16.07.2014

Portrait

Archipedia: Briefe an bekannte Architekten

Mit der Rubrik „Archipedia“ baut Baumeister in Zusammenarbeit mit der Hochschule Bochum in den nächsten Wochen ein Online-Recherchetool zum Thema Architektur auf. Studierende des Studienganges „Architektur Media Management“ schreiben kurze fiktive Briefe an die bekanntesten Architekten der vergangenen 100 Jahre. So entsteht Stück für Stück ein Archiv mit subjektiv gefärbten, aber auch faktenreichen Lebensläufen. Wir sprachen vorab mit Jan Krause, Professor an der Hochschule Bochum und Mitinitiator des Projektes.

Baumeister: Was war Deine Motivation, das Projekt „Archipedia“ mit dem Baumeister zu starten?
Jan Krause: Die Idee von Baumeister-Chefredakteur Alexander Gutzmer, mit unseren Masterstudenten ein Architektenlexikon zu entwickeln, hat mich spontan begeistert. Denn wer bei uns seinen Master als Media Manager für Architektur machen will, soll schon während des Masterstudiums an Praxisprojekten arbeiten, die eine Relevanz in der realen Welt der Architekturvermittlung haben. Solche Projekte müssen zugleich immer Raum lassen für die Freiheiten, die wir den Studierenden im Experimentierfeld der Hochschule bieten. Die Offenheit und Neugier, mit der der Baumeister das Projekt begleitet hat, bot die einmalige Chance, grundsätzliche Kommunikationstechniken einzustudieren und neue Formate zu erproben.

B: Was war Deine erste Reaktion beim Lesen der Texte?
J K: Ehrlich gesagt, ich war ein bisschen stolz auf meine Masterstudenten, dass dieses kleine Abenteuer mit ungewissem Ausgang zu Ergebnissen geführt hat, die wir nun gern der Öffentlichkeit präsentieren. Die Idee, ein „Architektenlexikon in Briefen“ zu verfassen, ist wunderbar von den Studierenden umgesetzt worden. So sind ganz eigenständige, emotionale Stücke entstanden, die dem Leser die Möglichkeit bieten, bedeutende Architekten sehr persönlich kennen zu lernen. Und das in Zeiten von Twitter und SMS, wo manch einer schon dachte, dass wir das Briefeschreiben verlernt haben.

B: Welche Erfahrungen haben Deine Studierenden beim Verfassen der Texte gemacht?
J K: Texten ist wie Entwerfen. Es beginnt mit einer gründlichen Analyse – beim Schreiben nennen wir das Recherche. Es braucht eine starke konzeptionelle Idee. Es folgt eine sorgfältige Durcharbeitung im Detail. Und es erfordert Übung, Übung, Übung.

B: Häuser bauen und Texte schreiben – gehört das zusammen?
J K: Wer diese Doppelqualifikation beherrscht, hat große Vorteile. Es reicht häufig nicht mehr aus, eine gute Idee zu haben. Man muss auch in der Lage sein, sie visuell und verbal verständlich und überzeugend zu formulieren. Das spielt nicht erst nach Fertigstellung des Hauses oder nach Abschluss des Entwurfs eine Rolle, sondern ganz am Anfang des Entwurfsprozesses. Ich empfehle immer, die Entwurfsidee zuallererst in Worten zu Papier zu bringen und dann mit dem Zeichnen zu beginnen. Der Akt des Schreibens ist ein außerordentlich förderlicher Akt der Inspiration und der Konzentration.

B: Euer Masterstudiengang kombiniert beides. Es gibt ihn mittlerweile seit zwölf Jahren. Was ist Dein Zwischenfazit?
J K: Ich verstehe unseren Masterstudiengang AMM Architektur Media Management an der Hochschule Bochum als Labor, in dem wir an der Schnittstelle zur Öffentlichkeit arbeiten. Die Karrieren unserer AMM-Alumni zeigen: das Konzept geht auf. Es ist möglich in diesem intensiven einjährigen Masterstudium Architekten zu Kommunikationsprofis zu auszubilden. Wir entwerfen hier keine Häuser, sondern Kommunikationsstrategien und geben den Studierenden dazu Werkzeuge für journalistisches Schreiben, Visualisierung, Fotografie, Videopublizistik, Datenmanagement, Businessplanung und Projektmanagement an die Hand. Die Basis aber ist das im Architekturstudium erlernte „architektonische Denken“. Dieses Profil der AMM-Absolventen aus Bochum ist mittlerweile in der Szene bekannt. Fast wöchentlich erreichen uns Stellenangebote von Architekturbüros, Kommunikationsagenturen, Marketingabteilungen und Kulturinstitutionen, die Mitarbeiter mit dieser Befähigung suchen. Und die Nachfrage nach unseren 20 Masterstudienplätzen ist mit jährlich 60 bis 80 Bewerbern weit höher als wir bedienen können.

Foto: Prof. Jan R. Krause, AMM Architektur Media Management, Hochschule Bochum, www.amm-bochum.de

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