02.10.2019

Portrait

Architektonisches Pingpong

Eine Frau und ein Mann sitzen auf einer Leitplanke.

Anne Kaestle und Dan Schürch von Duplex Architekten

Duplex Architekten aus Zürich haben sich innerhalb von nur wenigen Jahren im Wohnungsbau etabliert. Das Erfolgsrezept des Büros besteht aus seinen ungewöhnlichen Lösungsansätzen. Wir sprachen mit den beiden Partnern Anne Kaestle und Dan Schürch über ihre Bürophilosophie, architektonisches Pingpong und darüber, wie es heutzutage möglich ist, eine Alternative zum Einfamilienhaus zu etablieren.

Anne Kaestle und Dan Schürch von Duplex Architekten, Foto: Dan Cermak

Architektonisches Pingpong

Steigt man die alte hölzerne Treppe ins zweite Obergeschoss des alten evangelischen Vereinshauses, gelangt man in einen alten Kirchenraum, der einer großen Dorfkirche sowohl in der Dimensionierung wie auch in den Details ähnelt. Dass wir nicht in einer Dorfkirche sind, wird anhand eines anderen Details – der kleinen Bartheke im Eingangsbereich – aber sofort deutlich. Stattdessen befinden wir uns in der Forchstraße in Zürich und nur zwei Haltestellen vom Opernhaus entfernt. Hier ist das Büro von Duplex Architekten.

Duplex Architekten – das sind Anne Kaestle und Dan Schürch, die gleich in der Tür erscheinen, um uns zwei Stockwerke tiefer und zwölf Jahre zurück zu führen. In ihrem Besprechungszimmer im Erdgeschoss erzählen sie von ihren Anfängen, als sie ihre Stellen als Projektleiter an den Nagel hängten, um fortan zu zweit an Wettbewerben zu arbeiten. Mittlerweile hat das Büro dreißig Angestellte und zusätzlich zehn Angestellte in Deutschland.

Kennengelernt haben sich die beiden während ihrer Zeit bei Meili Peter Architekten. Sechs Jahre arbeiteten sie dort, eine Zeit, die sie als zweites Studium bezeichnen. Das erste Studium hatte Anne Kaestle an der TU Karlsruhe abgeschlossen, Dan Schürch studierte nach einer abgeschlossenen Hochbauzeichnerlehre am Technikum Winterthur. Der große Wurf gelang ihnen dann im Jahr 2009. Für die Genossenschaftssiedlung „Mehr als Wohnen“ im Hunzikerareal am Zürcher Stadtrand waren sie zusammen mit Futurafrosch für den Städtebau verantwortlich und durften zwei der dreizehn Mehrfamilienhäuser planen.

Das Projekt steht exemplarisch für ihre Arbeitsweise, in der die „Gleichzeitigkeit von Architektur und Städtebau” zentral ist. Anne Kaestle vergleicht das gerne mit einem Pingpong-Spiel. Die Mantellinien der Gebäudevolumen im Hunzikerareal wurden so definiert, dass der öffentliche Raum präzise gefasst war – er wurde als „Negativ-Raum” genauso entworfen wie das Gebaute.

Die Architektin bezieht sich dabei auf ein Zitat von Georg Franck, das besagt, dass die Fassade nicht nur die Außenwand des Innenraums, sondern auch die Innenwand des Außenraums sei. Dabei gehe es nicht nur darum, diesen Raum architektonisch auszuformulieren, sondern auch zu kuratieren, ergänzt Dan Schürch: „An welcher Stelle kann man welche Zwischenräume über welche Erdgeschossnutzung aktivieren?” Im Hunzikerareal sind die öffentlichen Nutzungen an die jeweiligen Plätze angegliedert, die Wohnungseingänge liegen an den intimeren Gassen. Von dort gelangt man zu den halb-öffentlichen Treppenhäusern. Dass diese besonders großzügig ausgefallen sind, sei ein beabsichtigtes „Abfallprodukt“ des städtebaulichen Regelwerks, erklärt Anne Kaestle: Da sie bis zu 25 Meter tiefe Gebäudevolumen definierten, die für Wohnungen eigentlich zu tief sind, mussten sich die Architekten etwas einfallen lassen. Das Ganze habe als Vielfaltsgenerator funktioniert: Indem man den Prozess entwerfe, beeinflusse man das Ergebnis.

Den kompletten Artikel über die Duplex-Architekten finden Sie in unserer aktuellen Baumeister-Ausgabe 10/2019.

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