02.05.2016

Öffentlich

Die Handschrift des Meisters

40 Kilometer von Barcelona sitzt Sizas Auditorio Teatro als keramisches Massiv in der Landschaft. Das Theater ist Teil eines Bebauungsplans und wurde als Eingangsportal des Areals als erstes von drei Gebäuden realisiert – schon vor Fertigstellung der weiteren Bauten fungiert der Ziegelbau als Magnet für die Bewohner im Umkreis.

Keramisches Massiv aus zwei Volumen: Auditorium und Verwaltung
Das Gebäude besteht aus zwei wesentlichen Volumen: dem Auditorium und der Verwaltung
...So entsteht eine Serie von Gebäudeflügeln
Langgezogene Panoramafenster durchbrechen das Massiv
Die Volumen schaffen Blickbeziehungen und sorgen für eine natürliche Belichtung
Feine Details: der Sockel schreibt sich im Innenraum fort
Zuschauerraum für 300 Besucher
Hinter den Kulissen: die Bühnentechnik

Dass ein Pritzker-Preisträger in einer Kommune plant oder baut, stellt für die Bewohner nicht automatisch eine gute Nachricht dar. Vor allem nicht in Spanien. Zunächst einmal bringt ein prestigeträchtiger Neubau viel Administrationsaufwand mit sich. Ein weiteres Problem vieler Projekte: von vornherein veraltete Ausstattungen. Die Befürchtung der Bürger: Gerade die Großmeister nehmen es mit planerischen Details nicht so genau. Dementsprechend skeptisch nahm das Dorf Llinars del Vallès, 40 Kilometer von Barcelona entfernt, die Ankündigung auf, der Portugiese Álvaro Siza zeichne für den Bebauungsplan „Can Marquès“ verantwortlich.

Der Name dieses Plans, den Siza in Zusammenarbeit mit Studio Aresta entwickelte, stammt von einem Landhaus an der nordöstlichen Grenze des Stadtgebiets. Es handelt sich um unbebautes Terrain, das, von Wäldern umgeben, vor dem Montseny-Gebirgszug liegt.

Den ersten Bau hat Siza inzwischen fertig: das Teatre Auditori. Zwei weitere Projekte sind in Planung – eine soziale Wohnungsbaueinheit und die Rehabilitierung des Landhauses, das in eine Musikschule für die Gemeinde verwandelt werden soll. Der Theaterbau fungiert als Eingangsportal zu dem neuen Gebiet. Seine Fassade reicht zur Hauptstraße und fügt sich harmonisch in die Umgebung mit den angrenzenden Waldflächen ein. Die werden künftig Teil eines städtischen Parks sein.

Bereits ein Jahr nach Inbetriebnahme ist das Gebäude integraler Bestandteil des täglichen Lebens vor Ort. Der Spielplan ist voll, die Zahlen an der Theaterkasse gut. Die Einwohner Llinars bekommen Produktionen auf anspruchsvollem Niveau zu sehen. Das Theater ist heute ein Anziehungspunkt auch für umliegende Gemeinden.

Man lehnt sich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man sagt: Auch die Architektur trägt zum Erfolg bei. Der Schlüssel liegt in der Vielseitigkeit des Baus. Von Beginn an wurden Leerzeiten vermieden. Theaterstücke wechseln mit anderen Nutzungen durch die Gemeinde.

Zusätzlich zu Foyer und Auditorium (mit einer Kapazität von 300 Personen) stehen für die Kulturaktivitäten der Gemeinde zwei Versammlungssäle zur Verfügung. Bei der Vermietung zeigen sich die Eigner flexibel. So steigt die soziale und wirtschaftliche Leistung des Gebäudes.

Die verschiedenen Nutzungen verleihen dem Gebäude zugleich auch seine Form. Die Elemente des Entwurfs ordnen sich um ein Kernstück: das szenische Gehäuse. Ein Prinzip, das sich auf das gesamte Raumprogramm in Form einer terrassenartigen Staffelung von Volumina und Einschnitten überträgt. So entsteht ein geometrisches Spiel aus Licht und Schatten.

Mehr dazu finden Sie im aktuellen Baumeister 5/2016

Fotos: João Morgado

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