verfalls erlebt der Ort dank visionärer Hotelprojekte wie dem Grand Hotel Straubinger und dem Hotel Badeschloss eine beeindruckende Renaissance. Historische Gebäude und neues Design in der Handschrift von BWM Designers & Architects verleihen dem Kurort neue Impulse – und locken Touristen sowie Kreative gleichermaßen an. In den kommenden Jahren entscheidet sich nun, ob Bad Gastein an die einstigen Zeiten der Belle Époque anschließen kann – oder eben auch nicht.


Prestigeprojekt mit millionenschwerer Investition

Bad Gastein, einst als „Manhattan der Alpen“ bekannt, erlebt derzeit eine Renaissance, die den einstigen Glanz des mondänen Kurortes wiederbelebt. Im Zentrum dieser Entwicklung steht das ambitionierte Projekt des Hotel Ensembles am Straubingerplatz, bestehend aus dem Grand Hotel Straubinger, dem Badeschloss und der Alten Post. BWM Designers & Architects haben in enger Zusammenarbeit mit dem lokalen Denkmalschutz die zwei Hotels Grand Hotel Straubinger (Eröffnung September 3023) und Hotel Badeschloss (Eröffnung Dezember 2023) behutsam renoviert und mit unter um einem 35 Meter hohen Hotelturm erweitert. Auftraggeber des Projektes war das Münchner Unternehmen Hirmer Immobilien. Dieses investierte 100 Millionen Euro in das Sanierungsprojekt am Straubinger Platz.

 


Bad Gastein: Pandemie und schwindendem Tourismus zum Trotz

Das Ergebnis ist ein anspruchsvolles Hotelkonzept, das weit über die bloße Gebäudesanierung hinausgeht und dem Ort einen dringend benötigten Impuls verleiht. Parallel dazu öffnete das The Cōmodo, ein weiteres Luxushotel, im Januar 2023 seine Pforten. Diese Entwicklungen markieren einen Wendepunkt für Bad Gastein, das in den vergangenen Jahrzehnten mit wirtschaftlichen und touristischen Herausforderungen – und natürlich den Folgen der Corona-Pandemie – zu kämpfen hatte. Der massive Tourismusrückgang seit Mitte der 1980er-Jahre hatte zu zahlreichen leerstehenden Hotelgebäuden geführt, die zusehends verfielen. Die aktuellen Investitionen und Renovierungen zielen darauf ab, Bad Gastein wieder als erstklassige Destination zu etablieren und den Ortskern neu zu beleben.

100 Millionen Euro und bahnbrechende Visionen machen aus dem historischen Straubingerplatz ein lebendiges Zentrum, das Gäste aus aller Welt begeistert. © BWM Designers & Architects; Fotos: Lukas Schaller
Von der Belle Époque bis zur modernen Kunstszene – Bad Gastein zieht Kreative und Touristen gleichermaßen an und definiert sich neu als Treffpunkt für Inspiration und Erholung. © BWM Designers & Architects; Fotos: Lukas Schaller

Bad Gastein: Wo Otto von Bismarck einst residierte und regierte

Die historische Bedeutung Bad Gasteins reicht weit zurück und ist eng mit hochkarätigen Besuchern verknüpft. Der Kurort erlangte internationale Bekanntheit durch seine heilenden Thermalquellen und die beeindruckende Alpenlandschaft. Ein besonders bedeutsames Ereignis in der Geschichte des Ortes war die Unterzeichnung der Gasteiner Konvention am 14. August 1865. In dieser Übereinkunft zwischen Preußen und Österreich, die im Hotel Straubinger verhandelt wurde, regelten die deutschen Großmächte ihre gemeinsame Herrschaft über die sogenannten „Elbherzogtümer“ Schleswig, Holstein und Lauenburg. Ministerpräsident Otto von Bismarck, der als preußischer Verhandlungsführer agierte, war einer der prominentesten Gäste Bad Gasteins. Die Konvention hatte weitreichende Auswirkungen auf die europäische Politik und trug zur Verschärfung der Spannungen zwischen den beiden Mächten bei, die schließlich zum Deutschen Krieg von 1866 führten. Diese historischen Ereignisse unterstreichen die einstige Bedeutung Bad Gasteins als Treffpunkt der europäischen Elite und als Schauplatz wichtiger politischer Entscheidungen.

Mit seiner beeindruckenden Präsenz sorgt das Grand Hotel Straubinger für einen fühlbaren Wandel, der Bad Gastein nachhaltig belebt. © BWM Designers & Architects; Fotos: Ana Barros

Bad Gastein: Opfer eines Investors?

Den Ort Bad Gastein müsse man erklären, sagt Markus Kaplan im Interview mit BAUMEISTER. „Es gibt Leute, die kommen nach Bad Gastein, die verstehen den Ort sofort und verlieben sich zeitgleich. Und dann gibt es die anderen: die Leute, die hier ankommen und denken: Was soll das denn?“, so der BWM-Partner Markus Kaplan weiter. Als Ort spaltet Bad Gastein die Gemüter. Die einen verlieben sich sofort, die anderen sehen den Leerstand um das zentral im Ort gelegenen Haus Austria und das traurig-vor-sich-hin-modernde Kongresshaus, suchen vergeblich nach entsprechenden Einkaufsmeilen, die vielleicht noch die mondäne Vergangenheit erinnern. Das sei in Bad Gastein immer eine Gradwanderung gewesen, doch der Kippeffekt hätte eingesetzt, so Markus Kaplan. Allein durch die neue Präsenz des Grand Hotel Straubinger sei ein ganz anderer Impact vor Ort zu spüren. Dass der einstige Nobelort aber überhaupt in diese Lage kam, mehr und mehr verfiel, lag insbesondere an den kommunikativen Herausforderungen mit einer einzelnen Person, dem Investor Philippe Duval, der jahrzehntelang die Entwicklung des Ortes behinderte.


Weitere Sorgenkinder in Bad Gastein

Die Rolle von Philippe Duval in der Revitalisierung Bad Gasteins ist äußerst umstritten und hat die Entwicklung des Ortes über Jahre hinweg maßgeblich beeinflusst. Sein Vater Franz Duval erwarb 1999 fünf zentrale Gebäude in Bad Gastein für etwa fünf Millionen Euro, darunter das Grandhotel Straubinger, das Badeschloss und die Alte Post. Entgegen den ursprünglichen Erwartungen ließ die Familie Duval diese historischen Gebäude jedoch jahrelang leer stehen und verfallen, was zu einer intensiven Beeinträchtigung des Ortsbildes und der touristischen Attraktivität führte. Nach dem Tod von Franz Duval übernahm sein Sohn Philippe die Immobilien. Trotz wiederholter Ankündigungen blieben konkrete Sanierungsmaßnahmen aus. Diese Situation führte zu wachsendem Unmut in der Bevölkerung und bei den lokalen Behörden. Erst als das Land Salzburg 2017 eingriff und auf Initiative des Salzburger Land Landeshauptmanns Dr. Wilfried Haslauer drei der zentralen Gebäude für sechs Millionen Euro zurückkaufte, kam Bewegung in die Sache. Philippe Duval behielt jedoch weiterhin das Eigentum an zwei bedeutenden Immobilien im Ortszentrum: dem Haus Austria und dem Kongresshaus aus den 1970er-Jahren. Zu seinen Plänen für diese Gebäude, einschließlich einer Seilbahn vom Kongresshaus zur Mittelstation der Stubnerkogelbahn, gibt es jedoch laut dem Wiener STANDARD keine Kommunikation mit der Gemeinde.


Ensemble am Straubinger Platz: Wermutstropfen Alte Post

Allen kommunikativen Herausforderungen mit Philippe Duval zum Trotz, konzentriert sich der aktuelle Ansatz zur Revitalisierung Bad Gasteins auf die Entwicklung neuer, hochklassiger Hotelprojekte, die den einstigen Charme des Kurortes wiederbeleben sollen. Das Herzstück dieser Bemühungen ist das Hotel Ensemble am Straubingerplatz, ein Projekt, das BWM Designers & Architects als Generalplaner betreut hat. Das ambitionierte Vorhaben umfasst nicht nur die Sanierung und das Interior Design der bestehenden historischen Gebäude, sondern auch einen Neubau, der das Ensemble ergänzt. Mit einer Gesamtfläche von rund 18.000 Quadratmeter zielt das Projekt darauf ab, Hotels auf Vier-Sterne-Superior- und Fünf-Sterne-Niveau zu schaffen. Besonders bemerkenswert ist der ganzheitliche Ansatz des Konzepts, das über die reinen Gebäude hinausgeht und den gesamten Straubingerplatz als lebendigen Ortskern neu definiert. Ziel war es, einen Raum zu schaffen, der sowohl für Gäste als auch für die lokale Bevölkerung attraktiv ist und so die soziale und wirtschaftliche Dynamik des Ortes wiederbelebt. Aktueller Wermutstropfen: Während das Grand Hotel Straubinger und das Hotel Badeschloss wie geplant kernsaniert werden konnten, wartet das Gebäude der Alten Post noch auf ihre Sanierung. Aufgrund finanzieller Engpässe war es Hirmer Immobilien nicht mehr möglich das Gebäude wie geplant zum Konferenzzentrum umzubauen. Inzwischen hat das Münchner Unternehmen Hirmer Hospitality die mit der Hotelverwaltung beauftragte Marke Travel Charme an die DSR Hotel Holding verkauft. Die Pläne die Alte Post noch kernzusanieren bestehen jedoch laut Aussage von Travel Charme und BWM Designers & Architects an BAUMEISTER weiterhin.

© BWM Designers & Architects
© BWM Designers & Architects
© BWM Designers & Architects
© BWM Designers & Architects

Grand Hotel Straubinger Bad Gastein

Das Grand Hotel Straubinger Bad Gastein, ein Juwel der Belle Époque, erstrahlt nach umfassender Renovierung in neuem Glanz. BWM Designers & Architects haben bei der Neugestaltung besonderes Augenmerk auf die Bewahrung der historischen Substanz gelegt, während sie gleichzeitig moderne Elemente integrierten. Die exponierte Lage direkt am Wasserfall und am Straubingerplatz verleiht dem Hotel eine einzigartige Atmosphäre. Im Innenbereich wurde ein kunstvolles Flair geschaffen, mit individuell gestalteten Zimmern und Suiten, die die Grandezza vergangener Zeiten mit zeitgemäßem Komfort verbinden. Highlights sind der großzügige Essbereich – ganz im Zeichen der Belle Époque sowie das Straubinger Spa mit Infinity Pool und Saunalandschaft, dass die Gäste unter glockenförmigen weißen Sonnenschirmen gedanklich ins 18. Jahrhundert versetzt. Die hochklassige Kulinarik im Zeichen klassischer französischer und alpiner Küche unterstreicht den Anspruch, an die große Tradition des Hauses anzuknüpfen. Ziel ist es hier gar die nächsten Sterneköche auszubilden.


Hotel Badeschloss in Bad Gastein

Das Hotel Badeschloss Bad Gastein, der moderne Teil des revitalisierten Ensembles am Straubingerplatz samt 35 Meter hohem Neubau, vereint historisches Erbe mit heutigem Luxus. Die Architekten von BWM ließen bei der Sanierung dieses denkmalgeschützten Gebäudes besondere Sorgfalt walten, um die charakteristischen Elemente zu erhalten und gleichzeitig zeitgemäße Annehmlichkeiten zu integrieren. Sie restaurierten die Fassade behutsam und bewahrten dabei die ursprüngliche Eleganz des Baus. Im Inneren des Badeschlosses findet sich eine gelungene Symbiose aus historischen Details und modernem Design. Die Zimmer und Suiten zeichnen sich durch eine individuelle Gestaltung aus, die den Bewohner das Gefühl geben unter Wasser zu residieren. Beim Wellnessbereich auf dem Dach des Neubaus ermöglichen die Architekten eine spektakuläre Aussicht auf die umliegende Berglandschaft.


Berlin zu Besuch in Bad Gastein

Während baulich Bad Gastein viele Jahrzehnte lang der Stillstand prägte, waren es Kunst und künstlerische Interventionen, die den Ort regelrecht über Wasser hielten. Im Zuge unterschiedlicher Pop-Up-Galerien, Ateliers und temporären Ausstellungen entdecken zahlreiche Künstler und Kreative den Ort für sich. Die Kunstmesse „Rauschen & Lauschen“ etablierte sich als jährliches Highlight und zieht inzwischen Kunstliebhaber aus ganz Europa an. Parallel dazu haben innovative Gastronomieprojekte und Boutiquen die Straßen Bad Gasteins neu belebt. Junge Unternehmer, oft aus urbanen Zentren wie Berlin oder Wien, bringen bis heute immer wieder frische Ideen und ein kosmopolitisches Flair in den Ort. Diese Mischung aus Tradition und Moderne, alpiner Idylle und urbaner Kreativität verleiht Bad Gastein eine Atmosphäre, die an das Berlin der 90er Jahre erinnert. Die lokale Bevölkerung und die Gemeinde unterstützen diese Entwicklung aktiv, was zu einer fruchtbaren Symbiose zwischen Einheimischen und Neuankömmlingen führt. Nun werden die kommenden Jahre bzw. Saisons zeigen, ob dieser Mix aus Architektur, Kunst und Gesundheitshype Bad Gastein zum neuen Glanz zurückführt, der trotz intensiver Durststrecke an die mondänen Zeiten der Vergangenheit anschließen können.

Weiterlesen: Die norwegische Oper und Ballett in Oslo, entworfen vom renommierten Architekturbüro Snøhetta, ist weit mehr als ein Gebäude – sie ist ein lebendiges Symbol für Kultur, Architektur und Urbanität. 

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